Fey 08: Im Zeichen der Schwerter
Coulter. »Ich kenne mehrere Zaubersprüche, um wieder aus dem Wasser zu kommen. Vielleicht würde ich Hilfe brauchen, aber ich könnte meinen Tod um Stunden, sogar Tage hinauszögern.«
»Und Matthias ist ganz offensichtlich jemand zu Hilfe geeilt«, ergänzte Adrian. »Jemand hat ihn verbunden, und er ist mit mehreren Gefährten unterwegs.«
Leen schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Ich kann das einfach nicht glauben. Ich habe ihn ganz bestimmt umgebracht.«
»Das wünschte ich auch«, seufzte Fledderer. »Aber so ist es eben nicht. Die Frage ist bloß, wie ist er hierhergekommen?«
»Das ist nicht die Frage«, widersprach Adrian. »Die Frage ist, wie lange wird er brauchen, um diese Höhle zu finden?«
»Vielleicht kennt er sie ja schon.« Leen deutete auf die Wände. Die Kelche schimmerten. »Du hast doch gesagt, er sei einst der religiöse Führer der Insel gewesen. Dieser Ort ist bestimmt eines ihrer Heiligtümer.«
»Vielleicht«, murmelte Gabe.
Adrian warf ihm einen überraschten Blick zu. Die Höhle war eindeutig ein religiöser Ort. Wie konnte Gabe daran zweifeln?
»Matthias hat behauptet, er folge der Spur zweier Fey«, erläuterte Coulter. »Er wußte, daß Gabe und Leen im Dorf waren, und ist ihnen mit Hilfe seiner Fähigkeiten als Zaubermeister gefolgt. Er wußte nur nicht, wozu er noch alles fähig ist …«
»Aber Coulter hat es herausgefunden«, unterbrach ihn Adrian. Er wollte nicht, daß Coulter Gabe mehr als das Allernötigste erzählte.
»Warum sollte er den Spuren von Fey folgen?« wunderte sich Fledderer.
»Um sie zu töten«, erwiderte Gabe leise. »So wie er meine Mutter getötet hat.«
»Das fürchte ich auch«, stimmte Adrian zu. »Wir müssen uns entscheiden. Es ist fast Abend. Vielleicht schaffen wir den Abstieg rechtzeitig …«
»Zurück in diese Stadt?« sagte Gabe. »Nein danke. Die Einwohner waren nicht besonders entzückt, unsere Bekanntschaft zu machen.«
»Oder wir gehen in unserer eigenen Spur zurück und verlassen diese Berge, indem wir um die Stelle einen Bogen machen, an der wir dem Einundfünfzigsten Rocaan begegnet sind …«
»Schon besser«, kommentierte Fledderer.
»Wir könnten uns auch hier in der Höhle verschanzen.« Adrian sah sich um. Die Schwerter beruhigten ihn, aber die Kelche und das rieselnde Wasser machten ihn nervös. Wenn es wirklich Weihwasser war, brauchten Gabe, Leen oder Fledderer nur versehentlich rückwärts in den Brunnen zu stolpern, und schon war es aus mit ihnen.
Ein Spritzer konnte genügen.
»Wir bleiben hier«, entschied Gabe.
»Vielleicht sind wir hier trotzdem nicht sicher«, gab Adrian zu bedenken. »Vielleicht sind alle diese Symbole des Rocaanismus eine an euch gerichtete Warnung. Wenn sie für euch genauso gefährlich sind wie das Weihwasser, reicht eine einzige Unvorsichtigkeit.«
»Außerdem könnte sich Matthias diesen Ort zunutze machen«, setzte Leen hinzu. »Vielleicht besitzt die Höhle eine religiöse Zauberkraft, die wir nicht kennen.«
Adrian blickte sie an. Ihre Augen waren Schlitze, die Lippen zusammengepreßt. Sie ballte die Fäuste, und ihre rechte Hand schwebte über dem Knauf ihres Schwertes. Ganz offensichtlich hatte sie große Angst. Adrian kannte ihre Wut, er hatte miterlebt, daß sie sogar ihre eigenen Landsleute angegriffen hatte, aber so kannte er sie nicht.
»Ich glaube nicht, daß die Zauberkraft dieser Höhle etwas mit Religion zu tun hat«, meinte Gabe.
»Hast du keine Augen im Kopf, Junge?« knurrte Fledderer.
»Vorhin warst du noch anderer Meinung«, fauchte Gabe.
»Das habe ich nie gesagt«, widersprach Fledderer.
»Was ist passiert?« kam Coulter Adrian zuvor. Etwas war in dieser Höhle vorgefallen, etwas, das Leen völlig verstört hatte und Gabe und Fledderer dazu brachte, sich zu streiten.
»Gabe glaubt, er habe seine Mutter gesehen«, erklärte Fledderer mit leisem Schnauben.
»Niche?« fragte Coulter ungläubig.
Gabe schüttelte den Kopf.
»Deine richtige Mutter?« Coulter klang atemlos.
»Sie hat gesagt, sie sei ein Mysterium. Manche Fey vergehen nicht, wenn sie sterben. Sie werden Geister«, erklärte Gabe.
»Das glaube ich einfach nicht«, mischte sich Fledderer ein. »Und ich halte es auch für unwahrscheinlich, daß ein Mysterium verraten würde, daß es eines ist, oder? Dann wäre es kein Mysterium.«
»Aber vorhin hast du es auch geglaubt«, beharrte Gabe.
»Ich habe dir einfach nur zugehört. Dann habe ich darüber nachgedacht. Was könnte ihnen Besseres
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