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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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der Schimmer, aber er fühlte ihn mehr, als ihn zu sehen. Der Schimmer schien Matthias Kraft zu verleihen, ihn förmlich zu sich hinaufzuziehen. Schon als Kind hatte das Gebirge ihn fasziniert, und während er sich von Felsen zu Felsen hangelte, fragte er sich, warum er den Berg erst jetzt, nach so vielen Jahren, tatsächlich bestieg.
    Er hatte sich immer gesträubt, der Anziehungskraft des Berges nachzugeben, denn er hatte seit jeher befürchtet, daß der Ruf des Berges für ihn den Tod bedeutete. Er war hier schon einmal fast gestorben, und er stellte sich immer vor, daß der Berg nur darauf wartete, sein Werk zu vollenden.
    Er war nie auf die Idee gekommen, daß der Berg ihn vielleicht nach Hause holen wollte.
    Die Stufen waren jetzt frei von Steinen, zwar zerbrochen, aber bequem zu bewältigen.
    Matthias beschleunigte sein Tempo.
    »Heiliger Herr!« hörte er Denl hinter sich rufen. »Laß uns nich’ hier allein.«
    Matthias antwortete nicht. Sie würden ihn schon wieder einholen.
    Sie wußten ja, wohin er wollte.
    Die Stufen führten zu einem Felsplateau, hinter dem der Schimmer pulsierte. Matthias spürte jeden Pulsschlag. Damit verbunden, fühlte er ein merkwürdiges Ziehen, als wären die Schläge genau darauf abgestimmt, ihn voranzutreiben.
    Seine Erschöpfung war verflogen.
    Er war nicht mehr hungrig.
    Sogar die Kopfschmerzen, die ihn nach der Begegnung mit dem brennenden Jungen so gequält hatten, waren wie weggeblasen. »Bitte, Matthias«, rief jetzt auch Tri. »Warte.«
    Matthias nahm die letzten Stufen mit einem Satz und zog sich auf das Plateau hinauf. Oben angekommen, blieb er stehen und atmete tief durch.
    Hier oben war die Luft dünner. Matthias hatte Mühe zu atmen. Damit hätte er rechnen müssen, aber es überraschte ihn trotzdem. Er hatte sich einzig und allein darauf konzentriert, hier heraufzukommen, auf den Gipfel, zu dem seltsamen Schimmer.
    Jetzt war er fast da, wenn er nur erst wieder zu Atem kam.
    Wenn er in diesem Tempo weitermachte, würde er sein Ziel nie erreichen. Das wußte er, ganz gleich, wie mächtig ihn der Schimmer lockte.
    Er drehte dem Pulsieren den Rücken zu und blickte über den Rand des Gesimses ins Tal hinunter.
    Tief unter ihm schlängelte sich der Fluß, wie eine rote Wunde inmitten des grünen Tals. Von seinem weiter entfernten Ufer führten zahlreiche Wege und Straßen nach Constantia. Weiter hinten schmiegten sich die grauen Steinhäuser der Stadt an die Bergflanke.
    Aus dieser gottverlassenen Gegend stammte der Roca, und unter dieser unbedeutenden Stadt wurden die Geschriebenen und Ungeschriebenen Worte aufbewahrt, wenn man Pausho und Tri glauben durfte.
    Über Matthias hingegen öffnete sich schimmernd die Höhle, in der der Roca wiedergeboren worden war.
    Was mochte Matthias dort erwarten? Würde er einer fremden Zauberkraft begegnen?
    Er wußte es nicht. Er wußte nur, daß er zuerst die Fey aus der Höhle vertreiben mußte, und daß er dazu allein nicht in der Lage war.
    Tri holte ihn als erster ein. Matthias streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn zu sich auf das Felsplateau.
    Tri keuchte. »Elendes Gekraxel!«
    »Stimmt«, erwiderte Matthias. Er beobachtete, wie Denl und Jakib vorsichtig Stufe um Stufe erklommen. Denl blickte sich dauernd um, als hätte er Angst, zu stolpern und den ganzen Berg bis zum Fluß hinabzupurzeln.
    »Herrje!« rief Tri überrascht. »Das hier haben Menschen geschaffen!«
    Er musterte das Sims. Auch Matthias senkte den Blick und fragte sich, warum er das nicht gleich gemerkt hatte. Die Steinplatten waren mit Mörtel verfugt und vom Alter geglättet, obwohl sich einige von ihnen aus der Verankerung gelöst hatten. Das ganze Sims sah aus wie eine unbeholfene Nachahmung des gefliesten Tabernakelvorplatzes.
    Der jetzt sicherlich dem Erdboden gleichgemacht war.
    Der Gedanke versetzte Matthias einen leichten Stich.
    Er vermißte den Tabernakel. Er würde ihm den Rest seines Lebens nachtrauern. Es spielte keine Rolle, daß er ihn freiwillig verlassen hatte. Wichtig war, daß er auch danach noch existiert, daß er auch ohne Matthias weiterbestanden hatte.
    Matthias hatte den Tabernakel so sehr geliebt, daß er ihm sein ganzes Leben geopfert hatte.
    Jetzt war er nur noch ein Trümmerhaufen.
    Endlich hatten auch Denl und Jakib das Felsgesims erklommen. Schwer atmend standen sie neben Matthias.
    »Wir sind fast da«, verkündete dieser. Immer noch spürte er die Verlockung des pulsierenden Schimmers. »Ich gehe zuerst.«
    »Glaub nich’,

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