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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Achseln. »Der Älteste Andre glaubte nicht, daß wir das Weihwasser als Waffe benutzen sollten, aber er versuchte trotzdem nicht, mit dem Rocaan zu brechen.«
    »Der Älteste Andre verschwand an dem Tag, als der Rocaan starb«, sagte Linus.
    »Ich glaube, er ist gestorben«, sagte Reece leise. Reece war dabeigewesen. Wenn er die Wirren dieses Tages beschrieb, schauderte es Matthias jedesmal.
    »Um mich noch einmal ganz klar auszudrücken«, fuhr Matthias fort, ohne sich vom Thema ablenken zu lassen. »Ich bin der Rocaan, egal als was mich Porciluna auch bezeichnen mag. Ich bin der Hüter der Geheimnisse und der geistige Erbe des Roca, ernannt von dessen vorhergehendem geistigen Erben. Ihr könnt einen von euch zum Rocaan ernennen, aber er wird niemals der wahre Sohn des Roca sein. Ich werde meinem Nachfolger alle Geheimnisse meines Amtes anvertrauen, aber ich werde sie nur an denjenigen weitergeben, den ich selbst ausgewählt habe.«
    Er blickte die versammelten Ältesten durchdringend an. »Ich werde niemanden nur deswegen wählen, weil Ihr mich dazu zwingen wollt. Werft mich hinaus, wenn Ihr wollt. Tötet mich, wenn Ihr wollt. Aber denkt immer daran: Wenn ich keinen Nachfolger ernannt habe, gehen die Geheimnisse meines Amtes mit mir unter.«
    Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern wirbelte herum und verließ den Audienzsaal. Sollten sie erst einmal darüber nachdenken. Sie brauchten ihn jetzt mehr als jemals zuvor. Denn eines der Geheimnisse, die er kannte, war das Geheimnis des Weihwassers. Ohne dieses Wissen war die gesamte Inselbevölkerung den Fey wehrlos ausgeliefert.

 
27
     
     
    Sein ganzer Körper schmerzte. Lord Stowe hatte das Gefühl, als wäre der Sattel zu einem Teil von ihm geworden. Drei Tage lang hatte er auf dem Pferd gesessen und nur angehalten, wenn das Tier ein Ruhepause brauchte. Er hatte entschieden, daß es wichtiger war als alles andere, so schnell wie möglich nach Jahn zurückzureiten.
    Das unbehagliche Gefühl, das er seit dem Tod des Königs verspürte, wollte nicht weichen. Jahn war nicht mehr dieselbe Stadt wie noch vor zwei Wochen. Als er jetzt durch die Straßen ritt, bemerkte er, daß die Fensterläden geschlossen waren und keine Kinder auf den Straßen spielten. Eine so große Veränderung hatte er nicht erwartet. Nicht einmal, als Alexanders Vater gestorben und jedermann in Jahn über seinen Tod erschüttert gewesen war, hatte sich die Stadt so dramatisch verändert gezeigt.
    Diese Veränderung ging auch nicht auf einen Erlaß des neuen Königs zurück. Stowe hatte drei verschiedenen Ausrufern auf seiner Reise zugehört, und keiner von ihnen hatte von offiziell angesetzten Trauertagen gesprochen. Die Ausrufer hatten nur versucht, der Bevölkerung so schonend wie möglich zu erklären, warum die Krönungsfeierlichkeiten in solcher Eile abgehalten werden mußten. Stowe jedoch war alarmiert. Und je weiter er in die Stadt hineinritt, desto unmißverständlicher verstärkte sich dieses Gefühl.
    Normalerweise verbrachten die Einwohner von Jahn ihren Nachmittag im einladenden Frühlingssonnenschein gern im Freien. Es roch nach feuchter Erde und dem Cardidas, aber es wehte eine leichte, frische Brise, ein erster Vorbote des Sommers. Doch niemand schien sich daran zu erfreuen. Nicht einmal die alten Männer, denen die kleinen Läden gehörten, saßen vor ihren Geschäften. Die Türen waren geschlossen und die Ladenschilder abgehängt. Es war, als hätten alle Einwohner die Stadt verlassen.
    Sogar die Tore zum Tabernakel waren verriegelt, was zum letzten Mal vor mehreren Jahren geschehen war, in der Nacht der Invasion.
    Schon damals hatte es ihn beunruhigt, aber nicht so sehr wie jetzt.
    Da er seinen Freunden und Nachbarn nicht auf den Straßen Jahns begegnen wollte, hatte er einen Nebenweg eingeschlagen und eigentlich die Absicht gehabt, zuerst zu seinem eigenen Haus zu gehen, um sich vom Schmutz der Reise zu säubern und ein frisches Pferd zu satteln, aber jetzt änderte er diesen Plan.
    Der Weg zu seinem Haus führte an der Siedlung der Fey vorbei. Schon oft war er dort entlanggeritten, um Nicholas von den Fortschritten – oder deren Ausbleiben – zu berichten. Die Siedlung nahm einen großen Teil des Flußufers ein. Jahr für Jahr hatte Stowe mit angesehen, wie sie überflutet wurde, und er hatte heftige Kritik an dem Vorhaben geübt, gerade dieses Stück Land den Fey zu überlassen. Alexander aber hatte nicht nachgegeben … Wenn sie entschlossen sind, in Jahn zu leben,

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