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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Wasser‹«, zitierte er, »›stirbt der Mensch.‹« Er säuberte das Schwert gewissenhaft, so wie er es gelernt hatte, nur säuberte er die Klinge diesmal von Blut. »›Der Körper des Menschen braucht Wasser. Sein Blut ist Wasser. Kinder werden in einem Schwall Wasser geboren. Wasser hält uns rein. Es hält uns gesund. Es hält uns am Leben. Im Wasser sind wir Gott am nächsten.‹«
    Die Daniten senkten die Köpfe. Der Aud schob den Altar so zur Seite, daß er wieder aufstehen konnte. Timothy blieb mit gesenktem Kopf stehen, doch Reece stand plötzlich hinter Titus. Nur Andre rührte sich nicht.
    »›Der Mensch stirbt nur, wenn er nicht rein genug ist, um zu Gottes Füßen zu sitzen‹«, sagte Titus. Er reinigte das Schwert noch zu Ende, dann reichte er es Reece und wünschte aus tiefstem Herzen, das Sakrament könnte den Rocaan zurückbringen. Aber das tat es nicht. Es war ein Denkzettel für die toten und sterbenden Fey.
    Titus sah auf sie hinunter, auf die zusammengeschmolzenen Klumpen zu seinen Füßen, von denen sich einige noch bewegten. »›Wer das Wasser berührt‹«, sagte er an sie alle gerichtet, »›der berührt das Wesen Gottes.‹«

 
     
     
DIE ZUSAMMENKUNFT
     
(Drei Wochen später)

 
42
     
     
    Ihr Vater ließ ihr keine Wahl. Während der drei Wochen, die man zur Vorbereitung der Verhandlungen benötigte, sprach Jewel so gut wie kein Wort mit ihm. Statt dessen bediente sie sich ihrer eigenen Leute, entsandte Burden und andere aus ihrer dezimierten Infanterie-Einheit nach Jahn, um mit den Bevollmächtigten des Königs die Vorbedingungen auszuhandeln. Ihr Vater verbrachte den Großteil seiner Zeit vor dem Kamin und starrte in die Flammen. Zweimal hatte er versucht, mit ihr zu reden. Einmal, um sich bei ihr zu entschuldigen, doch sie hatte ihn nicht einmal ausreden lassen. Was hatte er sich dabei gedacht, ihre Leute an eine heilige Stätte zu führen? Sie hätte ihn für so klug gehalten, das Treffen im Freien stattfinden zu lassen; oder wenigstens rasch und entschieden zu handeln. Allen Berichten zufolge hatte er zu lange gewartet und den alten Mann seine Zeremonie durchführen lassen. Als Sucher endlich eingriff, war alles längst zu weit fortgeschritten.
    Fünf Infanterie-Führer tot. Zwei Tierreiter vermißt. Der letzte verbliebene Doppelgänger der Fey tot. Und das alles für nichts. Obwohl es Sucher gelungen war, das Kirchenoberhaupt zu übernehmen, hatte er es nicht geschafft, Rugar das Geheimnis des Giftes weiterzugeben. Dazu kam der Verlust von Caseo, der, wenn man den Hütern Glauben schenken wollte, der einzige Fey war, der die Formel des bahnbrechenden Experiments in Hinsicht auf das Gift gekannt hatte.
    Wenn sie ihrem Vater das Kommando weiterhin überließ, würde schon bald keiner mehr von ihnen übrig sein. Kein einziger.
    So stand sie also neben Burden auf dem Hügel und blickte den mit Felsbrocken übersäten Hang auf die flache Steinplatte hinunter, auf der die Tische für die Zusammenkunft aufgebaut worden waren. Der Wind peitschte ihr Haar und zerrte an ihrem Zopf. Ihr Vater gehörte der Delegation zwar an, war jedoch kaltgestellt. Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Allein die Verhandlungen zur Festlegung des Tagungsortes waren mehr als schwierig gewesen. Letztendlich hatte man sich auf einen Ort in der Nähe des Kanals geeinigt, durch den die Fey den Cardidas heraufgekommen waren. Die Felsen erhoben sich hier weit über das Land und bildeten eine nach allen Seiten geschützte Senke. Die Grundfläche der Senke war ein flaches Felsenstück, das einen natürlichen Versammlungsort – unter freiem Himmel – bildete. Beide Seiten hatten ihn zuvor inspiziert, und beide Seiten wußten, daß der jeweils andere dort unter keinen Umständen die Oberhand gewinnen konnte.
    Die Felsenwächter begrenzten die Mündung des Flusses wie Wachtposten vor einem Palast. Hinter ihnen lag die Freiheit. Und Jewels Großvater, den sie womöglich nie wiedersehen würde. Das schwarze Wasser toste rings um die Wächter, seine brodelnden Wogen waren mit einer dünnen Schicht Schaum bedeckt. Wellen brachen sich am Stein und benetzten die Felsen mit Gischt. Der feine Nebel lag auch in der Luft, eine kühle und erfrischende Abwechslung nach dem stickigen, rauchigen Geruch der Schattenlande. Ohne die bedrückende Angst wäre Jewel über diesen Ausflug nach draußen glücklich gewesen.
    Seit ihr Vater mit der Nachricht von seiner Niederlage zurückgekehrt war, hatte sie sehr viel über

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