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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zurück. Die Galle stieg ihm hoch, und er mußte schlucken. Rugar hatte den Fey mehr geschadet als jeder andere.
    »Ein Fey-Kind kann nicht unter Inselbewohnern aufwachsen«, sagte Rugar. »Sofort nach den ersten Anzeichen seiner Frühreife wäre er mit Weihwasser besprengt worden. Du hast doch selbst gesehen, was dieser ›Heilige Mann‹ Jewel angetan hat. Stell dir einmal vor, dasselbe geschieht mit einem hilflosen Kind. Sobald ich kann, werde ich auch seine Schwester herausholen.«
    »Das wirst du nicht«, entgegnete Burden. Er erhob sich. »Du wirst dich von jetzt an nicht mehr einmischen. Ich war dabei, als die Schamanin sagte, das kleine Mädchen solle nicht in die Schattenlande gebracht werden. Die Schamanin hat Visionen. Du nicht.«
    »Ich habe etwas viel Besseres«, sagte Rugar. »Ich habe die Visionen meines Enkels.«
    »Hat dieser frühreife Junge Jewels Tod Gesehen?«
    Diese Frage ließ Rugar, der eben großmäulig aufgetrumpft hatte, verstummen. Er ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen und blickte in die Flammen, die im Kamin züngelten. Ihr Licht spiegelte sich zuckend und tanzend auf seinem Gesicht. »Ja«, antwortete er leise. »Das hat er.«
    »Und du hast nichts unternommen? Keine Vorbereitungen getroffen?«
    »Er ist ein Kind«, sagte Rugar. »Es war seine erste Vision, alles war sehr wirr. Ich hatte keine Ahnung, daß die Mutter, die er auf dem Boden liegen sah, Jewel war. Und ich wußte auch nicht, daß es sich bei den Menschen, die er die gelben Leute nannte, um die Inselbewohner handelte. Erst im nachhinein …«
    »Nicht im nachhinein«, unterbrach ihn Burden. »Du willst einfach nicht zugeben, daß du gewarnt worden bist und nichts getan hast. Natürlich bist du Blind. Du hast es auch überhaupt nicht verdient, zu Sehen.«
    Rugar rührte sich nicht. »Du kannst sagen, was du willst«, erwiderte er. »Ich habe es nicht gewußt.«
    Aufgewühlt schritt Burden in der kleinen Hütte auf und ab. Er berührte den Tisch, an dem Jewel einst gesessen hatte, strich zärtlich über die Tasse, aus der sie am liebsten getrunken hatte. Er würde sie niemals wiedersehen, nie mehr mit ihr reden, würde keine Gelegenheit mehr haben, sich für all die Dinge, die er gesagt und gedacht hatte, bei ihr zu entschuldigen.
    »Es war dein Fehler, daß wir hier gelandet sind«, sagte Burden. »Dein Mangel an Visionen hat dazu geführt, daß die Inselbewohner uns abschlachten konnten, und dein Mangel an Weisheit hat uns daran gehindert, auf andere, vernünftigere Stimmen zu hören.«
    Burden ging auf Rugar zu und hielt ihn auf seinem Stuhl fest, indem er die Hände auf die Arme des Älteren legte. Rugar sah zu ihm auf, seine Augen blickten leer und hoffnungslos.
    »Du wirst mir jetzt genau zuhören«, fuhr Burden fort. »Wir sind für das, was geschehen ist, verantwortlich. Aber die Inselbewohner sind es auch. Wir haben noch nie dadurch überlebt, indem wir uns versteckten. Wir haben es nicht deswegen zu etwas gebracht, weil wir herumspionierten und unsere Visionen mißachteten. Wir sind allein deshalb eine Großmacht, weil wir es immer verstanden haben, das Beste aus unseren Fähigkeiten zu machen.«
    Rugar blieb unbeweglich sitzen. Er beobachtete Burden, als sei dieser ein trotziges Kind.
    »Wir haben auch Jewel gegenüber eine Verantwortung. Die Enkelin des Schwarzen Königs wurde ermordet, als sie sich vertrauensvoll in die Hände des Feindes begab. Wir müssen sie rächen.«
    »Das ist unmöglich«, erwiderte Rugar. »Ihr heiliger Mann stellt das Gift her.«
    »Du bist ein schwacher Mann«, sagte Burden. »Deine Schwäche, dein Wunsch, etwas Größeres zu sein, als du in Wirklichkeit bist, hat uns hierhergeführt. Du hast niemals deine Grenzen erkannt, nie auf die Ratschläge der anderen gehört. Du hast uns einfach alle hergebracht und zu diesem Leben verdammt. Und als deine Tochter versuchte, die Dinge zum Besseren zu wenden, hast du sie im Stich gelassen und ihr Kind entführt. Du bist kein Anführer, Rugar. Und gewiß kein Visionär. Du bist nichts als ein schwacher, erbärmlicher Mann, der immer nur an sich selbst denkt.«
    »Du hast kein Recht, so mit mir zu reden«, sagte Rugar. »Ich bin in Trauer.«
    »Siehst du? Du denkst nur an dich. Ich habe alles Recht der Welt«, fuhr Burden fort. »Jetzt ist nicht die Zeit zu trauern. Wir müssen ihren heiligen Mann zur Rechenschaft ziehen. Erst dann können wir wieder mit Nicholas verhandeln.«
    »Ihr heiliger Mann kann eigenhändig mehr Fey töten als Nicholas

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