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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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gekannt.
    Sie wären nicht so kläglich in den Tunneln verendet oder zum anderen Flußufer gekrochen.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder mußte Feder am Urenkel des Schwarzen Königs vorbei- oder aber zurückfliegen.
    Er würde zurückfliegen, aber er mußte sich beeilen. Er konnte sehr schnell fliegen. Einst hatte er einen Irrlichtfängerrekord für die schnellste Überquerung von Nye aufgestellt. Das war zwar Jahre her, aber er konnte es wiederholen.
    Er mußte es einfach schaffen.
    Er wagte nicht, sich die kostbare Beute noch einmal entgehen zu lassen.

 
25
     
     
    Con zog die volle Kiste durch den Gang. Sein Rücken tat weh, und er war furchtbar schmutzig. Bei jedem Schritt schlug ihm das Schwert gegen die Beine, aber er wollte es auf keinen Fall ablegen. Lag es an den ungewöhnlichen Eigenschaften der Waffe, oder verkörperte sie in seiner Vorstellung die Schwerter aus dem Tabernakel? Die religiösen Schwerter, die für ihn Symbole Gottes waren.
    Vielleicht trug er die Waffe auch als Buße für all die Toten, die er auf dem Gewissen hatte.
    Con versuchte, nicht an sie zu denken, und das war ihm in der letzten Woche auch meistens gelungen. Aber ab und zu erinnerte er sich wieder an jenen Augenblick, als das Schwert so mühelos durch Fleisch geglitten war wie durch Wasser.
    Jetzt mußte er sich auf seine Arbeit konzentrieren. Er hatte nach einem anderen Ausgang gesucht, aber keinen gefunden. Auch Sebastian hatte keinen entdeckt.
    Con hatte Sebastian sogar gefragt, ob sie zur Höhle zurückkehren sollten. Aber Sebastian hatte nur gezittert und geflüstert: »Nein …«
    Da die Strickleiter verschwunden und die Holztreppe verbrannt war, mußten sie sich selbst eine Treppe bauen, um die Katakomben zu verlassen.
    Con hoffte, daß sie die Kisten hoch genug stapeln konnten, damit Sebastian und er den Rand der Öffnung erreichen und sich hochziehen konnten.
    Allerdings wollte Con sich lieber nicht vorstellen, wie Sebastian das versuchte. Schwer und ungeschickt, wie er war, würde es im besten Falle ziemlich schwierig werden.
    Aber ihre einzige Alternative war, unter der Brücke zurückzukriechen, und das brachten sie nicht über sich.
    Um den Kistenstapel zu stabilisieren, hatten sie die Leichen an der Wand aufgeschichtet. Con hatte diese unangenehme Aufgabe fast ganz allein bewältigen müssen. Sebastian hatte sofort angefangen, mit diesem gräßlichen rauhen Geräusch zu weinen, und das hatte Con nicht ausgehalten. Bestimmte Dinge schienen Sebastian besondere Angst einzujagen: Der Tod und alles, was damit zu tun hatte, gehörte dazu. In anderen Dingen schien er vernünftig und fast normal.
    Con fragte sich noch immer, warum man ausgerechnet ihm diese Weisung erteilt hatte. Warum er sie immer noch befolgte, obwohl der Tabernakel niedergebrannt war. Er versuchte, derartige gotteslästerliche Gedanken zu verdrängen, aber sie plagten ihn hartnäckig, besonders hier unten, in den verwüsteten Eingeweiden des Heiligtums. Wie konnte ein Gott, besonders der Gott, mit dem Con sich in seinen Studien beschäftigt hatte, so etwas zulassen?
    Welchem Zweck diente das alles? Wollte der Heiligste auf diese Weise seine Anhänger Gottes Ohr näherbringen? Oder wollte er den Glauben der Überlebenden auf die Probe stellen?
    Con hatte keine Antwort auf diese Fragen. Er war der Niedrigste der Niedrigen, ein Aud, der bis vor zwei Wochen alle Arbeiten verrichtet hatte, für die andere sich zu gut waren. Dann hatte der Rocaan ihn eines Tages in seine Studierstube gerufen und ihm jene Weisung erteilt, die ihn schließlich zu Sebastian geführt hatte.
    Sebastian allerdings war wahrhaftig eine schwere Prüfung.
    Trotzdem hatte Con in den letzten Tagen eine gewisse Zuneigung zu dem Jungen entwickelt. Er mochte seine Eigenarten, seine Unbeholfenheit, seine bedingungslose Treue. Wäre er nur geschickter und könnte besser mithelfen!
    Cons Hände waren glitschig von den verfaulenden Überresten seiner früheren Gefährten. Seine Nase war von ihrem Gestank betäubt, und er wußte nicht, ob er sich jemals wieder sauber fühlen würde. Aber er schuftete weiter, denn er vertraute Sebastians Instinkt, der sie bis hierher durch das Tunnelsystem geführt hatte.
    Sebastian zerrte eine Kiste aus dem Nebenraum. Als er in den Gang trat, ruckte er mit dem Kopf und schüttelte sich kurz. Con setzte seine eigene Kiste ab und drehte sich nach Sebastian um.
    Sebastian ging doppelt so rasch wie sonst, beinahe so schnell wie ein normaler Mensch.
    Es sah

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