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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Gepflegtheit zu tun.
    Das Gebäude war größer als die meisten anderen Provinzkirchen. Ein Danite, der ständig im Dorf lebte, hielt die Gottesdienste ab; auch das eine Seltenheit, denn die meisten Daniten in einem so kleinen Gebiet reisten von Gemeinde zu Gemeinde. Trotzdem bestand die Kirche nur aus einem einzigen Raum, der etwa so groß war wie der Vorraum in Stowes eigenem Landhaus. Ein Dutzend Andachtsbänke bot Platz für die Dorfbewohner, die am Morgen- und Mitternachtssakrament teilnehmen wollten.
    Fenster gab es nicht. Die Wände waren weiß verputzt, aber durch den Bewurf schimmerte noch der braune Stein. Der Altar war ein viereckiger, grob geschnitzter Tisch mit Aussparungen für die Weihwasserflaschen. Ein überdimensionales Schwert, das Symbol ihrer Religion, hing mit der Spitze nach unten an der Wand hinter dem Altar. In seinem Silber spiegelte sich das Licht eines Dutzends Kerzen. Das Schwert war sorgsam poliert und wurde offensichtlich sehr in Ehren gehalten. Als Stowe näher trat, bemerkte er, daß in das Silber die Worte des letzten Segens des Roca eingraviert waren, die letzten Worte vor seinem Tod.
    Stowe betrachtete sich selbst nicht als gläubig, obwohl er mindestens einmal pro Woche am Mitternachtssakrament teilnahm. In jedem Mitternachtssakrament wurde die Aufnahme des Roca auf zeremonielle Weise wiederholt. Die Geschriebenen und Ungeschriebenen Worte berichteten von der Gottgefälligkeit des Roca, der, als er vor der Wahl stand, sein Volk in eine Schlacht, die man nicht gewinnen konnte, zu führen oder die Soldaten des Feindes abzuschlachten, sich dafür entschied, sich selbst zu opfern. Er reinigte sein Schwert mit Weihwasser, stürzte sich hinein und wurde in die Hand Gottes Aufgenommen, wo er die Belange seines Volkes vor Gottes Ohr vertrat.
    Stowe fand die Vorstellung von der Aufnahme des Roca ein wenig lächerlich und den Gedanken, daß sich eine ganze Religion auf die guten Worte gründete, die ein einziger Mann vor Gottes Ohr einlegte, reichlich absurd. Aber trotzdem war ein Teil von ihm über die Idee, hier in der Kirche eine Befragung zum Tod des Königs durchzuführen, entsetzt.
    Offensichtlich war er doch noch empfindlich, was die Religion betraf.
    Eine Erkenntnis, auf die er im Moment gern verzichtet hätte.
    Außer dem Daniten, der noch immer damit beschäftigt war, die Kerzen anzuzünden, befand sich Stowe allein in der Kirche. Die letzten Tage hatte er damit zugebracht, sich mit Leuten zu unterhalten, die an der Straße wohnten, in der Nähe der Stelle, an der der König ermordet worden war. Niemand hatte etwas gesehen. Für seine Arbeit hier verließ sich Stowe auf den Daniten, der von mehreren Dorfbewohnern wußte, die vor der Ankunft des Königs abfällige Bemerkungen gemacht hatten.
    Stowe war froh über die Arbeit und auch über die Hilfe. Er hatte Monte mit der Leiche und der Nachricht, daß Stowe bleiben würde, bis er den Mörder gefunden hatte, nach Jahn zurückgeschickt. Den Mörder zu finden lenkte ihn von jenem schrecklichen Augenblick ab: dem Aufprall des Pfeils auf dem Körper, dem leisen, überraschten Ausruf des Königs, als er rücklings vom Pferd fiel. Stowe war im gleichen Jahr zum Lord ernannt worden, als Alexander König geworden war. Beide waren sie jung und unerfahren gewesen, hatten das Land ohne die leiseste Ahnung von Staatsgeschäften regiert, hatten zusammen gelernt, waren zusammen reifer geworden, hatten gemeinsam Fehler begangen.
    Stowe hatte niemals damit gerechnet, derjenige zu sein, der zurückblieb. Alexander war immer von einer goldenen Aura umgeben gewesen. Selbst als seine erste Frau starb und ihn allein mit Nicholas zurückließ, hatte Alexander neben den Staatsgeschäften die Zeit gefunden, seinen Sohn allein großzuziehen. Seine zweite Frau hatte ihm keine Nachkommen geschenkt, aber er hatte sich in ihrer Gesellschaft wohl gefühlt. Ihr Tod war ein schwerer Schlag für Alexander gewesen, von dem er sich noch nicht richtig erholt hatte, als die Fey über die Insel herfielen.
    Aber selbst der Widerstand gegen die Fey schien in ein goldenes Licht getaucht, die offensichtliche Liebe zwischen Nicholas und Jewel ein Gottesgeschenk.
    Stowe hatte nie eine Frau gefunden, ganz zu schweigen von der Zeit, ein Kind großzuziehen. Er hatte sein Leben im Dienste des Königs zugebracht und die Wünsche des Königs in die Tat umgesetzt.
    Jetzt war er hier, schlief in einer fremden Lehmhütte, auf dem sumpfigen Boden eines nach Moder und fauligem Wasser

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