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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wünschen sollte, noch am Leben zu sein oder nicht: Er würde es mit Sicherheit nicht verwinden, der Befehlshaber einer solchen Niederlage zu sein, aber dennoch konnte sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.
    Dabei ließ sie es selbst gerade eben zu, daß man sie zum König führte. Mit Schattengänger an ihrer Seite. Er war einer der Besten. Sie mußte ihm vertrauen, damit es ihm gelang, sie zu retten. Dem Mann ihrer Vision konnte sie ihr Vertrauen nicht schenken, ganz gleich, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
    Die Männer unterhielten sich wieder in der Sprache der Inselbewohner. Jewel wünschte, sie hätte die Fähigkeit eines Doppelgängers, fremde Sprachen sofort zu verstehen. Zu gern hätte sie gewußt, worüber die beiden redeten, aber sie konnte keinen von ihnen fragen.
    Der junge Mann hatte seine Stimme etwas angehoben, und Schattengänger zuckte die Achseln. Wieder bogen sie um eine Ecke und erklommen eine weitere Treppe. Hier hatte man die Gobelins von den Fenstern gerissen, es lagen keine Leichen mehr auf dem Boden. Die Stufen wurden immer schmaler und steiler. Sie befanden sich in einem eher unzugänglichen, wenig benutzten Teil des Schlosses.
    Eine Handvoll Inselbewohner drängte sich an ihnen vorbei die Stufen hinab. Alle verneigten sich. Vor dem jungen Mann? Vor Schattengänger? Sie wußte es nicht.
    »Wer ist der Mann, dem du erlaubst, mich zu berühren?« fragte sie auf Nye den Mann ihrer Vision.
    Er lächelte. Sie hatte ihn noch niemals zuvor lächeln sehen. Er sah atemberaubend gut aus. Die ausgeprägten Wangenknochen und fremdartig geformten Züge verliehen ihm eine Strenge, die sie faszinierte. »Wie bitte?« gab er ebenfalls auf Nye zurück. »Willst du denn gar nicht mehr wissen, wer ich bin?«
    Das hätte Jewel nur zu gerne gewußt, und sie fragte sich auch, wie in aller Welt sie es hatte zulassen können, daß man sie gefangennahm, während ihre Leute unten im Hof starben. Burden hätte ihr geantwortet, daß die Enkelin des Schwarzen Königs verpflichtet war zu überleben. Wortlos hatte ihr Schattengänger dasselbe gesagt. Aber sie war schon immer eine Kämpfernatur gewesen. Vielleicht brachte wenigstens das Treffen mit dem König neue Erkenntnisse, die sie ihrem Vater übermitteln konnte. Vorausgesetzt, er lebte noch.
    »Wie weit ist es denn noch bis zu diesem König?« fragte sie. »Kämpft er nicht inmitten seiner Truppen?«
    »Er hat noch nie an einem Kampf teilgenommen«, sagte der Mann leise. »Wir sind kein kriegerisches Volk, so wie ihr.«
    Der strenge Ton hielt sie von weiteren Fragen ab. Schattengänger schwieg. Die Stufen wanden sich höher und höher. Ihre Glieder waren bleischwer. Erst jetzt bemerkte sie, wieviel Kraft sie der Kampf gekostet hatte.
    Als sie das Ende der Treppe erreicht hatten, blieb der Mann neben ihr stehen. Vor einer großen Holztür standen fünf Wachen postiert. Er sprach mit ihnen, und sie verneigten sich vor ihm. Also war er es gewesen, dem die Inselbewohner Respekt gezollt hatten, nicht Schattengänger. Jewel widerstand dem Drang, einen Blick über ihre Schulter zu werfen.
    Das war nicht mehr nötig. Einer der Wächter öffnete die Tür, und der Mann führte sie in den Raum.
    Sie betraten ein großes staubiges Zimmer. Der Boden war mit zusammengeknülltem Papier übersät, und überall auf dem schmutzigen Boden waren Fußspuren zu sehen. Es gab keine Fenster, aber wenn sie aufmerksam lauschte, konnte sie die Schreie von unten hören. Also waren nicht alle Wände aus massivem Stein. Mitten im Raum stand ein langer Tisch mit Stühlen und Bänken.
    Drei ihr unbekannte Männer befanden sich bereits drinnen. Ein Mann in einer schwarzen Robe hielt eine Flasche umklammert. Jewels Atem stockte, sie zwang sich jedoch, reglos stehenzubleiben. Zeige niemals deine Furcht, lautete einer der ersten Grundsätze, sobald man in Gefangenschaft geriet. Furcht ist ein Zeichen von Schwäche. Der zweite Mann war alt, mit einem Kinn voll Bartstoppeln. Seine wässerigen blauen Augen musterten sie so aufmerksam, als wäre sie eine besondere Kostbarkeit.
    Der dritte war ein schlanker, dunkelblonder Mann mit blauen Augen. Er war jünger, als sie erwartet hatte. Er war nicht groß, wirkte durch seine geschmeidigen Bewegungen aber so. Er trug Hosen und ein weites Hemd, als wären es besonders unbequeme Kleidungsstücke. Sein Blick wanderte immer wieder zu dem jungen Mann hinüber, und Jewel spürte seine kaum verhaltene Freude.
    Sie blickte auf den Mann ihrer Vision

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