Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
den Tunnel gegangen … das war wirklich gewesen …, und dann hatte die Wucht der Explosion sie zurückgeschleudert. Sie war rückwärts durch ihren eigenen Körper geschossen, vorbei an ihren Augen und Ohren und mitten in diese Dunkelheit hinein.
Vielleicht hatte sie unrecht. Vielleicht war auch diese Dunkelheit ein Teil von ihr.
Aber wo genau befand sie sich? Und wie war sie bloß hierhergeraten?
Wenn sie sich Temperaturen vorstellen konnte, konnte sie vielleicht auch durch bloße Willenskraft Licht erzeugen.
Mit vor Anstrengung gerunzelter Stirn konzentrierte sie sich auf Sonnenlicht, aber die Dunkelheit blieb unverändert. Arianna versuchte, ein imaginäres Licht zu entzünden, aber auch dieser Versuch scheiterte.
Sie unterdrückte ihre Enttäuschung und dachte weiter nach.
Temperaturen lösten ein Befinden aus. Ihr imaginärer Körper konnte sich durch Gedankenkraft verändern. Aber Licht enthüllte die Außenwelt, die ihrer Willenskraft nicht unterlag.
Licht zu erzeugen stand nicht in ihrer Macht.
Arianna seufzte. Sie mußte sich von der Vorstellung lösen, daß auch sie Gesetzen unterworfen war. Es war wie bei einer Verwandlung. Die meisten Menschen behielten ihr Leben lang denselben Körper. Sie hatten zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf und einen Leib. Arianna hatte schon Flügel und überhaupt keine Arme gehabt, oder vier Beine, sogar einen Schwanz. Sie konnte in anderen Begriffen denken als jemand mit einem normalen Körper.
Das würde ihr jetzt zugute kommen.
Sie würde ihre Füße in der Dunkelheit zurücklassen. Dann würde sie ihren Leib ausdehnen und den Hals so weit recken, bis sie Licht sah. Dazu brauchte sie diesen Ort nicht zu verlassen, konnte aber trotzdem überallhin gelangen, wohin sie wollte. Sie konnte einen Ausweg aus dieser Dunkelheit suchen.
Ganz egal, wie lange es dauerte.
Wieder seufzte sie.
Wenn sie erst einmal draußen war, konnte sie sich mit den Gefühlen beschäftigen, die ihr Urgroßvater in ihr ausgelöst hatte. Sie spürte seine Anwesenheit immer noch, obwohl sie wußte, daß er längst fort war. Sebastians Anwesenheit genauso. Irgendwie hatten die beiden bei ihr eine verwundbare Stelle entdeckt, von deren Existenz sie selbst nichts gewußt hatte.
Ihr Urgroßvater hatte sich diese verwundbare Stelle zunutze gemacht, um Arianna zu kontrollieren. Wäre sie eine echte Fey oder eine echte Inselbewohnerin, wäre ihm das auch gelungen. Dann hätte er Arianna in einem Winkel ihres eigenen Körpers eingesperrt, und sie hätte nur noch zusehen können, wie jemand anders über diesen Körper bestimmte.
Aber ihr Urgroßvater hatte es nicht geschafft. Zu guter Letzt hatte Arianna ihm die Kontrolle wieder entrissen, und Sebastian hatte ihn vertrieben.
Sebastian.
Sobald sie in ihren eigenen Körper zurückkehrte, mußte Arianna ihn suchen. Sie hatte nicht gewußt, daß er noch am Leben war. Sonst hätte sie ihn niemals im Palast zurückgelassen.
Der Schwarze König mußte die letzten zwei Wochen damit verbracht haben, Sebastian wieder zusammenzusetzen. Und nachdem es ihm gelungen war, hatte er Sebastian benutzt, um Arianna zu finden. Aber Sebastian hatte nicht zugelassen, daß der Schwarze König das Spiel gewann.
Sebastian hatte sie gerettet.
Wieder einmal.
Oh, wie sie ihn vermißte!
Wie sie ihren Vater vermißte … und sogar die Schamanin.
Wenn sie erst einmal hier herausfand, würde sie netter zu ihnen sein. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr sie sie alle brauchte.
Falls sie jemals hier herausfand.
Sie ballte die imaginären Fäuste. Es war höchste Zeit. Wenn es ihr nicht bald gelang, einen Weg nach draußen zu finden, konnte sie für den Rest ihres Lebens hier hocken und grübeln.
Aber jetzt mußte sie herausfinden, wie sie sich befreien konnte.
Sie stellte sich die Dunkelheit als Schlamm vor und drückte einen Fuß hinein. Der Fuß blieb stecken. Arianna lächelte triumphierend. Genau das hatte sie erreichen wollen. Dann warf sie sich in die Dunkelheit wie ein Fisch ins Wasser. Sie begann zu schwimmen und fühlte, wie sich ihr Bein streckte, während der Fuß festsaß.
Sie hatte keine Ahnung, zu welcher Länge sie ihr Bein dehnen konnte.
Sie wußte nur, daß sie es versuchen mußte.
Sie schwamm geradeaus, geriet dann aber ins Taumeln, als etwas wie ein Seil an ihrem Bein riß. Das Bein ließ sich nicht weiter strecken, und sie war immer noch von tiefster Dunkelheit umgeben. Panik ergriff sie, und sie zwang sich, sich wieder zu beruhigen.
Gerade hatte sie
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