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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Worten nichts zu diesem Thema vermerkt ist. Und bisher habe ich es immer so verstanden, daß Rocaan derjenige wird, der im Besitz der Geheimnisse ist.«
    »Du bist nicht soweit, Rocaan zu sein«, sagte Reece nachsichtig.
    »Das weiß ich«, sagte Titus. »Deshalb sollten wir den Rocaan zurückholen.«
    »Er ist zurückgetreten«, sagte Porciluna.
    »Aber auch dafür gibt es keinerlei Vorkehrungen«, erwiderte Titus. »Seht Ihr? Es funktioniert perfekt. Ihr erlaubt ihm, mit der Tradition der Kirche zu brechen, damit Ihr mir erlauben müßt, das gleiche zu tun.«
    »Das ist Erpressung«, sagte Porciluna.
    »Nein«, gab Titus zurück. »Das ist Logik. Man kann sich die Dinge nicht so hinbiegen, wie man sie gerade braucht. Sie müssen im Einklang mit unserem Verständnis des Willen Gottes geschehen.«
    »Gottes Wille werden wir nie verstehen«, gab Porciluna zu bedenken.
    »Die Worte, die Tradition und die leise ruhige Stimme sind dazu da, uns dabei zu helfen, wie vollkommen oder wie unvollkommen auch immer«, sagte Reece.
    »Seid Ihr auf seiner Seite?«
    Reece schüttelte den Kopf. »Hier gibt es keine Seiten. Nur eine komplizierte Angelegenheit, die sich nicht ganz einfach klären läßt.« An Titus gewandt sagte er: »Wir werden Matthias nicht suchen.«
    Titus wollte etwas erwidern, doch Reece brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen.
    »Er ist Gottes Stellvertreter, und er hat sich dazu entschlossen, zurückzutreten. So nehmen Traditionen ihren Anfang. Wäre ich hiergewesen, vielleicht hätte ich bemerkt, worauf sein Entschluß beruhte. Matthias ist ein Gelehrter. Er weiß, was er tut.«
    »Aber er war nie ein Gläubiger …«
    Reece blickte absichtlich auf Titus’ unbeschuhte Füße. »Er war nie ein bewußter Gläubiger. Aber der Tabernakel war ihm immer wichtig. Er hat ihm so gut er konnte gedient.«
    »Erst vor wenigen Augenblicken sagte Matthias, daß er nicht geglaubt hat«, schnarrte Porciluna.
    »Und er sagte, das sei einer der Gründe für seinen Rücktritt«, warf Titus ein, ohne genau zu wissen, wieso ihm dieser Satz mit soviel offensichtlichem Zorn einfiel. Es war ihm bekannt gewesen, daß der Rocaan Probleme mit seinem Glauben gehabt hatte, aber daß es den anderen Ältesten ebenso erging, war ihm neu. Nicht einmal die Auds, mit denen er aufgewachsen war, selbst diejenigen, die alles an der Kirche und der Religion in Frage gestellt hatten, waren so eigenartig gewesen. Im Gegenteil, sie waren sogar dazu fähig gewesen, in der Kirchenhierarchie aufzusteigen.
    Eine Blasphemie.
    »Matthias hat nie einen Hehl aus seinem Mangel an Glauben gemacht«, sagte Reece. »Ich habe ihn oft gerade deshalb für würdiger als die stramm Gläubigen gehalten. Würdiger auch als die Lügner.«
    Bei der letzten Bemerkung streifte sein Blick Porciluna. Porciluna wich dem Blick nicht aus.
    »Was wollt Ihr denn sonst tun, wenn Ihr ihn nicht zurückholen wollt?« fragte Titus.
    »Seine Anweisungen befolgen«, antwortete Reece. »Wir werden einen neuen Rocaan wählen.«
    »Das geht nicht«, sagte Porciluna. »Nicht solange dieser Junge der einzige Träger der Geheimnisse ist.«
    »Natürlich geht das«, widersprach Reece. »Genau so hat es Matthias vorgesehen.«
    Porcilunas kleine Augen wurden noch kleiner. »Nein. Matthias hat das alles geplant, um uns zu beleidigen. Er wußte, daß dieses Kind sich nicht von seiner Macht trennen würde.«
    »Ich bin kein Kind«, sagte Titus.
    »Du bist auch kein Ältester.«
    Porcilunas Worte hingen in der Luft. Titus erschauerte. Porciluna hatte gleichzeitig recht und unrecht. Der Rocaan hatte Titus die Geheimnisse aus einem bestimmten Grund anvertraut. Der Grund mußte wichtiger als Rache und Manipulation politischer Macht sein.
    Der Alte Rocaan dachte, ich hätte Gottes Ohr.
    Vielleicht hatte Rocaan Matthias seit jeher Gottes Ohr gehabt. Vielleicht hatte sich der Alte Rocaan nicht getäuscht. Vielleicht war diese Veränderung das Beste für den Tabernakel. Vielleicht hatte er die Geheimnisse aus religiösen Gründen an Titus weitergegeben.
    Sich selbst für auserwählt zu halten, ist eine Spielart der Torheit, hatte ihm sein alter Daniten-Lehrmeister immer gesagt.
    Was aber, wenn man tatsächlich auserwählt war? Woher sollte man das wissen?
    Titus nickte. »Ich bin kein Ältester. Das stimmt. Aber ich wahre die Geheimnisse.«
    »Von dieser Last werden wir dich so schnell wie möglich befreien«, sagte Reece. »Laßt uns eine Versammlung der Ältesten einberufen.«
    »Und zwar rasch«,

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