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Fey 04: Die Nebelfestung

Fey 04: Die Nebelfestung

Titel: Fey 04: Die Nebelfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Schlachttiere töteten.
    Adrian zog die Stirn kraus. Bis auf diejenigen, die bei der Invasion gestorben waren, hatte er von keiner vermißten Rotkappe gehört.
    Nur derjenigen, die Caseo getötet hatte.
    »Du hast Caseo umgebracht«, sagte Adrian leise.
    Die Rotkappe zuckte die Achseln. »Wenigstens einmal im Leben muß man eine gute Tat vollbringen.«
    »Du hast jemanden umgebracht?« fragte Coulter mit atemloser Stimme. Rotkappen war es verboten, Leute umzubringen.
    »Er hat versucht, mich zu töten. Das war nicht mehr als rechtens, oder?«
    Coulter antwortete nicht. Auch Adrian wollte nicht näher auf die Frage eingehen. »Hast du dich seither versteckt gehalten?«
    »Sonst hätten sie mich getötet.« Der kleine Mann blickte zum Himmel empor. Der Mond stand direkt über ihnen. »Sie werden bald anfangen, im Wald zu suchen. Sag mir, mein Junge, seid ihr wirklich vor den Hütern weggelaufen?«
    Coulter nickte, obwohl ihn Adrian wieder in die Schulter drückte.
    »Gut«, sagte der kleine Mann. »Dann kommt mit mir.«
    »Ich muß leider nachfragen«, sagte Adrian. »Wohin bringst du uns?«
    »Zu mir nach Hause«, antwortete der kleine Mann. »Besser, wir beeilen uns jetzt.«
    »Und warum sollten wir dir vertrauen?«
    »Weil ich die Hüter ebenso hasse wie ihr.«
    »Dafür haben wir keinen Beweis.«
    Der kleine Mann verschränkte die Arme und grinste. »Ich habe auch keinen Beweis dafür, daß ihr vor den Fey davonlauft, aber ich kann mir denken, daß ihr euch sonst nicht hier herumtreiben würdet. Was glaubt ihr wohl, warum ich hier bin?«
    »Weil du uns suchst. Weil du dir eine Belohnung erhoffst, wenn du uns zurückbringst«, sagte Adrian.
    »Als ob sie jemals auf eine Rotkappe hörten. Jede Wette, daß ihr noch nicht einmal meinen Namen kennt. Jede Wette, daß ich für euch nicht mehr bin als ›Diese Rotkappe, die Caseo getötet hat‹.«
    Adrians Wangen wurden warm. Er war froh, daß die Rotkappe das in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
    »Jede Wette, daß die meisten von ihnen meinen Namen auch nicht kennen. Jede Wette, daß mein Name längst vergessen ist.«
    »Wie heißt du denn?« fragte Coulter leise.
    »Siehst du? Wäre ich etwas anderes als ›Diese Rotkappe, die Caseo getötet hat‹, wüßte es der Junge.« Die Rotkappe ging ein wenig vor Coulter in die Knie und streckte ihm wie ein Inselbewohner die Hand entgegen. »Ich bin Fledderer. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Coulter sah Adrian unsicher an.
    »Nimm seine Hand«, sagte Adrian, »und stelle dich ebenfalls vor.«
    Behutsam legte der Junge seine Hand in die des kleinen Mannes. »Coulter«, sagte der Junge. »Und das ist Adrian.«
    »Schön«, erwiderte die Kappe. »Und nachdem den gesellschaftlichen Gepflogenheiten Genüge getan wurde, schlage ich vor, daß wir uns aus dem Licht verziehen.«
    »Wo ist deine Hütte?« fragte Adrian.
    »Durch den Wald«, antwortete die Kappe. »Hat jemand anderer für mich gebaut, aber ich habe alles in Schuß gebracht. Und ich sehne mich schon eine ganze Weile nach Gesellschaft.« Er duckte sich unter den Büschen durch. Adrian starrte einen Augenblick auf das Loch und fragte sich, was jetzt zu tun sei. Wenn die Kappe tatsächlich für die Fey arbeitete, brachte er sie unweigerlich ins Schattenland zurück. Aber der kleine Mann hörte sich sehr glaubwürdig an.
    »Hat er eine Verbindung?« flüsterte Adrian Coulter zu.
    Coulter legte die Stirn in Falten und schüttelte dann den Kopf. »Mit niemandem«, sagte er erstaunt, als wäre das völlig ungewöhnlich.
    Der kleine Mann streckte den Kopf aus dem Loch. »Wenn ihr mitwollt«, sagte er jetzt nicht mehr ganz so freundlich, »dann kommt.«
    Adrian warf noch einen Blick auf den Baum. Wahrscheinlich war es keine gute Idee, die Wurzeln mitten in der Nacht mit einem völlig verängstigten Coulter auf dem Rücken zu überqueren. Da sie nicht wieder zurück konnten, mußten sie ohnehin einen Weg durch den Wald einschlagen, und es war besser, jemanden zu haben, der sie hindurchführte. Im Ernstfall waren sie immer noch zwei gegen einen. Wenn es so aussah, als führte sie die Kappe ins Schattenland zurück, würden sie einfach davonlaufen.
    »Na, was ist?« fragte die Kappe.
    »Wir kommen«, erwiderte Adrian. Die Kappe hörte sich immer noch sehr nahe an, eine Spur zu nahe für Adrians Geschmack. Er wollte Coulter davor warnen, noch mehr über seine magischen Fähigkeiten auszuplaudern. Magie war ein heikles Thema im Umgang mit den Kappen, denn sie besaßen selbst keine

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