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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Augenblick dachte sie, sie hätte einen Fehler begangen. Dann lächelte er.
    »Schattengänger«, gab er auf Nye zurück und legte einen Finger an die Lippen.
    Kein Befehl, sondern ein Zeichen des Einverständnisses. Er blickte sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, der ihn beobachtete. Er beugte sich zu Shima hinüber und flüsterte auf Fey: »Draußen vor dem Tor befinden sich Daniten. Sie haben Weihwasser bei sich, ein Gift, das uns tötet. Ich habe heute schon zu viele Menschen sterben sehen. Ihr müßt sofort den Rückzug durch das andere Tor antreten. Geht zum Fluß. Versammelt euch im Schattenland.«
    Ein tödliches Gift? Für gewöhnlich starben Fey nicht auf Feldzügen. Nicht in großer Zahl. Jedenfalls nie auch nur annähernd so viele, um einen Doppelgänger in Panik zu versetzen. Ihre Furcht, die sich während des ganzen Tages langsam gesteigert hatte, machte Shima plötzlich schwindlig.
    »Wo ist Jewel?« fragte Schattengänger.
    »Im Palast.«
    »Ich hole sie heraus. Nur als meine Gefangene ist sie jetzt noch in Sicherheit.«
    Shima holte tief Luft. Vielleicht gab es noch einen anderen Ausweg? Wenn sie jetzt ohne Zögern handelte, konnte sie es schaffen. Sie mußte einfach daran glauben.
    Sie spähte durch ein Loch im Tor. Schwarzgekleidete, barfüßige Inselbewohner standen auf der Straße. Jeder von ihnen hielt eine Flasche in der Hand, und sie sahen nicht verängstigt aus. Viel weniger verängstigt, als sich Shima fühlte.
    »Sind das Daniten?« fragte sie.
    »Ja«, bestätigte der Doppelgänger.
    »Sie sehen nicht besonders gefährlich aus.«
    »Das Gift tötet bei der kleinsten Berührung. Ruf deine Truppen zurück.«
    Rückzug. In den fünfzehn Jahren ihrer Tätigkeit als Kommandeurin hatte sie ihre Truppen noch kein einziges Mal dazu aufgerufen. Oder gehört, daß ein anderer diesen Befehl gab. Hätte sie Schattengängers Wandel nicht mit eigenen Augen gesehen, sie hätte ihn für einen gut informierten Spion der Inselbewohner gehalten, der auf ihre Truppe angesetzt worden war.
    Sie schluckte. »Du kümmerst dich um die Leute im Palast?«
    »Nur um Jewel«, sagte er. »Den Rest erledigst du.«
    Sie nickte. »Geh jetzt lieber«, sagte sie, »sonst wundern sich die anderen noch, warum ich dich nicht töte.«
    Ohne sich noch einmal nach ihr umzudrehen, rannte er davon. Die Inselbewohner drängten sich um ihn, als wäre er jemand, der besonderen Schutz genoß. Er hatte offenbar eine einflußreiche Persönlichkeit übernommen.
    Sie wandte den Blick von ihm ab. Zum Rückzug rufen.
    Sie kletterte auf einen Haufen zersplittertes Holz und schrie, so laut sie konnte, aber ihre Stimme ging im Kampflärm unter. Mit aller Kraft versuchte sie es ein zweites Mal: »Soldaten! Durch das Westtor zum Fluß hinunter! Auf der Stelle! Weicht den Inselbewohnern aus! Sie verfügen über einen mächtigen Zauber!«
    Die Fey in ihrer Nähe blickten überrascht auf; manche brachten sich dabei um ihren Vorteil und wurden erschlagen oder erstochen. Wie eine Welle durchliefen ihre Worte die Menge. Sie wollte gerade ein drittes Mal ansetzen, als etwas Nasses ihren Rücken traf. Sie drehte sich um.
    Ein Inselbewohner in schwarzer Robe hastete an ihr vorbei, in der Hand hielt er eine Flasche. Ihre Vision war richtig gewesen.
    »Zieht euch sofort zurück«, schrie sie, als die Schmerzen sich in ihrem Körper ausbreiteten. Krampfhaft zuckend fiel sie zu Boden, während sich ihr Körper veränderte wie der eines unerfahrenen Gestaltwandlers. Ihr letzter zusammenhängender Gedanke war der, daß sie verrückt gewesen waren, alles wegen dieser erbärmlichen Insel aufs Spiel zu setzen. Dann kämpfte sie ihren letzten, hoffnungslosen Kampf ums Überleben.

 
26
     
     
    Alexander schritt ruhelos auf und ab. Seine Schritte wirbelten jahrzehntealten Staub auf, der sich auf seine Hände und sein Gesicht legte und ihn zum Niesen brachte. Der Raum hatte kein Fenster, das er hätte öffnen können. Aber dann wäre der Lärm vom Hof noch lauter gewesen, und er hätte ein sichtbares Ziel abgegeben. Er haßte diese erzwungene Untätigkeit. Die Leute führten seine Anweisungen aus, mehr konnte er nicht erwarten. Manchmal wünschte er sich, er wäre so spontan und naiv wie Nicholas. Hätte er die Last seiner Pflichten nicht so deutlich gespürt, er hätte sich ebenfalls ins Getümmel gestürzt und bis zur völligen Erschöpfung gekämpft.
    Natürlich hätte das auch nicht viel genützt. Der einzige von ihnen, der sich mit der Kriegführung

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