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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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andere Fey. Seine Siedlung hatte auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses gelegen, so daß er den Anblick der vielen Türme und Türmchen tagtäglich vor Augen gehabt hatte. In manchen Wochen war er immer wieder am Tabernakel vorbeigegangen, um herauszufinden, wie nahe er sich an diesen von den Fey so gefürchteten Ort heranwagen konnte, ohne dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen. Er besaß eine Karte, die Täuscher für ihn angefertigt hatte, und war sich der lauernden Gefahren wohl bewußt.
    Jeder Fey, der im Tabernakel angetroffen wurde, starb den schrecklichen Gifttod.
    Jeder Fey. Ungeachtet der Gründe für seinen Aufenthalt innerhalb der Tabernakelmauern. Ganz besonders jetzt.
    Im Erdgeschoß des Tabernakels brannten noch helle Lichter, doch in den Privatgemächern darüber war nur hier und da ein schwach erleuchtetes Fenster zu sehen. Prall und honigfarben stand der Mond über dem Fluß. Es war noch früh, doch die religiösen Inselbewohner gingen offensichtlich früh zu Bett.
    Um so besser für ihn.
    Der Wind trug einen Funken auf ihn zu. Er leuchtete wie ein Glühwürmchen, doch auf der Blauen Insel gab es keine Glühwürmchen. Sie gehörten nach Galinas, nicht hierher. Auf der Blauen Insel gab es auch keine Irrlichter, was ein ziemliches Problem für die Irrlichtfänger der Fey darstellte, denn auf diese Weise konnten sie sich in kaum etwas anderes als Feuerfunken verwandeln. Und ein Feuerfunken so dicht am Fluß sah immer verdächtig aus.
    Oder machte sich da nur Burdens eigene Nervosität bemerkbar? Niemand, der nicht ohnehin wußte, daß Wind in der Nähe war, würde ihn jemals entdecken.
    Der Funke landete zu Burdens Füßen. Das Licht erlosch, und der Irrlichtfänger wuchs zu seiner vollen Größe. Sofort kauerte er sich ins hohe Gras und schlug die Flügel schützend um den fröstelnden nackten Körper. Seine Verwandlung war wie stets von dem Geruch nach Rauch und Schwefel begleitet.
    »Er ist in dem Raum, den Täuscher uns bezeichnet hat«, flüsterte Wind. Seine Stimme erinnerte an das Rascheln von Schilfrohren. Seine Augen reflektierten das Mondlicht und leuchteten im Dunkeln. »Sein Feuer brennt noch unweit des Bettes, aber sein Atem geht gleichmäßig. Er ist kurz vor dem Einschlafen, wenn er inzwischen nicht schon fest schläft.«
    »Gut«, sagte Nachtschatten, der neben Burden stand. Nachtschatten war der Traumreiter. Er war doppelt so alt wie Burden und von den Jahren gebeugt. Sein Körper absorbierte Licht, was ihn oft als flüchtigen Schatten durchgehen ließ. Wie die meisten Traumreiter bewegte sich Nachtschatten völlig geräuschlos. Seine Rede war kurz und prägnant und klang manchmal so merkwürdig, als habe er Fey erst spät in seinem Leben gelernt, was, wie Burden vermutete, wahrscheinlich sogar der Fall war. »Dann ist der Zeitpunkt perfekt gewählt.«
    »Wir müssen immer noch diesen Innenhof überqueren«, sagte Amar. Er war in Rugars Alter und von Kindesbeinen an in der Infanterie. Burden hatte ihn nur zögernd um seine Teilnahme gebeten, da er gerne auf Amars Erfahrung zurückgegriffen hätte, aber nicht wußte, ob er sie bekommen würde. Zu seiner Überraschung hatte Amar zugestimmt. Unterwegs nach Jahn hatte er ihm seine Beweggründe erläutert. Er hatte Jewel sehr gemocht und fand es entsetzlich, daß Rugar hinsichtlich ihres Todes nichts unternehmen wollte.
    »Es gibt noch ein zweites Problem«, sagte Wind. »Die Religiösen haben zum Schutz des Gemaches Wachen aufgestellt. Einer auf dem Balkon und zwei vor der Tür.«
    »Sie haben dich doch nicht gesehen, oder?« erkundigte sich Burden.
    Wind schüttelte den Kopf. »Der auf dem Balkon hat mich überhaupt nicht bemerkt. Der Inseljunge hat sogar ein Seil am Balkon hängenlassen. Das wäre wahrscheinlich der einfachste Weg für uns, hinaufzugelangen.«
    »Nur daß der Wächter uns dann sofort bemerkt.« Owrie ging in die Hocke. Sie war schlank und kräftig, aber unruhig, wie die meisten Fußsoldaten. Sie schaukelte hin und her und verbarg die Hände unter den Achseln. Das war Burden ganz recht. Fußsoldaten verfügten über einen zusätzlichen Satz Fingernägel auf den Fingerspitzen; mit diesen dünnen, rasiermesserscharfen Nägeln hantierten sie mit einer derartigen Präzision, daß sie eine Hautschicht von der anderen lösen konnten, ohne sie zu zerreißen. Natürlich war dabei auch Magie im Spiel, doch Burden hatte keine Ahnung, auf welche Weise sie funktionierte. Er wußte nur, daß es, sobald sie, so wie jetzt,

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