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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Heimat.
    Endlich konnte er dem grauen Nichts den Rücken kehren und wieder nach Hause gehen.
    Streifer hatte sie schon fast eingeholt. Rotin, deren mißbrauchter Körper bei dem raschen Spurt nicht mithalten konnte, war noch ein Stück weit entfernt.
    »Gehen wir, mein Sohn«, sagte Adrian zu Coulter. Er legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter, um ihn aus dem Schattenland hinauszuschieben, doch Coulter rührte sich nicht von der Stelle.
    Adrian sah ihn an. Das Gesicht des Jungen war weiß, seine Augen weit aufgerissen. Seine Hände ragten noch durch den Torkreis, hielten ihn offen, doch er machte keine Anstalten, hindurchzugehen.
    »Coulter?« fragte Adrian.
    »Du gehst«, flüsterte der Junge. »Ich bleibe.«
    »Sie werden dich umbringen«, sagte Adrian.
    »Ich kann nicht«, flüsterte Coulter.
    Streifer sandte einen Lichtstrahl auf sie zu. Adrian zog Coulter weg. Das Licht schoß durch das Tor und entfachte im Erdwall ein kleines Feuer.
    »Jetzt«, sagte Adrian.
    »Nein«, erwiderte Coulter.
    Dann begriff Adrian. Coulter hatte sein ganzes Leben im Grau der Schattenlande verbracht. Er wußte nicht, wie er mit den Gerüchen, den Farben, den Geräuschen umgehen sollte.
    Aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Adrian barg den Jungen dicht an sich, schützte Coulters Augen und sprang mit ihm durch den Torkreis. Sie landeten mitten im Erdring, nicht weit von dem Feuer entfernt, und Adrian ließ sich davon wegrollen, wobei er Coulters Kopf schützend mit den Händen umfing.
    Der Torkreis schloß sich blitzend, doch im nächsten Augenblick flimmerten die Lichter, die ihn begrenzten, abermals auf. Adrian wußte, was das bedeutete. Streifer folgte ihnen.
    Aber jetzt befanden sie sich auf einem Terrain, das Adrian vertrauter war als ihm.
    Ihm blieb keine Zeit, sich am Sonnenlicht, den Vögeln oder der frischen Luft zu erfreuen. Er hob den zitternden Coulter hoch, bahnte sich einen Weg durch die Bäume, weg von der Straße, und hielt auf den gurgelnden Fluß zu. Der Cardidas war hier sehr tief, aber sie konnten ihm am Ufer bis nach Jahn folgen. Manchmal waren die Fey sehr geradlinige Denker. Möglicherweise suchten sie ihn zuerst auf der Straße, was ihm und Coulter einen kleinen Vorsprung verschaffte.
    Coulter verspürte ebensoviel Angst wie eben noch in der Hütte der Hüter. »Bleib dicht bei mir«, flüsterte Adrian und drückte den Jungen fest an sich. »Solange du bei mir bist, bist du in Sicherheit.«
    Coulter antwortete ihm nicht, sondern hielt das Gesicht weiterhin an Adrians Schulter verborgen.
    Das starke, mächtige Kind, das Adrian im Schattenland gesehen hatte, war zu einem kleinen, ängstlichen Jungen geworden.
    Während er durch das Unterholz auf das Flußufer zueilte, hoffte Adrian, sein Versprechen halten zu können. Ihnen blieb nur eine einzige Überlebenschance – und die hing von Adrians Klugheit und seinen fünf Jahre alten Erinnerungen an die Blaue Insel ab.

 
15
     
     
    Die Tore zum Tabernakel standen offen. Stowe machte sich mit einem leisen Fluch Luft. Diese Narren. Sie hätten besser überall Wachtposten aufgestellt und sämtliche Tore verrammelt. Auf diese Weise mußten die Fey, wenn sie hereinwollten, sich wenigstens ein bißchen den Kopf zerbrechen.
    Wenn er, Stowe, mit einem Angriff der Fey rechnete, hätte er überall Weihwasserflaschen aufgehängt und so angebracht, daß sie sich auf jeden ergossen, der den Tabernakel betrat. Besucher von der Insel wären in diesem Falle zwar durchnäßt und wütend, aber es würde ihnen weiter nichts geschehen; die Fey-Eindringlinge hingegen würden auf der Stelle sterben.
    So einfach war das.
    Aber er hatte erst am Abend die Erlaubnis erhalten, für einen Angriff der Fey Vorsorge zu treffen. Erst zu diesem Zeitpunkt hatte ihm Nicholas die Erlaubnis gegeben, die Palastwache zusammenzurufen.
    Monte hatte ihm fünfzehn seiner besten Männer überlassen. Nicholas selbst hatte Stowe nicht mitkommen lassen, denn sein Vertrauen im Umgang mit den Fey ließ Monte befürchten, daß derjenige, der hinter Alexanders Ermordung steckte, auch keine Skrupel haben würde, Nicholas töten zu lassen.
    Jetzt, nach Jewels Tod, waren ihre Chancen geschrumpft, aber ein wenig Hoffnung bestand immer noch. Mit Nicholas’ Tod und den Kindern noch als Säuglinge würde die gesamte Insel ins Chaos gestürzt. Wenn Nicholas sich nicht auf derartige unvorhergesehene Möglichkeiten einstellen wollte, mußte es eben Stowe tun. Schließlich wäre er derjenige, der am Schluß übrig bliebe,

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