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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verlassen und auf den Palast zugehalten hatte, war Rugar nicht in der Lage gewesen, den verlassenen Verbindungen zu folgen, obwohl er es mehrfach versucht hatte. Er hatte Gabe auf dessen Pfaden folgen müssen. Auf die gleiche Weise konnte Gabe ihm und seinen Wünschen immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen.
    Wenn Rugar aber das Mädchen richtig erzog, würde ihm das mit ihr nicht passieren. Sie würde ihm in jeder Hinsicht helfen. Und nach ihren willkürlichen Gestaltwandlungen schon kurz nach der Geburt zu schließen, würde sie einmal eine der mächtigsten Fey überhaupt werden.
    Vor der Flügeltür, die direkt in die Krönungshalle führte, blieb er stehen. Die Türflügel waren verriegelt, um die Griffe war eine Kette geschlungen. Nicholas wollte niemals wieder jemanden dort drinnen haben.
    Niemand sollte sehen, wo Jewel gestorben war.
    Die Fey hatten Rugar dafür gerügt, daß er nicht um sie trauerte, aber sie hatten keine Ahnung, was er dachte oder wie er fühlte. Sie hatte diesen Moment viele Male Gesehen; auch Gabe hatte ihn Gesehen. Aber in Jewels Vision hatte es immer den Anschein gehabt, als überlebte sie, und Rugar hatte nur auf diese Oberfläche geachtet. Manchmal täuschten einen die Worte. Wichtiger waren die Gefühle. Jewel hatte sich nach diesen Visionen immer schwindlig und verletzt gefühlt. Einmal war sie sogar in seinen Armen ohnmächtig geworden. Er hätte das Zeichen richtig deuten müssen.
    Er machte sich deswegen große Vorwürfe.
    Dabei wußte er auch, daß man solche Zeichen leicht übersah. Nur auf Gabe hätte er hören sollen. Die Vision des Jungen war mächtig gewesen; Rugar hätte erkennen müssen, daß der Junge einen Wendepunkt Sah, nicht nur einen Augenblick. Aber Rugar hatte es lediglich für einen unwichtigen Augenblick gehalten. Niches Tod bedeutete für niemanden etwas, nur für ihre enge Familie. Jewels Tod wirkte sich auf das Schicksal vieler Lebewesen auf mehreren Kontinenten aus.
    Seitdem er sich dazu entschlossen hatte, zur Blauen Insel zu segeln, hatte er sich immer wieder getäuscht, und der Entschluß, hier zu bleiben, hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Er hätte Jewel niemals die Erlaubnis zu dieser Heirat und zu ihrem Wunsch, fern der Schattenlande zu wohnen, geben dürfen. Er hätte ihr verbieten sollen, an dieser Zeremonie teilzunehmen, und er hätte ihren Sohn selbst aufziehen sollen.
    Jetzt würde er keine Fehler mehr machen.
    Er wollte das Mädchen großziehen, ganz egal, was die Schamanin auch sagte.
    Die Schamanin war allerdings ein Kapitel für sich. Ihm war zu Ohren gekommen, daß sie mit dem König redete und daß sie Inselbewohnern Ratschläge gab. Sein Vater hatte sie dazu gezwungen, als eine Art Aufpasserin mitzukommen, was bei einer Invasionsstreitmacht keinesfalls üblich war, und Rugar hätte sich schon damals dagegen verwehren sollen. Sie war inkompetent, viel zu jung für ihren Beruf und viel zu machthungrig.
    Sie wollte Jewels Kinder nicht im Schattenland haben, weil sie zu zaubermächtig waren.
    Er berührte die Tür. Das Holz fühlte sich unter seinen Fingerspitzen warm an. Beim letzten Mal, als er mit Jewel zusammengetroffen war, hatten sie sich gestritten. Sie hatte ihm vorgeworfen, daß er seinen Enkel niemals besuchte – als hätte sie es gewußt –, und dann hatte sie ihn ein für allemal verlassen.
    Und er hatte zugesehen, wie sie starb, genau wie sie es vorausgesagt hatte.
    Er seufzte. Mit einem so heftigen Gefühl hatte er nicht gerechnet. Soldaten fühlten nicht. Soldaten handelten.
    Der Korridor war lang und schien sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen. Jewel und Nicholas waren von rechts gekommen. Als sie Rugar anschrie, weil er den Golem, den sie für ihr Kind hielt, nicht besuchte, hatte sie auf eine Treppenflucht zurückgeschaut.
    Nach ihrem Tod hatte er durch die Augen dieses Golems geblickt.
    Der Golem wohnte dort, wo seine Enkelin wohnte.
    Er rückte die Kutte zurecht und eilte den Korridor hinunter, in dem er zum letzten Mal mit seiner Tochter gesprochen hatte. Das Messer lag fest in seiner Hand.

 
32
     
     
    Charissa schleppte zwei Eimer Seifenwasser. Aus den Taschen ihrer Uniform hingen Putzlappen heraus, und auch das Haar hatte sie mit einem Stück Tuch zurückgebunden. Die Korridore putzen. Als hätte sie kein Zuhause, keine Familie. Sie hatte eine Bemerkung über den König fallenlassen. Eine Bemerkung nur, und schon würde sie heute nacht keinen Schlaf finden.
    Die Korridore putzen.
    Alle.
    Leise

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