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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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schwere Last mit sich. Er spuckte Wasser und holte Luft, als die Hände an seinen Beinen höher hinaufglitten und ihn wieder hinunterzogen.
    Der Mann hielt ihn fest.
    Er packte das Rückenteil von Gabes Hemd und zog daran. Er wollte Gabe als Hebel benutzen, um selbst an die Oberfläche zu gelangen. Als Gabe unterging, tauchte der Mann auf.
    Dann explodierte das Wasser vor Gabes Augen, und er erblickte ein weiteres Paar wirbelnder Beine. Er arbeitete sich mühsam nach oben und atmete.
    Leen trat mit gezücktem Messer Wasser. Mit einer Hand hielt sie den Mann fest, mit der anderen stach sie nach ihm. Der Mann versuchte, seinen Kopf zu schützen, aber der Sturz von der Brücke schien ihn zuviel Kraft gekostet zu haben.
    Wieder und wieder stach Leen zu, dann drückte sie ihn unter Wasser.
    Im Mondlicht sah der Fluß fast schwarz aus.
    »Los«, keuchte Leen.
    Das ließ sich Gabe nicht zweimal sagen. Das Wasser, das ihn umgab, war brackig und warm. Er trat heftig, dann schwamm er hinter der Infanteristin her. Als sie das südliche Ufer erreichten, packte sie seinen Arm und zog ihn an Land.
    Sie atmete schwer. Das feuchte Haar klebte ihr am Kopf. Gabe saß auf der Erde, die Knie an die Brust gezogen, und zitterte trotz der Wärme der Nacht.
    »Ich dachte, sie hätten Anweisung, uns in Ruhe zu lassen«, ächzte Leen.
    Gabe schüttelte den Kopf. Die Inselbewohner hatten Anweisung, die Fey in Ruhe zu lassen. Sie hatten Anweisung, friedlich miteinander zu leben. Aber trotzdem gab es immer wieder Vergeltungsangriffe für längst verstorbene, im Krieg gefallene Verwandte oder aus purem Haß.
    Und zwar auf beiden Seiten.
    Dieser Fall hier lag allerdings etwas anders, aber Gabe zögerte noch, Leen davon zu erzählen. Sie hatte gerade den Mann getötet, der Gabes richtige Mutter umgebracht hatte.
    Gabe erhob sich mühsam. Seine Kleider hingen schwer und triefend an ihm.
    »Was hast du vor?« fragte Leen.
    »Kiana …«, erwiderte Gabe.
    »Sie ist tot.«
    »Man kann nie sicher sein.«
    »Doch«, entgegnete Leen. Sie legte die Stirn auf ihre verschränkten Arme. »Glaub mir. Schau dir das lieber nicht an.«
    Aber genau das wollte Gabe. Sie hatte ihm ihr Leben geopfert. Er hatte ihre Schreie noch gehört, als er ins Wasser stürzte.
    Er zog das durchweichte Hemd und die Hose aus und behielt nur die Stiefel an, um sich vor dem Gift zu schützen.
    »Faß das Zeug bloß nicht an«, warnte Leen. »Es bringt dich um.«
    »Ich passe auf«, versicherte Gabe. Er betrat die Brücke nicht auf dem üblichen Wege, sondern kletterte seitlich an der Brüstung hoch. Seine Muskeln protestierten bei jeder Bewegung. Als er oben war, stieg er auf das steinerne Geländer und balancierte bis zur Mitte der Brücke.
    Nebel stieg von der Brücke auf und schob sich vor den Mond. Der Gestank war überwältigend – zerfallendes, verwesendes Fleisch. Gabe preßte die Hand auf den Mund und ging langsam weiter.
    Der Klumpen auf der anderen Seite der Brücke war nicht einmal mehr als Fey zu erkennen. Er war nur eine fleischige Kugel, aus der sich ein Arm mit gespreizten Fingern wie hilfesuchend reckte. Auf der Unterseite der Kugel war noch eine Andeutung von Beinen zu sehen, mehr nicht.
    Nichts, was im entferntesten an Kiana erinnerte.
    Gabe hatte gehört, daß der Tod durch das Gift in einem endlosen Todeskampf endete. Man hatte ihm erzählt, daß die Betroffenen langsam und qualvoll erstickten, weil sie keine Körperöffnungen mehr besaßen, durch die sie atmen konnten. Gabe hatte sich das nie vorstellen können.
    Jetzt würde er es nie mehr vergessen.
    Sie hatte ihm das Leben retten wollen.
    Gabe wandte sich ab und erbrach sich. Das Wasser spritzte auf, als sein Abendessen auf die Oberfläche klatschte. Gabe wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Kein Wunder, daß sein Volk sich ergeben hatte. Kein Wunder, daß sie sich den Inselbewohnern unterworfen hatten. Kein Wunder, daß seine Mutter seinen Vater geheiratet hatte, um beide Völker friedlich zu vereinen.
    Niemand konnte auf diese Weise sterben wollen. Nicht einmal seine mutigen, kampferprobten Landsleute.
    Er fühlte sich schwindlig und erschöpft, und ihm war immer noch übel. Er schleppte sich an der Brüstung entlang bis zur Tabernakelseite.
    Leen stützte ihn und half ihm herunter. Dann reichte sie ihm seine nassen Sachen. Sie hatte sie ausgewrungen. Gabe zog sich an. Er zitterte.
    »Hier können wir nicht bleiben«, sagte Leen. »Wir sind zu nah am Tabernakel. Nicht gerade der sicherste Ort für

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