Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Gründe: Er vernichtete die reiche Oberschicht, er untergrub die Moral, und er bereitete den Boden für die Saat im Frühjahr.
    Einfach, wirkungsvoll und gerissen. Die Schlüsselworte zu jedem Erfolg.
    Als nächstes mußte er den Palast erobern. Er brauchte den König der Inselbewohner um seiner Kinder willen, und weil er die Fähigkeit besaß, seine Leute unter Kontrolle zu halten. Nur die Arroganz des Inselkönigs mißfiel Rugad. Irgendwann würde er ihn wahrscheinlich ausschalten müssen, aber erst wollte er sehen, ob man den Willen dieses Königs nicht doch brechen und zweckgemäß formen konnte.
    Er vermutete, daß sich dafür der Umweg über die Kinder auszahlen würde. Rugad durfte sie nicht töten, aber das mußte er auch nicht. Treuebruch konnte viel verheerender sein als der Tod eines Kindes. Er mußte es nur richtig anfangen.
    Er wußte immer noch nicht, was er mit dem Golem machen sollte. Die Existenz dieses Wesens weckte seine Neugier und beunruhigte ihn zugleich. Er begriff einfach nicht, wie dieser Wechselbalg immer noch existieren konnte, und warum.
    Künstliche Wesen, denen aufgrund von Magie ein längeres Leben als geplant beschieden war, entwickelten häufig eigene Zauberkräfte, und die älteren Schamanen behaupteten, diese künstlich erschaffenen Wesen seien direkte Spielbälle der Mächte. Die Schamanen hatten sich auch immer geweigert, solche Wesen zu untersuchen, denn sie waren Teil der Mysterien, und daher sollte ihre Bedeutung den Menschen verborgen bleiben.
    Rugad hatte genug von den Mysterien gesehen, um zu wissen, wie gefährlich sie sein konnten. Sein ganzes Leben lang war er der Gnade der Mächte ausgeliefert gewesen. Er hielt sie für die Quelle, die die Visionen der Schwarzen Familie speiste. Die Mächte waren launenhafte Wächter der Zukunft. Wenn sie den Golem beherrschten, dann hielten sie nicht nur sein eigenes Schicksal in Händen.
    Trotz der Wärme überlief es ihn kalt. Die Hitze des Tages stieg vom Boden auf und mischte sich mit der Gluthitze der Feuersbrünste, die jetzt unkontrolliert in den langgestreckten Häuserreihen am Rande Jahns wüteten. Ascheflocken wirbelten umher, Funken stiegen aus den Trümmern auf. Die Luft war dünn, und Rugads Herz klopfte heftig, um seinen flachen Atem auszugleichen. Er hob den Arm, Signal für die Falkenreiter, das Tempo zu beschleunigen.
    Je schneller er den Palast erreichte, desto wohler war ihm in seiner Haut.
    Die Hitze wurde immer unerträglicher. Einige der Feuer waren gefährlich außer Kontrolle geraten. Er mußte unbedingt Rotkappen zum Löschen hinschicken, gleich nach der Landung.
    Direkt vor ihnen erhob sich jetzt der Palast, eine Insel der Ruhe inmitten der entfesselten Wut der Fey. Aus dieser Entfernung und Höhe konnte er die Tierreiter sehen, die das Gebäude umringten. Es gab keinerlei Anzeichen von Angriff oder Kampf.
    Nur die wartenden Vögel.
    Nicholas war ein unglaublicher Esel. Trotz seiner Großspurigkeit und der Ehe mit einer Fey hatte er nichts von der Klugheit der Fey gelernt. Er wartete immer noch auf ein Treffen mit Rugad, genau wie dieser es vorhergesehen hatte. Rugad hatte gehofft, Nicholas würde die Tierreiter bis zu seiner Ankunft für eine Art Palastwache halten. Aber er hatte insgeheim auch gehofft, daß Nicholas sich Jewels würdig erwies, daß er nicht auf diesen Trick hereinfiel und schwerer zu besiegen sein würde als die Herrscher von Galinas.
    Feiglinge alle miteinander.
    Rugad hatte es verabscheut, gegen sie zu kämpfen, hatte es verabscheut, wie sie ihre Soldaten in die Schlacht schickten und sich selbst aus dem Staub machten, bevor die Reihe an sie kam. Mit bloßen Händen hatte er einigen dieser Herrscher den Hals umgedreht, nicht, um seinen eigenen Ansprach auf Führerschaft zu untermauern, sondern weil ihn ihre Feigheit anekelte.
    Davor hatte ihn Weißhaar immer gewarnt und sich oft genug darüber verbreitet, wie gefährlich es für einen Visionär sei, direkt in die Schlacht einzugreifen. Rugad mußte ihm zwar recht geben, aber in manchen Fällen ging es eben einfach nicht anders. Die Eroberten mußten lernen, was echte Führerschaft bedeutete – und sei es in ihrer Todesstunde.
    Er befand sich jetzt fast über seinen Tierreitern, als eine Bewegung seine Aufmerksamkeit erregte.
    Hunderte von braun- und schwarzgekleideten Inselbewohnern schwärmten plötzlich aus einigen Gebäuden und setzten mit gezückten Schwertern über den Zaun. Sie bewegten sich fast lautlos. Als sie die ersten

Weitere Kostenlose Bücher