Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
über die Brücke marschiert waren.
    Aber vielleicht hatten sie auch schon vorher dort gelegen, und Con hatte sich bloß nicht richtig erinnert. Es spielte auch keine Rolle. Das Problem bestand darin, Sebastian durch diese Gänge zu schleusen.
    Sebastian war zwar groß und schmal, aber er bewegte sich äußerst ungeschickt. Con mußte ihm zeigen, wie man sich am besten durch den engen Tunnel zwängte, doch mehr als einmal hatte Con auf der Suche nach Sebastian zurückkriechen müssen. Der steckte irgendwo fest und weinte mit gesenktem Kopf und ausgestreckten Armen. Con wollte Sebastian niemals mehr weinen hören. Es hörte sich an, als scheuerten zwei Steine gegeneinander, und bei diesem Geräusch standen Con die Haare zu Berge.
    Sebastian hatte häufig geweint, seit Con ihn gefunden hatte. Ohne seine Familie fühlte er sich verloren, und er vermißte insbesondere seine Schwester. Es fiel ihm schwer, sich auf unbekannte Situationen einzustellen, und wie sich herausstellte, hatte er den Palast noch nie verlassen, bevor Con ihn von dort weggebracht hatte. Die Tunnel jagten ihm panische Angst ein, und die niedrigen Gänge machten alles noch schlimmer. Con mußte Sebastian aber nicht erst erklären, warum es so wichtig war, die Höhle zu verlassen. Das wußte Sebastian bereits, und er hatte es mit der Flucht noch eiliger gehabt als Con selbst.
    Seine Warnungen hatten Con beunruhigt. Auch Con war sich darüber im klaren, daß er die Höhle bald verlassen mußte, da die Fey sie früher oder später entdecken würden, aber irgend etwas in Sebastians Verhalten hatte ihn zu noch größerer Eile angetrieben. Sebastian verfügte über die Magie der Fey, und wenn er behauptete, er könne Veränderungen in seiner Nähe wahrnehmen, dann glaubte ihm Con.
    Sebastian brauchte einen Beschützer, und bis sie den König gefunden hatten oder Sebastian allein weitergehen konnte, wollte Con diese Aufgabe übernehmen.
    »Gut«, sagte Con und umklammerte Sebastians Hand. »Ich halte dich fest. Schieb dich vor, und ich ziehe dich raus.«
    Sebastian strengte sich an. Con schob seine Hand an Sebastians Arm hoch, bis er dessen Schulter umfaßte und ihm aus dem Gang heraushelfen konnte. Sebastian war schwer. Er wog fast doppelt soviel, wie Con erwartet hatte, wenn man berücksichtigte, wie schlank er war und wie wenig er aß. Er klagte niemals über Hunger oder Durst. Was das anbelangte, hatte er so gut wie keine Bedürfnisse.
    »Wo … ist … das … Ende?« fragte Sebastian, dessen Stimme vom Weinen und vom Rauch heiser klang.
    Es hatte lange gedauert, bis sich Con an die Dunkelheit gewöhnt hatte, aber Sebastians Augen schienen sich überhaupt nicht anzupassen. Nicht nur, daß er Mühe hatte, durch diese Gänge zu kommen, er war obendrein auch noch blind.
    »Das dauert noch ein bißchen«, sagte Con und wünschte, Sebastian wäre geschickt genug, so hinunterzurutschen, wie Con es gemacht hatte, mit dem Gesicht voran. »Ich werde dir helfen, bis du deine Beine aus dem Gang ziehen kannst.«
    Die Öffnung des Durchlasses war auf dieser Seite etwas größer. Con hoffte, daß Sebastian es fertigbringen würde, seine Beine hindurchzustecken und sich langsam herabzulassen. Er würde ihn teilweise tragen müssen, aber nicht die ganze Zeit.
    Con ließ eine Hand auf Sebastians Schulter und legte die andere auf dessen Brust. Sebastians Hüften waren schon fast frei.
    »Gut«, sagte Con. »Kannst du knien?«
    »Ja«, erwiderte Sebastian. Er richtete sich langsam auf den Knien auf. Con mußte ihn jetzt loslassen, streckte aber die Hände hoch, für den Fall, daß Sebastian schwankte.
    Oder um seinen Sturz abzufangen.
    Con schauderte. Er war nicht sicher, ob er es überlebte, falls Sebastian mit seinem ganzen Gewicht auf ihn fiel.
    Sebastian stemmte seine Hände gegen den Rand der Öffnung, wie Con es ihm gezeigt hatte. Er streckte erst einen, dann den anderen Fuß hindurch, ohne sich dabei, wie Con befürchtet hatte, in seinem Gewand zu verheddern. Sebastian saß jetzt in der Öffnung, seine Füße baumelten über dem Boden.
    »Sehr gut«, lobte Con. Er senkte die Arme. Sein rechter Arm war eingeschlafen und brannte, seine Schultern schmerzten. Er wußte nicht genau, wie lange er Sebastian noch stützen mußte. »Jetzt leg die Hände auf meine Schultern und rutsch runter.«
    Sebastian beugte sich vor. Con meinte fast, das Knirschen seines Körpers zu hören. Manchmal war Con wütend auf den König, weil er diesen Jungen im Stich gelassen

Weitere Kostenlose Bücher