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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sagte Owrie, aber sie sagte es mit einer gewissen Anteilnahme. Sie alle kannten die Wahrheit, die in seinen Worten mitschwang. Wenn es ihnen gelang, diesen Mann zu töten, den Mann, der das Geheimnis des Giftes in sich trug, kehrten sie als Helden ins Schattenland zurück. Der moralische Sieg war jeden Einsatz wert.
    Dankbar drückte Burden Fants’ Arm. »Wir gehen zu dem Seil und klettern hinauf«, sagte Burden. »Wind fliegt uns als Ablenkung voraus, Nachtschatten folgt Wind, um unser Opfer vorzubereiten. Sind wir bereit?«
    »So bereit wie möglich«, sagte Llan.
    »Gut.« Burden erhob sich, hielt sich jedoch im Schatten. Nachtschatten verschwand hinter dem dunklen Geländer der Brücke. Burden konnte ihn nicht mehr sehen. Traumreiter bewegten sich immer nach ihren eigenen Regeln.
    Wind schrumpfte, bis er nur noch so groß wie ein Grashalm war. Dann verwandelte er sich in einen Funken und wirbelte vor ihnen durch die Luft. Fants ging vor Burden und führte den Trupp an, eilte geduckt durch das hohe Gras, das er beim Gehen beinahe geräuschlos niederdrückte. Burden dankte den Mysterien, daß Fants sich bereiterklärt hatte, mitzukommen. Ohne ihn hätte sich Burden nicht so leise bewegen können.
    Die Fußsoldaten schwärmten seitlich aus, bewegten sich als eigenständige Einheit. Das Gras erstreckte sich bis zur Mauer, die von dichten Hecken gesäumt war. Kurz bevor sie die Mauer erreicht hatten, bog Fants ab und hielt auf die Straße zu. Burden folgte ihm, und erst dann erblickte er das offene Tor.
    Sogar mitten im Krieg waren diese Inselbewohner erschreckend vertrauensselig.
    Vielleicht wußten sie auch nicht, daß inzwischen, nach zwei Gefallenen, wieder Krieg herrschte. Es war die Wichtigkeit dieser beiden Toten, die den Konflikt eskalieren ließen.
    Eine dunkle Silhouette glitt an der Mauer entlang. Nachtschatten war bereits drinnen.
    Fants arbeitete sich um das Tor herum, wobei er sich stets im Schatten hielt. Burden und die verbleibenden Infanteristen folgten ihm. Die Fußsoldaten kletterten über die Stelle, die Nachtschatten benutzt hatte.
    Jetzt sah Burden Wind nicht mehr. Die vier Fackeln, die über dem gewölbten Torbogen flackerten, warfen selbst zuviel Funken ab. Womöglich spielte Wind mit diesen Funken und wartete auf seine Gefährten. Der Innenhof sah ungewöhnlich hell aus. Auf den Bodenplatten waren irgendwelche Szenen abgebildet, religiöse Ereignisse. Burdens Herz fing heftig zu schlagen an. Er wußte nicht, ob er diese Fliesen unbeschadet berühren konnte. Wenn die Inselleute klug waren, hatten sie jede Fläche in diesem Gebäude mit Gift übergossen.
    Nachtschatten glitt über die Fliesen und hielt auf die Blumentöpfe zu, die an der Wand des Gebäudes aufgereiht standen. Der riesige schwarze Umriß veränderte sich nicht. Also kein Gift. Es sah so aus, als fürchte er sich nicht einmal davor.
    Fants gab ein Handzeichen, und die gesamte Gruppe bewegte sich einheitlich auf die Blumentöpfe zu, bei denen Nachtschatten auf sie wartete. Das untere Ende des Strickes war an einem Baum festgeknotet. In der Aufregung jener Nacht hatten ihn die Inselbewohner offensichtlich einfach vergessen.
    Ein Funke flog an Burden vorbei und wirbelte dann höher und immer höher. Nachtschatten wickelte seinen Körper um das Seil, das sich daraufhin an manchen Stellen einfach in der Dunkelheit auflöste. Als nächster war Burden an der Reihe. Er war schon lange nicht mehr an einem Seil hinaufgeklettert. Zum Glück schaukelte es nicht. Er schlang es sich um die Hände. Er zog sich langsam hoch, immer darauf bedacht, nicht mit Nachtschattens Dunkelheit in Berührung zu kommen.
    Der Rest der Truppe würde folgen, immer zwei Leute zugleich am Seil, immer der Rangordnung nach. Als nächste kamen die Fußsoldaten, gefolgt von der Infanterie. Fants würde die Nachhut bilden, einmal, weil er all seiner Ränge verlustig gegangen war, zum anderen, weil es besser war, wenn ein erfahrenes Augenpaar bis zuletzt unten blieb.
    Als Nachtschatten die Balustrade des Balkons erreicht hatte, löste er sich vom Seil, glitt über den Stein und verbarg sich geräuschlos in der Dunkelheit. Wind schwebte über dem Seil und wartete auf die anderen.
    Jetzt war Burden auf der Höhe des steinernen Balkonbodens angekommen. Der Wächter hatte rings um sich herum Fackeln aufgestellt. Seine Füße waren nackt und schmutzig. Er mochte nicht älter als sechzehn sein; in seinem knochigen Gesicht zeigte sich noch nicht einmal der Anflug eines Bartes.

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