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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Tür.
    Direkt nebenan befand sich die Küche. Genau wie bei Coulter stand auch hier ein Allesbrenner, der sämtliche Räume beheizte. Der Tisch war alt und verkratzt. Lowe hielt das Baby an der Schulter und klopfte ihm mit der Hand den winzigen Rücken. Das kleine Gesicht war vom Weinen gerötet, die Augen fest zusammengekniffen, und der Atem ging regelmäßig. Als Lowe Eleanora sah, lächelte sie.
    »Er wird es überstehen«, sagte sie. »Er vermißt seine Eltern, aber es wird schon alles gutgehen.«
    »Hat er gegessen?« fragte Eleanora. Sie hielt sich mit einer Hand am Türrahmen fest.
    »Wir haben ihm etwas warme Ziegenmilch gegeben. Er hat alles getrunken.« Forschend blickte Lowe Eleanora an. »Wie geht es dir?«
    Eleanora strich sich über die Haare. »Ein bißchen wackelig noch, aber sonst recht gut. Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Nicht lange«, antwortete Lowe. »Du brauchst noch viel mehr Schlaf.«
    »Ist auf dem Pfad noch nichts zu sehen? Ist mir niemand gefolgt?«
    Lowe schüttelte den Kopf.
    Eleanora löste sich vom Türrahmen und ging quer durch den Raum nach draußen. Noch schien die Sonne, aber die Kühle der Dämmerung war bereits zu spüren. Die Hütten lagen im Schatten der Bäume. Alle Dörfler saßen um den Baumstumpf in der Nähe von Helters Vorgarten, an dem sie ihre Versammlungen abzuhalten pflegten. Helter stand am Rande des Gartens, gleich neben den blühenden Beerensträuchern.
    Von innen hatte es sich angehört, als stünde er viel näher am Haus.
    Sobald die anderen Eleanora erblickten, brach die Unterhaltung ab. Helter drehte sich um.
    Eleanora hatte schon seit Jahren nicht mehr so viele Leute auf einmal gesehen, vielleicht noch nicht einmal in ihrem ganzen Leben. Sie räusperte sich. »Wenn ihr Leute zu Coulter schicken wollt«, sagte sie, »dann vergewissert euch vorher, daß sie sich verteidigen können. Und daß sie wissen, wie man sich im Wald verbirgt.«
    Helter hatte immerhin Anstand genug, den Blick zu senken. »Wir haben niemand auf dem Waldweg gesehen.«
    Eleanora zuckte die Achseln. »Vielleicht wissen sie nicht, daß so weitab auch noch Siedlungen liegen. Ich hatte Angst, sie würden mir folgen. Vielleicht haben sie mich gar nicht bemerkt.«
    »Du mußt zugeben, daß deine Geschichte ziemlich unglaubwürdig klingt«, sagte Helter.
    »Und wenn sie sich noch so seltsam anhört, so heißt das noch lange nicht, daß ich gelogen habe.« Sie ließ die Arme locker herabhängen und versuchte, einen entspannten Eindruck zu machen. Wenn sie sich ihre Nervosität anmerken ließ, machte sie ihn noch mißtrauischer. »Wenn ich das Kind tatsächlich gestohlen hätte, glaubst du wirklich, ich hätte es dann hierhergebracht, an einen Ort, an dem man seine Eltern kennt, und euch obendrein noch gesagt, wo das Kind herkommt? Ich bin alt, Helter, nicht dumm.«
    »Ich glaube auch, daß wir Eleanoras Schilderung ernst nehmen sollten«, ließ sich Vy vernehmen. Sie saß am Rande des Halbkreises, mit dem Rücken an den Baumstumpf gelehnt. »Was sie über diese Fremdlinge gesagt hat, hört sich erschreckend an. Wenn sie imstande sind, Coulter zu töten, können sie jeden von uns umbringen.«
    Helter wandte sich wieder an die Gruppe. »Ich habe Arl auf den Waldweg geschickt. Er soll nachsehen, ob irgend etwas Ungewöhnliches vorgefallen ist.«
    »Arl?« Eleanora kam langsam näher und blieb neben Helter stehen. »Er ist doch fast noch ein Junge.«
    »Er kann sich genauso gut verstecken wie eine alte Frau«, gab Helter grob zurück.
    Eleanora errötete. »Ich schäme mich nicht für das, was ich getan habe, Helter. Ich habe das Leben eines Kindes gerettet. Jetzt liegt es an euch, eure eigenen Leben zu retten. Diese Kreaturen sind grausam und herzlos …«
    Sie hielt inne. Ein Rascheln im Wald hatte sie erschreckt. Sie wirbelte herum und wurde erneut von einem Schwindelgefühl ergriffen, aber diesmal gelang es ihr, aufrecht stehenzubleiben.
    Arl kam in Begleitung eines Daniten, den Eleanora nicht kannte, über die Lichtung gelaufen. Der Danite, der die Kirche in der Nähe des Blumenflusses betreute, hatte sich seit über einem Jahr nicht mehr hier blicken lassen.
    »Es sind schreckliche Kreaturen!« Arl blieb am Rande der Versammlung stehen. Sein jungenhaftes Gesicht war blaß, aber die Augen hatten einen abwesenden Ausdruck, wie ihn Eleanora bisher nur in den Gesichtern alternder Menschen gesehen hatte. Er lehnte sich an den Daniten.
    Dieser war dünn und nicht viel älter als Arl. Sein Haar

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