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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Augenblick, bis Gabes Kopf versank, und flog weiter, flog davon …
    … Schneller und schneller jagten die Bilder einander. Ihre Größe und die Aufenthaltsorte veränderten sich, aber in jedem Bild sah Arianna entweder Gabe, ihren Urgroßvater oder Sebastian, und in jedem dieser Bilder zersprang Sebastian …
    Immer wieder versuchte sie, ihm zu helfen, aber der Stein schnitt ihr lediglich in die Hand.
    Sebastian zerbarst.
    Sebastian.
    Zersprungen.
    Sie schrie und spürte, daß sie auf dem Boden lag, in den Armen ihres Vaters. Mit tief zerfurchtem Gesicht beugte sich Sebastian über sie und strich ihr das Haar aus der Stirn.
    … »Visionen …«, sagte er.
    »Ich dachte, sie würde sich Verwandeln«, hörte sie ihren Vater mit zitternder Stimme sagen. Ihr Kopf ruhte auf seinem Schoß, und er hielt sie ganz fest. Draußen, vor dem Fenster, flatterten immer noch die aufgeschreckten Vögel. Vogelkot, Federn und Asche wirbelten durch die Luft.
    »Sie … kann … beides«, sagte Sebastian.
    »Ich Glückliche«, antwortete Arianna und stellte überrascht fest, daß sie krächzte. Sie war schweißbedeckt. Kleidung, Stirn und Rücken waren durchnäßt. Noch nie hatte sie sich so beschmutzt gefühlt.
    »Arianna«, fragte ihr Vater, »geht’s dir wieder besser?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Mir ist schwindlig.«
    Sie legte eine Hand auf den Boden. Der Stein fühlte sich kühl und beruhigend solide an. Dann blickte sie hinunter. Ihre Finger bluteten nicht. Sebastian war nicht zerborsten. Noch nicht.
    »Sebastian«, stammelte sie, aber ihre Stimme brach, bevor sie weitersprechen konnte.
    »Was hast du gesehen?« fragte ihr Vater. Er klang erschrocken. Die Vögel vor den Fenstern flogen höher, als trügen Aufwinde sie davon. Ihr Krächzen und Kreischen entfernte sich.
    »Zuviel«, sagte sie. »Wenn das eine Vision war, dann kann ich darauf verzichten.« Sie setzte sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Immer noch wirbelten die Bilder in ihrem Kopf durcheinander. Ein Vogel prallte gegen das Fenster und stürzte ab. Der Fey-Reiter auf dem Rücken des Tieres starrte entsetzt auf den ihm entgegenrasenden Boden.
    »Beim Roca!« stieß ihr Vater aus. Er mußte zutiefst beunruhigt sein, da er sonst in ihrer Gegenwart niemals religiöse Ausrufe gebrauchte. Er streichelte ihren Kopf, während er sich erhob und zum Fenster hinausblickte.
    »Wir haben über die Hälfte der Vögel in Panik versetzt. Das ist ein gutes Zeichen.«
    Aber er klang merkwürdig unbeteiligt, als rede er nur, um sich zu beruhigen.
    »Ari …«, stammelte Sebastian.
    »Ich habe Gesehen, wie du stirbst«, entgegnete sie. »Ich habe dich hundertmal sterben Sehen.«
    Ihr Vater wandte sich um. »Man kann nur einmal sterben«, sagte er.
    Arianna schüttelte den Kopf. »So war es nicht. Ich habe nicht verschiedene Tode Gesehen. Egal, was ich Gesehen habe, am Ende war Sebastian immer tot.«
    Sie würgte das Wort ›tot‹ hervor und barg dann das Gesicht in den Händen.
    Sebastian legte eine feste, schwere Hand auf ihre Schulter. »Ari«, sagte er. »Ich … bin … nicht … lebendig … Wie … kann … ich … da … sterben?«
    Wut stieg in ihr auf. Sie wollte herumwirbeln, ihm sagen, daß er kein Recht hatte, sich selbst so herabzusetzen. Aber sie konnte sich nicht rühren. »Du lebst«, sagte sie. »Und ich habe gesehen, wie du zerbrichst.«
    »Zerbrichst …«, wiederholte er flüsternd, als müßte er darüber nachdenken.
    Ihr Vater kauerte neben ihr. Sie fühlte die Wärme seines Körpers, die Hitze, die von ihm ausging. »Arianna«, sagte er und streichelte ihren Arm. »Die Schamanin hat mir einmal erzählt, daß sie von einem Ereignis mehrere Visionen hatte. Sie sagte, das bedeute, daß die Zeit in Bewegung sei, daß es sich um ein wichtiges Ereignis handle und daß nur eine dieser Visionen Wirklichkeit werden würde.«
    Mit aufkeimender Hoffnung spähte sie zwischen ihren Fingern hindurch. Ein paar zerzauste Vögel flatterten am Fenster vorbei, aber der Blick in den Himmel war wieder frei. Der Rauch hatte ihn in kränkliches Graugrün gefärbt.
    »Ist Sebastian in jeder Vision gestorben?« fragte Nicholas.
    »Beinahe«, erwiderte Arianna.
    Er nickte. »Dann müssen wir diese Visionen einzeln betrachten und ihre Bedeutung herausfinden, um diejenigen zu verhindern, die Sebastians Tod zeigen. Bist du dazu bereit?«
    »Jetzt?« fragte sie. »Im Hof wird gekämpft.«
    »Wann ereignen sich die Visionen?« fragte Nicholas weiter.
    »Das

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