Fey 05: Der Schattenrpinz
ihrem Prinzen das Leben gerettet hatte. Daraufhin hatten sie Experimente mit ihm veranstaltet, um herauszubekommen, wieso er, ein reinblütiger Inselbewohner, über magische Kräfte verfügte. Sie hatten keine Zeit gehabt, das Rätsel zu lösen. Mit Hilfe von Fledderer, einem abtrünnigen Fey, hatte Adrian verhindern können, daß die Fey den Jungen ins Schattenland zurückholten.
Niemand hatte sie verfolgt. Die Fey schienen sie vergessen zu haben.
Adrian konnte das nur recht sein.
Doch während er Coulter aufgezogen hatte, waren die merkwürdigsten Dinge vorgefallen. Während einer besonders regnerischen Pflanzzeit hatte der Junge mit der Hand in der Erde gewühlt und Wurzelwürmer hervorgezogen. Die meisten Bauern hatten noch nie einen Wurzelwurm gesehen und ahnten nicht, daß diese Parasiten an den Mißernten schuld waren. Aber Coulter hatte die Würmer auf Anhieb gefunden.
Er hatte auch die Vögel davon abgehalten, den Mais zu plündern.
Und an einem denkwürdigen Nachmittag hatte er den Blitz davon abgehalten, ins Maisfeld einzuschlagen.
Aber einfach so im Feld gesessen wie jetzt hatte er noch nie. Er hatte noch nie so intensiv den Nachthimmel betrachtet.
Es machte Adrian ganz nervös.
»Papa?« Adrian drehte sich nicht um. Er fühlte Lukes Anwesenheit auch so. Trotz des Zwischenspiels bei den Fey war sein Sohn zu einem kräftigen, vierschrötigen Mann herangewachsen. Zu Adrians Kummer hatte er nie geheiratet. Luke behauptete, er fürchte sich vor zuviel Nähe.
Nach allem, was Luke bei den Fey hatte durchmachen müssen, hatte Adrian dafür vollstes Verständnis. Sie hatten den Jungen verzaubert, als Waffe benutzt und dann zu den Inselbewohnern entlassen. Luke hatte das alles überlebt, aber er hatte Angst, daß die Fey ihn mehr verpfuscht hatten, als er ahnte. Er erklärte, es sei nicht fair, zu heiraten und Kinder zu bekommen, nur um dann eine versteckte Falle der Fey zu entdecken, die seine Familie das Leben kosten konnte.
»Was macht er da?« fragte Adrian.
Luke lehnte sich an die hölzerne Hauswand, die unter seinem Gewicht ächzte. Er musterte Coulter. Im Lauf der Jahre hatten die beiden Jungen einander immer besser kennengelernt. Sie waren keine richtigen Brüder und auch keine richtigen Freunde. Sie waren etwas dazwischen. »Er behauptet, die Energie der Insel hat sich verändert.«
»Was immer das heißen soll.«
»Er sagt, es bedeutet nichts Gutes.«
Adrian seufzte. »Das ist immerhin mehr als das, was er mir erzählt hat.«
»Er sagt, du machst dir zu viele Sorgen.«
»Ich mache mir Sorgen? Er ist derjenige, der in einem Feld herumhockt, weil irgendeine Energie sich verändert hat.«
Adrian warf Luke einen Blick über die Schulter zu. Luke hatte sich das feuchte Haar aus der gebräunten Stirn gestrichen. Er war bullig und muskulös, seine Hände breit und schwielig von der Feldarbeit. Wenn er nur die Angst, die ihm die Fey eingejagt hatten, überwinden würde, könnte er Adrian prächtige Enkelkinder schenken.
»Normalerweise behält Coulter in solchen Dingen recht«, gab Luke zu bedenken.
»Ich weiß.« Gerade das beunruhigte Adrian. Coulter hatte nie zuvor von einer durchgreifenden Veränderung gesprochen. Nur von kleinen, unbedeutenden. »Ich wollte dich zu Fledderer schicken. Ich habe frisches Brot gebacken und Eintopf gekocht.«
»Kein Wunder, daß es so heiß ist. Ich kann nicht glauben, daß du an einem Tag wie heute das Feuer angezündet hast.«
»Es ist schon die ganze Woche so heiß«, erinnerte ihn Adrian. »Trotzdem brauchen wir etwas zu essen.«
Luke zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich ist es ungefähr so anstrengend, wie im hinteren Feld Steine aufzulesen.«
»Ich dachte, wir wollten dieses Feld brachliegen lassen.«
»Es war ein guter Sommer«, erwiderte Luke. »Wenn wir dieses Feld bepflanzen, können wir eine dritte Ernte einfahren.«
»Wir können nicht so viel Mais verkaufen, Luke«, wandte Adrian ein.
»Von Verkaufen habe ich nicht gesprochen«, entgegnete der junge Mann.
Adrian warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. »Was hat Coulter dir noch erzählt?«
Luke verzog das Gesicht. »Nichts. Ich habe bloß neulich mit einem Daniten geredet. Er sagt, unten im Süden gibt es nicht genug zu essen.«
»Und da wolltest du unsere Ernte verschenken?«
»Einen Teil davon«, antwortete Luke, zögerlich wie immer, wenn ihm etwas wirklich wichtig war.
Adrian schüttelte den Kopf. All die Arbeit für nichts und wieder nichts? Luke wußte doch, daß Adrian jede
Weitere Kostenlose Bücher