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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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waren?
    »Los, los, dem kannst du alles sagen«, ließ sich Yasep hören. »Der is’ mindestens so heilig wie du.«
    Der erste Mann trug keine Robe, sondern eine Hose und ein zerfetztes Hemd. Sein Haar war zurückgekämmt, und er war alt, älter als der Rocaan. Con hatte ihn noch nie gesehen. Im Gesicht trug er Verbände.
    »Seid ihr Fey?« fragte Con.
    Die Männer brachen in schallendes Gelächter aus. Die Frau stellte sich instinktiv wie schützend vor Con, als könnte er sich durch diese Frage in Gefahr bringen.
    »Nicht mehr als du«, erwiderte der erste Mann.
    »Er is’ der Rocaan, Junge«, sagte Denl. »Erkennst du ihn nit?«
    »Wie sollte er mich erkennen?« fragte der erste Mann. »Als ich Jahn verließ, war er noch nicht einmal geboren.«
    »Der Rocaan ist im Tabernakel«, flüsterte Con scheu.
    »Genau, und das is’ auch gut so«, sagte Denl. »Hier wimmelt’s nämlich nur so von Fey.«
    Con verlor plötzlich die Geduld. »Nein, das ist überhaupt nicht gut. Die Fey haben den Tabernakel umzingelt, sie können jeden Augenblick angreifen. Ich soll den Palast warnen, und wenn ihr mich jetzt nicht gehen laßt, dann werde ich zu spät kommen.«
    »Aha, den Palast warnen?« fragte Yasep.
    »Weiß auch nit«, gab die Frau zurück.
    »Hab’ mich schon immer gefragt, wo diese Tunnel hinführn.«
    »Nein«, entschied die Frau. »Es stimmt, was der Junge sagt. Die Fey sind überall. Und die werden auch zum Palast gehn, da kannst du sicher sein.«
    »Laßt ihn laufen«, sagte der erste Mann.
    »Warum, Heiliger? Was kümmert’s dich?«
    »Er ist ein Junge, dem man einen Auftrag erteilt hat, und einen wichtigen obendrein. Wenn Nicholas nicht rechtzeitig gewarnt wird, dann kann das für die Fey nur von Vorteil sein.«
    »Im Vorteil sind die doch auch so.«
    »Wozu ihnen also noch einen weiteren verschaffen?«
    »Legst dich ja mächtig ins Zeug für einen Jungen, den du nit kennst.«
    »Ich weiß, wer er ist und was er tut. Und du wirst es nicht verhindern.«
    »Willst du mich aufhalten, oder was?«
    »In diesem Falle schon.«
    »Kannst dich ja selbst nit auf den Beinen halten, heiliger Mann. Wie willst du mich da aufhalten?«
    »Treib mich nicht zum Äußersten«, sagte der erste Mann. »Du weißt nicht, was ich alles fertigbringe.«
    »Laßt ihn laufen«, stimmte jetzt auch die Frau zu. »Der isses doch nit wert, daß man sich um ihn streit’.«
    Cons Arme wurden freigegeben. Er bewegte sie vorsichtig, rieb sich die Handgelenke und wandte sich um. Der Mann, der ihn festgehalten hatte, war nicht viel größer als er selbst, mindestens genauso schmutzig und wesentlich älter. Er hatte das Kinn entschlossen vorgeschoben.
    »Los, geh«, sagte er. »Warn den König. Obwohl er nix ändern kann. ’s sind viel zu viele Fey.«
    »Er kann es versuchen«, erwiderte Con.
    »Geh, Junge«, sagte der erste Mann. »Erfülle deine Weisung.«
    Con trat zu ihm. Der erste Mann war kein Fey, trotz seiner Körpergröße. Er hatte blonde Locken und tiefliegende blaue Augen, die unter den zahlreichen Verbänden kaum zu sehen waren. Er war schwer verletzt und machte einen erschöpften Eindruck.
    Con kniete vor ihm nieder. »Wer bist du, daß ich dich hätte erkennen sollen?«
    Als der Mann lächelte, zog sich einer der Verbände hoch. Er stöhnte und preßte die Hand darauf. »Niemand, um den du dich kümmern mußt. Nur ein alter Aud, der auf die schiefe Bahn gekommen ist. Geh jetzt. Die Fey sollen doch nicht vor dir am Palast ankommen.«
    »Nein, Herr.«
    Denl trat neben Con und reichte ihm die Fackel. »Gott soll dir Flügel verleihn«, sagte Denl leise. Er warf Yasep über die Schulter einen Blick zu. Finster und mit verschränkten Armen beobachtete Yasep, was vor sich ging.
    »Danke«, erwiderte Con. Er nahm die Fackel und sah sich auf der Suche nach einem Ausgang um.
    »Der nächste Gang geht rechts ab«, sagte Denl. »Gleich da vorn.«
    Con nickte. Bevor er die Höhle verließ, hielt er kurz inne und wartete, bis sein Atem wieder gleichmäßig ging. Er wußte nicht, was diese Männer hier taten. Es interessierte ihn auch nicht. Er wollte nur vor den Fey den Palast erreichen und dann zum Tabernakel zurückkehren, wo hoffentlich alles wieder ins Lot gekommen war.

 
18
     
     
    Trümpfe. Dieses Wort ging Nicholas nicht mehr aus dem Sinn, seit Arianna sich verabschiedet hatte. Er besaß Trümpfe. Er mußte nur herausfinden, wie er sie ausspielen sollte.
    Inzwischen war er mit Sebastian zum Nordturm gegangen. Der Palast hatte keine

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