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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zugleich.
    Solandas Vorderpfoten wurden zu Händen, die Hinterpfoten zu Füßen. Rücken und Beine wurden länger, die Ohren verschoben sich, und die Schnauze schrumpfte. Die Barthaare verschwanden, und einen Augenblick lang – der kritische Punkt jeder Wandlung – war sie blind. Dann Wandelten sich auch ihre Sinneswahrnehmungen, und sie fand sich in äußerst unvorteilhafter Position im Schlamm kauernd wieder: Hände und Füße auf dem Boden, das Hinterteil in die Luft gestreckt und den Kopf gesenkt.
    Sie erhob sich sofort, wischte sich die Hände an den nackten Beinen ab und betrachtete ihre männlichen Landsleute. Die Domestiken hatten schon früher Wandlungen verfolgt und manchmal auch der Schamanin bei der Geburt von Gestaltwandlern geholfen, aber Burden verfügte über weniger Magie. So etwas hatte er wahrscheinlich noch nie gesehen.
    Er riß Mund und Augen auf. Dann schob er das Kinn vor, als erstaunte ihn Solandas Verwandlung nicht im mindesten, aber gerade diese Bewegung verriet ihn.
    Solanda mußte sich das Lachen verbeißen. Sie wußte, welchen Eindruck sie machte. Sie selbst war so daran gewöhnt, vor den Augen anderer plötzlich nackt dazustehen, daß sie sich nicht mehr unwohl dabei fühlte. Eigentlich beobachtete sie gerne die Reaktionen anderer, falls sie überhaupt reagierten. Und der junge Burden hatte offensichtlich ein Problem damit. Wandler waren die vollkommensten Fey, sowohl körperlich als auch magisch, und Solandas körperliche Erscheinung verwirrte Burden ganz offensichtlich.
    Solanda warf ihr lohfarbenes Haar über die Schulter und richtete sich noch gerader auf, damit ihre Brüste hervortraten. Dann grinste sie. »Hat jemand zufällig ein Tuch bei der Hand?«
    Einer der Domestiken nickte und verschwand im nächsten Haus. Der andere erwiderte Solandas Grinsen. Nur Burden starrte Solanda noch immer unverwandt an. Wenn er schluckte, tanzte sein Adamsapfel auf und ab.
    »Oder glaubst du, richtige Kleidung wäre passender?« fragte Solanda, die ein so dankbares Opfer nicht aus den Fingern lassen mochte. »Die Frau hat sich angehört, als würde sie gleich das Tor stürmen.«
    »Du bist vor einer Inselfrau geflohen?« Endlich verstand Burden, daß Solanda sich über ihn lustig machte. Seine Antwort klang eine Spur herablassend, ein Tonfall, den Rugar an Burden schon immer verabscheut hatte.
    »Das ist wohl angebracht, wenn sie Gift bei sich trägt.«
    Schlamm klebte an Solandas Händen und Füßen. Der menschliche Körper hatte seine Nachteile. Am liebsten hätte Solanda sich an einem trockenen Ort niedergelassen und geputzt. Aber so, wie sie jetzt war, mußte sie auf Tücher und Wasser warten. Sie war noch Katze genug, um sich beim Gedanken an ein Bad zu schütteln.
    Dieses Gefühl würde bald verschwinden, aber nicht schnell genug. Die Inselfrau konnte jeden Augenblick hier sein, und wie sollte man dann die nackte Fey-Frau erklären? Inselbewohner liefen bestimmt nie nackt herum, wahrscheinlich sahen noch nicht einmal Eheleute einander unbekleidet.
    Danach mußte sie Jewel fragen, wenn sie sie das nächste Mal traf. Welch eigenartige Wahl Rugars Tochter doch getroffen hatte. In all den Jahren der Eroberungszüge hatte Solanda noch nie in Erwägung gezogen, eine Beziehung mit einem Feind einzugehen.
    In Versuchung war sie höchstens geraten, wenn die Kater der Feinde besonders attraktiv waren.
    Es war Gesetz bei den Gestaltwandlern, daß sie ihre Gestalt niemals während der Brunftzeit änderten. Während ihrer Teilnahme an Rugars Kleinkriegen hatte sich Solanda allerdings nicht immer an diese Regel halten können.
    Burden starrte sie immer noch an. Zeit, die Initiative zu ergreifen. »Was ist los, Burden«, fragte sie. »Noch nie eine nackte Frau gesehen?«
    »Jedenfalls keine so schmutzige«, gab er zurück. Seine Stimme war ruhig, aber er wandte den Blick ab.
    »Dann fehlte dir bis heute eine wunderbare Erfahrung«, spottete Solanda. Jetzt kam der Domestike mit zwei Handtüchern und einem Gewand aus dem Haus. Plötzlich war Solanda dankbar. Die kühle Luft auf ihrer ungeschützten Haut ließ sie frösteln. Sie hatte nie verstanden, warum nicht auch Menschen ein Fell besaßen.
    Der Domestike reichte ihr die Tücher, und Solanda rieb sich damit ab. Fast hätte sie auch ihre Füße gesäubert, aber dann erinnerte sie sich, daß das eine alte Katzengewohnheit war – oft hatte sie auf drei Pfoten im Schlamm gestanden, die vierte Pfote saubergeleckt und dann wieder auf den schmutzigen Boden

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