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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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richtigen Türme wie der Tabernakel, verfügte aber an drei Ecken über altertümliche, quadratische Erker. Der vierte Erker war abgerissen worden, als einer von Nicholas’ Vorfahren die Küche erweitern ließ. Die Türme, wie sie trotzdem genannt wurden, überragten die höchsten Stellen des Palastes um eine Geschoßhöhe. Jewel hatte sich immer über ihre Existenz gewundert. Ihrer Meinung nach war der Palast wie eine Hervish-Festung gebaut, und sie hatte sich oft gefragt, ob sich nicht einst Seefahrer vom Kontinent Galinas auf der Blauen Insel angesiedelt hatten.
    Nicholas hatte ihr widersprochen. Er fand den Baustil des Palastes für jedes kriegerische Volk sinnvoll. Aus den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten wußte er, daß sein Volk vor langer Zeit einige Schlachten geschlagen hatte. Der Roca hatte gegen die Soldaten des Feindes gekämpft. Die Inselbewohner hatten Waffen entwickelt, zum Beispiel Schwerter, die ausschließlich militärischen Zwecken dienten. Die religiöse Bedeutung war erst später dazugekommen.
    Für Nicholas war das jetzt ein Nachteil. Bis zur Ankunft der Fey hatten die Inselbewohner fast immer in Frieden gelebt. Obwohl Nicholas nach dem ersten Sieg über die Fey darauf bestanden hatte, daß sein Volk eine militärische Ausbildung erhielt, hatten viele dies nicht ernst genommen.
    Sie hatten sich ganz auf das Weihwasser verlassen.
    Aber es schien nicht zu wirken, zumindest nicht, soweit Nicholas sehen konnte.
    Er befand sich mit Sebastian im Gemach des Bauernaufstandes. Der Raum war quadratisch geschnitten und nahm das gesamte Obergeschoß des Nordturms ein. Jahrhundertelang waren die Fenster unverglast gewesen, aber Nicholas’ Ururgroßvater hatte während des Bauernaufstandes Scheiben einsetzen lassen. Er hatte gesagt, er wolle sehen, wie seine Armee den Aufstand niederschlug, ohne dabei zu frieren.
    Ein wirklich pragmatischer Mensch.
    Eine Dosis Pragmatismus würde ihm selbst jetzt auch nicht schaden.
    An den steinernen Wänden standen Stühle aufgereiht, und in der Mitte des Zimmers war ein großer Tisch aus Stein eingebaut. Eine etwas größere Version des Kriegszimmers, die Nicholas im Moment dringend benötigte.
    Sebastian stand reglos wie eine der Säulen im Raum. Er hatte das Kinn nach vorne gereckt und die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er beobachtete Nicholas intensiv, als habe er Angst, sein Vater könne im nächsten Augenblick verschwinden. Aber wenn man bedachte, daß er Gabe verloren hatte und Arianna weggeflogen war, hatte Sebastian ausreichend Anlaß, sich zu fürchten.
    Trümpfe. Einer davon war Sebastian. Er sah aus wie Gabe. Er könnte den Schwarzen König vielleicht täuschen, wenn es nötig sein sollte, obwohl sich Nicholas nicht vorstellen konnte, wie. Es gab nur wenig andere Trümpfe.
    Die Vögel umringten immer noch den Palast. Sie waren von unterschiedlichster Größe und Gestalt und hockten abwartend am Tor, in den Bäumen und auf der Erde. Die winzigen, männlichen und weiblichen Fey auf den Rücken der Tiere waren nackt. Nicholas beobachtete sie durch ein klobiges Fernrohr. Das Haar auf ihren Köpfen bestand aus Federn. Auch sie waren teilweise Vögel.
    Bis jetzt hatte sich noch kein Fey in den Palast vorgewagt, obwohl sie schon den ganzen Morgen auf das Gebäude starrten.
    Aber das interessierte Nicholas gar nicht so sehr. Viel mehr beschäftigte ihn der dichte Qualm, der den Horizont verdüsterte und schwer über Jahn lag. Wie riesige Tentakel krümmten sich schwarze Rauchsäulen im Südwesten und Südosten. Jewel hatte einmal gesagt, daß die Fey niemals fruchtbares Land verwüsteten.
    Vielleicht hielten sie diese Teile der Insel nicht für nützlich.
    Neue Rauchsäulen stiegen dick und ölig von der anderen Seite des Cardidas auf.
    Kam der Rauch etwa vom Tabernakel?
    Arianna würde ihm sagen, was die Fey alles in Brand gesteckt hatten.
    Falls sie zurückkehrte.
    Er wirbelte herum, unfähig, diesen Gedanken zu ertragen. Sebastians Augen folgten jeder seiner Bewegungen. Nicholas ging zu seinem Sohn, berührte ihn, empfand seine steinerne Haut als beruhigend.
    »Wann … kommt … sie … zurück?« flüsterte Sebastian.
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, seufzte Nicholas. Sie war auf sich selbst gestellt, so allein wie nie zuvor. Hätte er seine Kinder doch nur in die Verliese gebracht, solange noch Zeit dazu gewesen war.
    Wäre Arianna doch nur dorthin gegangen.
    In die Verliese.
    Sie waren sein anderer Trumpf.
    Wenn er sie geschickt

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