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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Blick erfaßte ihre Krücken und die Beinschiene, und er lächelte mitfühlend. »Das kann ich sehr wohl verstehen«, sagte er. »Ich hoffe nur, daß du nicht die ganze Zeit über gestanden hast. Nimm doch bitte Platz.«
    »Nein, Herr. Das geht nicht. Das sind meine Reisekleider.«
    »Mir ist es lieber, du machst meinen Stuhl ein bißchen schmutzig, als daß du auf meinem Teppich in Ohnmacht fällst«, erwiderte er.
    Sie errötete und setzte sich auf das rote Polstersofa. Das Sofa war hart, obwohl es ganz weich aussah. Die Schmerzen in ihrem Körper machten sich wieder bemerkbar. Sie hatte nicht gewußt, wie müde sie eigentlich war. »Vergebt mir, daß ich Eure Zeit in Anspruch nehme, Herr«, sagte sie. »Aber ich hoffe, Ihr könnt mir helfen.«
    »Das werde ich versuchen.« Er ließ sich auf dem Polstersessel nieder, drehte ihn so, daß er ihr gegenübersaß, und faltete die Hände im Schoß.
    »Mein Kind wurde entführt. Die Frau, die den Jungen mitnahm, war eine Fey.«
    Lord Stowes Mund klappte vor Staunen auf. Erst nachdem er sich wieder gefangen hatte, machte er ihn zu. »Hat jemand diese Frau gesehen? Bist du sicher, daß das Kind nicht … entschuldige bitte … einfach weggelaufen ist?«
    Eleanora biß sich auf die Lippe und fuhr mit der Zunge über die Stelle, an der sich ihre Zähne berührt hatten. Sie beschloß, seine Zweifel an ihren Fähigkeiten, ein Kind zu hüten, einfach zu ignorieren. Sie holte tief Luft und blickte dann zur Seite, betrachtete ihre Finger. Sie waren gekrümmt und mit Flecken übersät. Die Hände einer alten Frau.
    »Es hört sich vielleicht verrückt an, Herr«, sagte sie, »aber am Tag zuvor habe ich eine Katze im Haus aufgenommen. Sie sah sehr ausgehungert aus, und mein Junge mochte sie sofort, und deshalb hat sie ein paar Essensreste und ein wenig Wasser bekommen. Es kam mir richtig vor. Ich habe schon immer mit den Geschöpfen Gottes geteilt und noch nie zuvor Probleme damit gehabt. Doch in dieser Nacht bin ich von meinem Kind wach geworden. Der Junge lachte. Als ich in sein Zimmer ging, stand im Mondlicht eine Fey in einem meiner Unterröcke vor ihm. Sie spielte mit ihm und sagte, sie will ihn mir wegnehmen. Also packte ich ihn und rannte weg. Er ist noch sehr klein und wiegt nicht viel, aber ich kann mich nicht mehr sehr schnell bewegen. Die Katze lief mir voraus … und jetzt kommt etwas, das sich verrückt anhört … sie verwandelte sich in diese Frau, nur daß sie diesmal nichts anhatte. Sie war jünger als ich, und kräftiger. Sie brach mir einige Rippen und ein Bein … und sie entriß mir den Jungen. Ein paar Männer haben sie verfolgt, aber sie haben ihre Spur verloren. Im Morgengrauen haben sie sich noch einmal auf die Suche gemacht. Sie glauben, ihre Spur führt zu dem Ort, an dem sich die Fey aufhalten.«
    »Zum Schattenland?« fragte Lord Stowe.
    Sie nickte. Die Erinnerung hatte ihr wieder Tränen in die Augen getrieben.
    »Und du bist sicher, daß es kein Traum war?«
    Sie hob den Kopf. Er hielt die kalte Pfeife in der Hand und drehte sie hin und her. Er schien gebannt auf ihre Antwort zu warten und abermals keine Hintergedanken bei seiner Frage gehabt zu haben.
    »Nein, keinesfalls, Herr«, antwortete sie mit ruhiger Stimme. Schließlich hatte sie ihn um Hilfe gebeten. »Auch andere haben die Frau gesehen. Allerdings bin ich die einzige, die gesehen hat, wie sie sich verwandelte.«
    Er nickte mit gerunzelter Stirn. »Wie alt ist dein Junge?«
    »Anderthalb Jahre, Herr.«
    »Dann war er also kein Fey-Kind«, murmelte er, als hätte er die ganze Zeit über an diese Möglichkeit gedacht.
    Ihre Wangen wurden heiß. »Nein, Herr! Die Fey haben seine Eltern getötet. Ich habe ihn herausgeholt, bevor sie ihn finden konnten.«
    Lord Stowe setzte seine Pfeife ab, stemmte sich vom Stuhl auf und ging, ihr den Rücken zugewandt, zum Kamin. »Glaubst du, daß sie ihn aus einem ganz bestimmten Grund haben wollten?«
    Die Erinnerung kam unvermittelt. Die schlanke Frau, die so natürlich im Mondlicht aussah, ihre Stimme so selbstbewußt, so sicher, daß sie Coulter besser als Eleanora behandeln konnte. »Sie sagte, er habe die Zauberkraft, aber wenn er bei mir bliebe, würde er sie nie einzusetzen verstehen.«
    »Magie.« Lord Stowe drehte sich um, so daß er ihr Gesicht sehen konnte. Er legte die Hände auf die nächstbeste Stuhllehne und stütze sich darauf. »Bist du sicher, daß er auf der Blauen Insel geboren wurde?«
    Eleanora nickte. »Ich habe geholfen, ihn auf die

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