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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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und rieb sich damit die Schmutzkruste vom Gesicht. Das Wasser färbte sich rot.
    Kein Schmutz.
    Blut.
    Titus runzelte die Stirn. Er berührte den ruinierten Talar des Jungen und kratzte ein paar angetrocknete Brocken ab. Lehm.
    »Bist du verletzt, Dimitri?« fragte er und wies auf das Wasser.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Das ist nicht von mir, Heiliger Herr«, murmelte er. »Gäbe Gott, daß es meines wäre.«
    »Von wem stammt es?« mischte sich Rusel ein.
    »Ich weiß nicht«, antwortete der Junge mit zitternder Stimme. Es klang, als wolle er gleich wieder in Tränen ausbrechen.
    Titus warf Rusel einen strengen Blick zu. Der Geistliche trat einen Schritt zurück. Titus wollte nicht, daß jemand anderer außer ihm den Jungen befragte.
    »Wo warst du eingesetzt, mein Sohn?« fragte er.
    »In den Sümpfen von Kenniland.«
    »Bei Gregor?«
    Der Junge nickte. Er tauchte das Tuch erneut ins Wasser. Das Plätschern war der einzige Laut im Raum.
    »Wo ist Gregor?« fragte Titus weiter. Er hoffte, der Junge würde sich nicht jede Einzelheit aus der Nase ziehen lassen.
    »Tot. Sie sind alle tot«, sagte der Aud mit ausdrucksloser Stimme. Er zog das Tuch aus dem Wasser und rieb seine Hände sauber. Tropfen fielen auf den Teppich. Rusel machte einen Schritt auf den Jungen zu, als wolle er ihm das Becken wegnehmen, aber Titus’ bohrender Blick hielt ihn zurück.
    »Wer hat sie getötet, Dimitri?«
    »Die Fey.« Der Junge flüsterte das Wort, als habe er Angst, belauscht zu werden.
    »Welche Fey?« fragte Titus. Seine Nackenhaut prickelte noch stärker als vorhin.
    »Wißt Ihr es denn nicht, Heiliger Herr?«
    Titus sah die anderen an. Sie schienen ebenso verwirrt zu sein wie er selbst. »Hier ist nichts Beunruhigendes hinsichtlich der Fey bekanntgeworden«, entgegnete er.
    Der Junge ließ das Handtuch in das Becken fallen. Er schloß die Augen und kniff die Lider zusammen, als müsse er die Tränen mit Gewalt zurückhalten. Dann holte er tief Luft.
    »Die Fey sind aus den Bergen gekommen«, sagte er. »Hunderte, vielleicht mehr. Sie haben uns in der Kirche am südlichen Rand der Sümpfe aufgelauert.«
    »Sie sind in eine Kirche eingedrungen?« fragte Titus ungläubig. Er erinnerte sich noch daran, wie die Fey vor Jahren davor zurückgeschreckt waren.
    »Sie hatten sich schon ein paar Tage lang dort versteckt. Sie haben auf uns gewartet. Das Dorf hatten sie bereits besetzt.«
    »Ich verstehe gar nichts«, warf Rusel ein. »Was waren das für Fey? Sind sie aus dem Schattenland gekommen?«
    »Rusel«, warnte Titus.
    »Sie sind aus den Bergen gekommen«, erklärte der Junge mit der gleichen ausdruckslosen Stimme.
    »Aus den Schneebergen?« fragte Titus.
    Der Aud nickte. Er öffnete die Augen wieder. Sie standen voller Tränen.
    »Sie sind … vom Meer gekommen?« Titus konnte es nicht glauben.
    »Hunderte von ihnen«, sagte der Junge. »Und sie haben auf uns gewartet. In der Kirche.«
    Rusel lehnte sich an den Altar. Sein Gesicht war aschgrau, als wüßte er schon, was jetzt kam.
    »Und dann?« fragte Titus weiter.
    »Sie haben uns angegriffen«, sagte der Junge. »Mit bloßen Fingern. Habt Ihr gewußt, daß sie einem Menschen bei lebendigem Leib mit den Fingern die Haut abziehen können?«
    Nein, das hatte Titus nicht gewußt. Und er wollte es auch nicht näher wissen.
    »Wir haben unser Weihwasser hervorgezogen und sie damit bespritzt, aber es hat nicht gewirkt. Sie kamen immer näher. Ich habe das Schwert des Roca von der Wand gerissen, Gott möge mir verzeihen, und einen von ihnen damit erwischt. Dann bin ich weggerannt. Sie haben mich bis an den Rand des Sumpfes verfolgt. Ich bin in den Sumpf gelaufen und habe mich unterm Schilf versteckt. Mein Großvater hat mir gezeigt, wie man durch ein Schilfrohr atmen kann wie durch einen Strohhalm. Als ich nicht wieder auftauchte, dachten sie, ich sei tot. Bei Einbruch der Dämmerung waren sie verschwunden. Ich bin zur Kirche zurückgegangen. Dort waren alle tot.«
    Ein Schauer überlief ihn, als sei allein die Erinnerung daran zuviel für ihn. »Und die meisten umklammerten leere Weihwasserflaschen.«
    »Die Fey haben dich also nicht verfolgt?« fragte Rusel ungläubig.
    »Sie wollten, daß er entkommt«, bemerkte Titus. »Sie wollten, daß jemand uns Bescheid gibt.« Er neigte sich zu dem Jungen hinüber, selbst unsicher, ob er ihm glauben sollte. »Bist du sicher, daß das Weihwasser vorschriftsgemäß zubereitet wurde?«
    Der Junge zuckte die Achseln. »Wir haben es wie immer

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