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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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der Armee seines Urgroßvaters schon hiergewesen waren.
    Seine Mutter war eine Visionärin gewesen wie Gabe selbst, nur war ihre Macht nicht so groß wie seine. Auch sie nicht mehr am Leben. Später hatte die Schamanin Gabe vom Tod seiner Mutter, unmittelbar nach der Krönung seines Vaters und während der Geburt seiner Schwester, berichtet.
    Die Schamanin hatte ihm davon erzählt, und außerdem hatte Gabe es Gesehen.
    Während jener Vision wäre er fast selbst gestorben.
    »Na schön«, sagte er. »Du hast mir eins ausgewischt. Jetzt komm zurück.«
    Seine Worte erzeugten kein Echo mehr. Die ganze Höhle schien enger zu sein als vorher, als hätten sich die Wände dichter zusammengeschoben. Aber das sah Gabe nicht. Nur seine Ohren registrierten es. Es war, als hätte sich eine Tür plötzlich geschlossen, eine Tür in eine andere Welt.
    Sie war fort.
    »Du hättest sie eben nicht so herausfordern sollen«, tadelte die Rotkappe. »Mysterien sind launisch.«
    »Ich dachte, du kennst dich mit Mysterien nicht aus«, fauchte Gabe. Er war nicht wirklich wütend auf die Rotkappe. Er hätte lieber seine Mutter angebrüllt oder dieses Ding, das sich als seine Mutter bezeichnet hatte. Er wollte sie schlagen, anschreien und sich in ihren Armen ausweinen.
    Sie sollte ihm helfen.
    Sie sollte ihn trösten.
    Er wollte sie zurückhaben.
    »Niemand kennt sich wirklich mit Mysterien aus«, verteidigte sich die Rotkappe. »Außer vielleicht Schamanen. Man sagt, sie begegnen den Mysterien, bevor sie ihren Dienst antreten.«
    »Die Schamanin ist tot«, murmelte Gabe düster.
    Die Rotkappe zuckte die Achseln.
    Leen seufzte. Sie ließ das Messer los und schüttelte die Schultern, als seien die Muskeln steif von der ständigen Anspannung. »Ich glaube, diese Erscheinung ist nicht unser größtes Problem. Sie ist weg, und dieser Ort macht mir angst. Ich möchte gehen.«
    »Nicht bevor Adrian und Coulter hier sind«, widersprach die Rotkappe.
    »Als Gabe geschrien hat, haben die Fläschchen gezittert«, erinnerte Leen. »Ich habe schon mit eigenen Augen gesehen, was diese Fläschchen anrichten können. Kiana ist gestorben, als jemand eins über ihr ausgegossen hat. Wenn diese Dinger zerplatzen, möchte ich nicht hiersein.«
    »Sie zerplatzen nicht«, beschwichtigte Gabe.
    »Noch nicht«, beharrte Leen. »Dieser Ort ist voll von ihrem religiösen Zeug. Es könnte gefährlich sein.«
    »Für dich und mich schon«, meinte Fledderer. »Aber Gabe ist zur Hälfte einer von ihnen. Vielleicht schadet es ihm nichts.«
    »Du glaubst, deshalb konnte ich sie auch sehen, nicht wahr?« fragte Gabe. »Du glaubst nicht, daß sie ein Mysterium ist. Du hältst sie für ein Geschöpf der Inselreligion.«
    »Schon möglich«, gab die Rotkappe zu. »Aber das, was du erzählt hast, klingt irgendwie schon nach einem Mysterium. Ich habe nicht so viel Angst vor diesem Ort wie Leen. Ich glaube, daß wir nichts zu befürchten haben, solange wir uns klug verhalten.«
    »Klug?« fragte Leen. »Meinst du damit, daß wir die religiösen Gegenstände nicht anfassen sollen? Und uns vom Brunnen fernhalten?«
    Fledderer nickte.
    »Wir wissen doch gar nichts über ihre Religion. Sogar dieser Fußboden könnte ein Teil davon sein und uns etwas antun, wenn wir uns bloß hinsetzen.«
    »Adrian weiß bestimmt darüber Bescheid«, versicherte die Rotkappe.
    Gabe räusperte sich. Er hatte genug von dieser Diskussion. Er zitterte immer noch vor Schreck über das plötzliche Verschwinden seiner Mutter. »Wir haben beschlossen, hier zu warten. Und daran halten wir uns auch. Du kannst ja nach draußen gehen, wenn du willst, Leen.«
    »Und mich unter die ganzen Schwerter stellen?« fragte Leen. »O nein, Gabe. Ich traue nichts und niemandem an diesem Ort.«
    Sie kreuzte die Arme vor der Brust und baute sich neben Gabe auf wie ein Leibwächter. Gabe wäre gerne etwas beiseite gerutscht, aber er hatte nicht die Kraft dazu. Er wollte bleiben, wo er war, und das Gefühl der Leere ganz auskosten, das das Verschwinden seiner Mutter in ihm hervorgerufen hatte. Ihr Verschwinden bedeutete etwas sehr Wichtiges. Vielleicht hatte sie ihm nur eine Lehre erteilen wollen, nicht mit ihr zu spielen, sie nicht mit Fragen zu behelligen.
    Zu Beginn des Gesprächs hatte sie gesagt, sie auszufragen, besser gesagt, ihre Antworten, hätten einen Preis.
    Gabe seufzte. Er hatte es satt, ständig für alles einen Preis zu zahlen. Er hatte es satt, die Zukunft der Fey zu sein. Er hatte alles satt. Er war kein

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