Fey 05: Der Schattenrpinz
Schmutzflecken aus. Hinter den Wandbehängen bewegten sich Schatten. Titus und seine Speichellecker. Der Junge, der in Ermangelung eines Besseren Rocaan geworden war. Matthias hätte nicht mit ihm tauschen wollen.
Manchmal erstaunte es ihn, welche Macht er mit seiner Position als Rocaan freiwillig aufgegeben hatte. Erst nachdem er gemerkt hatte, daß niemand ihn für das, was er getan hatte, zur Verantwortung ziehen würde, war ihm klargeworden, wie groß diese Macht gewesen war. Niemand würde ihn zur Rede stellen, weil er einen Gefangenen in dessen Zelle ermordet hatte. Und das nicht deswegen, weil der Gefangene ein Fey, sondern weil der Mörder ein wichtiges Religionsoberhaupt gewesen war.
Das Religionsoberhaupt.
Matthias hätte seine Macht leicht mißbrauchen können. Er hätte im ganzen Land Veränderungen durchsetzen können, gegen die Nicholas sich nicht hätte wehren können, Veränderungen, die durchzuführen Titus noch zu jung war. Aber Matthias hatte es nicht getan. Er hatte viele Fehler, aber ein Heuchler war er nicht. Und er war nun einmal der Überzeugung, daß der Anführer der Rocaanisten selbst an die Lehren der Religion glauben mußte.
Matthias hatte nie geglaubt.
Und würde es auch nie tun.
Obwohl er manchmal den Trost der täglichen Routine, der Rituale, vermißte. Dieser beruhigende Rhythmus fehlte seinem Leben jetzt.
Andererseits brauchte er sich nicht mehr dafür zu entschuldigen, daß er seinen Verstand gebrauchte. Und wer ihm jetzt folgte, tat es wegen Matthias’ eigener Lehren, nicht wegen der Lehren eines anderen.
Yeon hatte mittlerweile zwei Schmiede gefunden, die bereit waren, an dem Schwert zu arbeiten. Bis zum Ende der Woche versprach er noch weitere.
Das Bankett war für den nächsten Abend geplant.
Matthias setzte in beides große Hoffnungen.
Solange seine Gefolgsleute ihren täglichen Geschäften nachgehen konnten, scherten sie sich nicht darum, was passierte. Und das konnten sie, schon bald.
Eine Schnake war zurückgekommen und summte an Matthias’ linkem Ohr. Matthias fing sie in der hohlen Hand, zerquetschte sie und wischte die Überreste an einem Grasbüschel ab.
Er fühlte sich jetzt angenehm erfrischt. Nach dem Tag in der Schmiede hatte er geglaubt, vor Hitze zu vergehen. Er wußte nicht, wie es die Schmiede aushielten, den ganzen Tag an den glühenden Essen zu stehen. Sobald er erst das Schwert besaß, würde er keinen Schritt mehr in eine Schmiede setzen.
Sein Schwert. Das zweite der Geheimnisse. Armer Titus. Bewachte einen Wissensschatz, der durch genau die Dinge unbrauchbar gemacht wurde, die sicherstellten, daß er von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Matthias würde das ändern. Der Fünfzigste Rocaan hatte recht behalten. Die Fey waren die Soldaten des Feindes. Nur, daß der Roca ein Dutzend Methoden hinterlassen hatte, wie man sie bekämpfen konnte. Die Inselbewohner dagegen hatten aufgegeben, nachdem sie eine einzige davon ausprobiert hatten.
Allerdings hatten die Inselbewohner nicht wirklich aufgegeben. Der Verlust des Fünfzigsten Rocaan hatte sie verstört, aber sie hätten sich wieder von diesem Schock erholt. Nicholas war es gewesen, der aufgegeben hatte. Nicholas und sein Vater. Sie hatten die Insel an die Feinde verkauft, ohne sich dessen richtig bewußt zu sein.
Es war schon einmal gelungen, die Soldaten des Feindes von der Insel zu vertreiben.
Und es würde wieder gelingen.
Plötzlich klangen Stimmen über das Wasser. Matthias blickte auf. Er hatte sorgfältig Ausschau gehalten, als er sich einen Weg durch das Ufergebüsch gebahnt hatte, aber er hatte niemanden gesehen. Er wußte, daß einige Unglückliche manchmal auf dieser Seite des Flusses zu schlafen pflegten. Manche von ihnen standen vor der Morgendämmerung auf, um zu fischen. Aber seit der Invasion der Fey war es am Fluß still geworden. Die großen Handelsschiffe kamen nicht mehr. Der Hafen und seine Lagerhäuser blieben leer und dem Verfall überlassen. Die meisten Landestege waren verrottet. Nur ein paar von ihnen waren noch intakt, und diese wurden für private Boote benutzt, die Vergnügungsbarken der wenigen verbliebenen Reichen.
Matthias zog die Beine an die Brust und trocknete sich die Füße mit den Strümpfen ab. Seine Zehen glichen Eisklumpen.
Er war gerade dabei, die Stiefel anzuziehen, da hörte er die Stimmen wieder. Sie waren leise, nur eine klang etwas schärfer.
Und sie sprachen Fey.
Matthias erstarrte. Die Fey kamen nicht mehr nach Jahn. Sie hatten
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