Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
vermißt, und …«
    »Ich werde mich nicht für Eure Zwecke einspannen lassen, Canter«, erhob jetzt Holbrook die Stimme. »Meine Füße tragen mein Gewicht schon seit Jahrzehnten und werden es auch weiterhin tun.«
    »Eure Vergeßlichkeit scheint mir doch eine recht ernste Angelegenheit zu sein, Lord Canter«, sagte Nicholas. »Ich glaube, Wir müssen sie gut im Auge behalten. Sollte sie sich störend auf Eure Aufgaben bei Hofe auswirken, werden Wir nicht umhin können, Euren Sohn aufzufordern, Euren Sitz zu übernehmen.«
    »Mein Sohn ist noch sehr jung, Hoheit«, erwiderte Canter. »Ich bin sicher, daß ich meinen Aufgaben hier auch dann noch besser gewachsen bin als er, wenn ich mich nicht auf der Höhe meiner Kraft befinde.«
    »Euer Sohn und ich sind gleichaltrig, Mylord«, antwortete Nicholas. »Wir sind schon seit langem keine kleinen Jungen mehr. Ich sähe ihn mit größtem Vergnügen an meiner Seite. Gewiß wäre dies einfacher, als sich ständig mit Euren neuen Leiden herumschlagen zu müssen.«
    Canter sah Nicholas mit zusammengebissenen Zähnen an. Der König erwiderte den giftigen Blick gelassen. Endlich senkte Canter den Blick und verneigte sich.
    »Ich versichere Euch, Sire, daß meine Unpäßlichkeit meine Pflichten nicht mehr beeinträchtigen wird.«
    »Das rate ich Euch«, sagte Nicholas. »Ich werde Euch beobachten.«
    Als sich Canter erhob, waren seine Wangen nicht mehr rot, aber seine Augen blickten immer noch unschlüssig. Nicholas wandte sich von ihm ab.
    »Meine lieben Freunde«, sagte Nicholas, mit besonderer Betonung des Wortes ›Freunde‹, »Wir stehen vor der schwersten Krise der Blauen Insel, seit der Roca den Soldaten der Feinde gegenübertrat. Ich bin sicher, daß Lord Stowe Euch bereits von dem Fey erzählt hat, der dort gesehen wurde, wo man meinen Vater umgebracht hat.«
    Die Ratsherren nickten.
    »Vor wenigen Minuten hat mir ein Stallbursche gesagt, daß er beobachtet hat, wie Matthias jenes Tuch, mit dem Jewel zu ihrem Schutz bedeckt werden sollte, zusammen mit einigen Weihwasserfläschchen in einen Beutel gesteckt hatte. Der Tod meiner Frau ist ebensowenig ein Zufall wie der meines Vaters.«
    Feslers Hand umklammerte den Stock noch krampfhafter. Enford blickte zu Boden. Stowe runzelte die Stirn. Canter und Miller rührten sich nicht. Egan schloß die Augen und schüttelte den Kopf.
    Nur Holbrook schien unbeeindruckt. »Das ist eine sehr schwerwiegende Anklage, Hoheit.«
    »Dessen bin ich mir bewußt«, entgegnete Nicholas. »Ich brächte sie nicht vor, wenn ich mir nicht sicher wäre, daß sie der Wahrheit entspricht.«
    »Auch ich habe die Aussage dieses Zeugen gehört«, sagte Enford. »Sie ist unanfechtbar. Ich habe den Zeugen überprüft, bevor ich ihn vor den König brachte.«
    »Etwas so Wichtiges könnt Ihr nicht ausschließlich auf die Aussage eines Dieners stützen«, sagte Fesler.
    »Das tue ich keineswegs«, entgegnete Nicholas. »Ich stütze es auf die Aussage eines Stallburschen, auf das, was ich selber weiß, und auf Matthias’ Handlungen. Er hat alles versucht, damit Jewel im Krönungssaal bleibt. Ein paar Minuten früher oder später, und wir hätten nicht nur sie, sondern auch das Kind verloren.«
    »Vergebt mir, Hoheit, aber wäre das nicht ein Segen gewesen? Man sagt jetzt schon, das Kind sei ein noch schlimmeres Monstrum als sein Bruder.« Canter hatte leise und zögernd gesprochen, als wolle er niemanden beleidigen.
    Langsam richtete sich Nicholas zu seiner vollen Größe auf. Er ging zwei Stufen hinab, blieb stehen und blickte auf Canter herunter. »Ich werde Eure Bemerkungen nicht länger hinnehmen.«
    Canter kniff die Augen zusammen. »Das werdet Ihr wohl müssen, Hoheit. Wenn Ihr es nicht von mir hört, so wird man es hinter Eurem Rücken tuscheln. In der Stadt heißt es schon, daß der Tod der Fey-Frau eine gute Sache war, weil das königliche Blut jetzt nicht mehr durch das Blut der Verfluchten verunreinigt werden kann. Sie sagen, daß man Euch verhext und Matthias den Zauber endlich gebrochen habe.«
    Nicholas hob das Kinn gerade so weit, um besonders hochmütig auf den Mann herabzusehen. »Ihr sprecht von meiner Frau und meinen Kindern.«
    »Ich spreche vom Zustand der Monarchie.«
    »Der Zustand der Monarchie«, wiederholte Nicholas und kostete jedes einzelne Wort aus, »ist folgender: Ich trete die Nachfolge meines Vaters an. Wenn Ihr mich hintergeht, begeht Ihr Hochverrat. Wenn Ihr schlecht über meine Frau und meine Kinder redet, ebenfalls.

Weitere Kostenlose Bücher