Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
die Schultern und drehte ihn zu sich herum. Sie zitterte. Nicholas fühlte es an ihren Händen und Armen.
»Bevor wir unsere Wanderung angetreten haben, hast du gesagt, daß du der einzige bist, der den Schwarzen König töten kann.«
»Und du hast mir erklärt, es sei mir schon einmal mißlungen, weil es Schwarzes Blut gegen Schwarzes Blut wenden könnte.«
Nicholas 1 Mund war trocken. So verängstigt und aufgeregt zugleich hatte er die Schamanin noch nie gesehen. Er wußte nicht, worauf sie hinauswollte, und er wollte es auch lieber nicht wissen.
»Wenn wir ihn überwältigen wollen«, fuhr die Schamanin fort, »ist das hier unsere Chance. Jetzt ist er verwundbar. Wir brauchen nur die Eidechse zu töten.«
Nicholas riß sich los. Noch nie hatte er solchen Abscheu vor ihr empfunden.
»Das ist doch Arianna!«
»Ich weiß«, gab die Schamanin zurück.
»Hast du nicht immer behauptet, Domestikenmagie sei friedlich?«
»Das ist sie auch. Ich könnte es nicht tun. Aber du.«
»Ich kann meine Tochter nicht töten, ganz egal, was sich in ihrem Inneren abspielt. Ich kann es nicht. Du hast kein Recht, mich darum zu bitten!«
»Ich habe jedes Recht«, widersprach die Schamanin. »Du hast behauptet, daß du alles tun würdest, um die Blaue Insel zu retten und die Fey zu vertreiben. Jetzt hast du die Möglichkeit dazu.«
»Indem ich Arianna töte?«
»Indem du den Schwarzen König tötest.«
Die Schamanin fixierte Nicholas so eindringlich, als versuchte sie, ihm die Antwort am Gesicht abzulesen. Als erwarte sie allen Ernstes, daß er ihren Vorschlag auch nur eine Sekunde in Betracht zog.
Die Eidechse hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Nicholas fragte sich, ob Arianna ihre Auseinandersetzung hören konnte. Oder ob der Schwarze König sie hören konnte.
»Arianna kämpft um ihr Leben, und ich soll sie töten?« Nicholas schüttelte heftig den Kopf. »Sie ist meine Tochter. Ich kann meine Tochter nicht töten.«
»Ein Fey würde es tun«, konterte die Schamanin.
»Ich bin kein Fey«, fauchte Nicholas.
Die Schamanin faltete die Hände vor dem Bauch und stieß die angehaltene Luft aus. »Ich habe schon erwartet, daß du dich weigern würdest. Aber ich mußte es dir anbieten.«
»Anbieten?«
»Ein Leben im Tausch gegen eine sichere Zukunft. Das ist nur logisch.«
»Sie ist meine Tochter«, wiederholte Nicholas. »Du hast mir erklärt, es könnte Schwarzes Blut gegen Schwarzes Blut wenden, wenn ich den Schwarzen König tötete. Meine Tochter zu töten könnte genau dieselben Folgen haben.«
»Nicht, wenn es ein Versehen ist«, meinte die Schamanin.
Sie klang ganz ruhig. Plötzlich war sie Nicholas völlig fremd. Er wußte, daß die Fey ein rücksichtsloser Menschenschlag waren, aber er hatte die Schamanin bis jetzt für eine Ausnahme gehalten. Er hatte ihr sein Leben anvertraut.
Sein Leben und Ariannas Leben.
»Ich werde ihr auf keinen Fall etwas tun«, erklärte Nicholas entschlossen.
Wieder atmete die Schamanin hörbar aus. »Dann gibt es nur noch eine andere Möglichkeit.«
Nicholas betrachtete die Eidechse. Sie saß noch immer ganz still. Arianna saß ganz still. Kämpfte sie gerade mit ihrem Urgroßvater? War sie dabei, zu gewinnen? Nicholas haßte die Feymagie mitsamt ihren Methoden und Geheimnissen.
Er wünschte, Jewel wäre hier, um ihm beizustehen. Nicht die Schamanin.
Jewel.
Arianna war auch ihre Tochter.
Plötzlich spürte er Jewel, als stünde sie direkt neben ihm. Einbildung. Eine grausame Sinnestäuschung.
Während seine Tochter um ihr Leben kämpfte.
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, wiederholte die Schamanin. »Ich könnte durch deine Verbindung zu Arianna reisen. Ich könnte versuchen, den Schwarzen König aus ihrem Inneren zu vertreiben.«
»Nein.« Nicholas trat einen Schritt zurück und schlang schutzsuchend die Arme um sich. Er wußte nicht, woher die Schamanin von seiner Verbindung zu Arianna wußte, und er wollte es auch lieber nicht wissen. Er wollte nicht, daß die Schamanin die Verbindung auch nur anrührte.
»Du kannst mir vertrauen«, versicherte die Schamanin. »Ich habe euer Vertrauen noch nie enttäuscht.«
»Du hast mir gerade vorgeschlagen, meine eigene Tochter zu töten, um uns aus dieser Zwangslage zu befreien!« erwiderte Nicholas. »Ich kann dich nicht mehr in ihre Nähe lassen.«
»Du hast meinen Vorschlag abgelehnt, Nicholas, und ich kann es nicht an deiner Statt tun«, beschwichtigte ihn die Schamanin. »Ich würde meine Zauberkraft
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