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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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würde.
    Matthias schien ihre Zweifel zu fühlen. Er wollte gerade etwas sagen, als sich die Tür der Versammlungshalle öffnete.
    Eine große, rothaarige Frau mit einem Korb am Arm trat ein. Ihre weiten Röcke schwangen bei jedem Schritt mit. Sie war nicht nach Art der Bewohner von Constantia gekleidet und bewegte sich auch anders.
    Außerdem war sie fast so groß wie Matthias.
    »Tut mir leid, daß ich’s nich früher geschafft hab«, entschuldigte sie sich. »Aber es war ’ne Menge zu tun. Viele Leute mußten versorgt werden, nich bloß, weil sie verletzt sind, sondern weil sie plötzlich umgekippt sind. Und ein paar von den Fey sind auch noch nich tot. Die Heiler wissen nich, was sie mit ihnen anfangen solln. Deshalb hab ich gesagt, ich geh mal vorbei und frag nach.«
    Pausho starrte die Fremde verblüfft an. Sie hatte die Tür offengelassen, so daß das Sonnenlicht hereinströmte und in Paushos Augen schmerzte. Nach den Maßstäben der Klippler war die Frau sehr hübsch. Sie sprach zwar so ähnlich wie eine Sumpfbewohnerin, schien aber trotzdem aus der Gegend der Blutklippen zu stammen.
    Eine der vielen, die geflohen waren.
    Eine von den Langen.
    Genau wie Matthias.
    Jetzt hatten die beiden sich zusammengetan, wie es die alten Prophezeiungen verhießen.
    »Ist das deine Frau?« erkundigte sich Pausho mit gedämpfter Stimme.
    Matthias zuckte die Achseln. »Sie heißt Marly«, stellte er vor. »Sie ist Heilerin von Beruf. Ich habe sie gebeten, herzukommen und nach dir zu sehen.«
    »Ich hab mit ein paar von euren Heilern zusammengearbeitet«, bemerkte die Frau. »Aber sie vertraun mir nich. Könnt Ihr nich mit ihnen reden? Ich bin schon länger Heilerin als die meisten von ihnen, und ich versteh mein Handwerk.«
    »Das glaube ich dir ja«, sagte Pausho. »Aber es ist nur verständlich, daß sie dir gegenüber mißtrauisch sind.«
    »Du bist eben groß«, setzte Matthias hinzu.
    »Aber mit Jakib ham sie doch auch kein Problem gehabt.«
    »Er ist ein ganzes Stück kleiner als wir beide«, meinte Matthias. »Außerdem versucht er nicht, sie zu heilen.«
    Marly schnaufte verächtlich.
    »Jakib?« fragte Pausho.
    »Ihr Bruder«, erklärte Matthias. »Du weißt ja, wie das ist«, ergänzte er nach einer Pause.
    Pausho senkte den Blick. O ja, das wußte sie. Immer wieder kamen in bestimmten Familien große Kinder zur Welt, aber die normal großen Geschwister ließ man am Leben. Paushos Vorgänger hatte gegen diese Regel gewettert und vorgeschlagen, die ganze Familie zu vertreiben. Das war in Paushos ersten Tagen als Mitglied der Weisen gewesen und das erste Mal, daß sie sich durchgesetzt hatte. Wenn wir das tun, hatte sie damals argumentiert, dann ist Constantia bald ausgestorben.
    Ratlos legte sie die Hand an die Wange. Marly trat zu ihr. »Laßt mal sehn.«
    Pausho schüttelte abwehrend den Kopf. Diesmal war es nicht dieses sonderbare Schwächegefühl, das in ihr aufstieg, sondern eine Erinnerung: das Bild von einem gerade erst einen Tag alten, kleinen Mädchen, das nackt auf den Felsen lag …
    Pausho zwang sich, tief Luft zu holen. Sie hatte keine Wahl. Sie hatte dem Roca und ihrem Amt als Anführerin der Weisen buchstäblich ihr ganzes Leben geopfert, und wenn Matthias wirklich recht hatte, würde sie das alles an einem einzigen Nachmittag verlieren.
    »Zak«, sagte sie matt. »Du begleitest uns. Du kannst mir helfen.«
    Zak hob den Kopf. Seine Augen waren kalt. Er hatte verstanden. Wenn irgend etwas schiefging, war es seine Aufgabe, Matthias zu töten.
    »Du wirst mir wohl niemals vertrauen, nicht wahr, Pausho?« bemerkte Matthias.
    Pausho schwieg. Sie streckte die Hand nach Zak aus und stützte sich auf ihn.
    »Laßt Euch von mir untersuchen, bevor Ihr aufbrecht«, bat Marly.
    »Nein«, lehnte Pausho ab. »Die Zeit drängt.«
    »Ihr redet schon genauso wie Matthias«, meinte Marly.
    Pausho zuckte zusammen, aber Matthias grinste. »Sie hat recht«, sagte er zu Marly. »Wir haben wirklich keine Zeit zu verlieren. Die Fey sind bestimmt bald wieder da.«
    »Ich hab nich dran geglaubt, als du gesagt hast, daß sie kommen, und du hast recht behalten. Ich hab nich kapiert, warum du es auf unserm Weg hierher so eilig hattest, und du hast wieder recht behalten. Dann wirst du dich wohl auch diesmal nich irren.« Marly seufzte. »Ich würd nich gern in deiner Haut stecken.«
    »Ich auch nicht«, lachte Matthias.
    Aber Pausho hörte den ernsten Unterton in seiner Stimme. Er haßte die Fey. Jetzt bekämpften die Langen sich

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