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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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erhitze, explodiert es.«
    »Dann benutzt du traditionelle Schmiedetechniken«, schlußfolgerte Zak.
    »Zak«, warnte Pausho. Sie hatte zwar eingewilligt, mit Matthias zusammenzuarbeiten, aber das bedeutete noch lange nicht, daß er in alles eingeweiht werden mußte.
    Geistesabwesend betastete Matthias seine Verbände. Er schien tief in Gedanken versunken. »Dann sind die Geheimnisse tatsächlich unvollständig«, murmelte er. »Das hatte ich bereits vermutet.«
    »Die Geheimnisse«, sagte Zak mit verächtlichem Unterton.
    »Zak«, zischte Pausho wieder.
    Matthias sah sie an. Seine Augen waren wäßrig und kummervoll. Er schien ebenso erschöpft zu sein wie sie. »Es hat keinen Sinn, mir etwas verheimlichen zu wollen, Pausho«, tadelte er. »Die Geheimnisse und die Worte sind unsere letzte Hoffnung. Wir haben doch eine Vereinbarung getroffen. Du darfst sie jetzt nicht aufkündigen.«
    Eben das hätte Pausho nur zu gern getan. Woher wußte er das? Sie ertrug den Gedanken nicht, daß jemand wie Matthias das Grabgewölbe betreten und in den alten Dokumenten herumstöbern sollte, in denen die wahre Geschichte der Insel aufgezeichnet war.
    »Pausho«, mahnte Matthias.
    Unwillkürlich ahmte Pausho seine Geste nach und legte die Hand an die Stirn. Sie hatte immer noch Kopfschmerzen, aber sie fühlte sich schon kräftiger. Wie stand es geschrieben? Die Soldaten des Feindes würden mit einem riesigen Aufgebot zurückkehren, und die alten Kampftechniken würden die Rettung der Inselbewohner und zugleich ihr Verderben sein.
    Das waren die ältesten bekannten Worte. Sie stammten noch aus den Tagen der Rückkehr des Roca, lange bevor er sie vor der Dämonenbrut gewarnt hatte, lange vor allen Zerwürfnissen und Kirchenspaltungen und lange bevor der Sohn des Roca von seinem Amt als Oberhaupt der Rocaanisten zurücktreten mußte.
    »Bitte, Pausho«, sagte Matthias sanft. »Vertrau mir nur dies eine Mal. Du und ich, wir sind die einzigen, die tun können, was jetzt nötig ist.«
    »Nicht unbedingt, mein Freund«, warf Zak ein. »Ich kann es auch. Pausho wird schon ihre Gründe haben, sich zu weigern.«
    Pausho schluckte, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und rutschte unbeholfen von der Tischplatte. Sie war erschreckend wacklig auf den Beinen.
    »Nein«, sagte sie an Zak gewandt. »Ich muß selbst gehen. Matthias hat recht.«
    »Warum?« fragte Zak. »Ich kann es ihm genausogut zeigen. Ich kenne mich in unserer Geschichte sehr gut aus.«
    Aber Zak war nicht der Anführer der Weisen. Er besaß nicht die erforderliche Autorität. Anders als die Angehörigen des Tabernakels hatten die Weisen keine Geheimnisse voreinander, aber es gab gewisse Regeln, die Streitigkeiten verhindern sollten. Eine davon besagte, daß die Weisen Befehle nur von ihrem Anführer entgegennahmen.
    Selbst wenn Zak Matthias ins Gewölbe führte und ihm alles zeigte, was dort zu zeigen war, konnten sie zu zweit nichts ausrichten. Sie brauchten Paushos Beistand.
    Pausho seufzte. »Ich muß es tun«, erklärte sie. Sie nahm die Hand von Zaks Schulter und drehte sich nach Matthias um. »Du mußt schwören, niemals über das zu sprechen, was du zu sehen bekommst.«
    »Worauf soll ich schwören?« fragte Matthias. »Was könnte uns beiden gemeinsam heilig sein?«
    Das war eine gute Frage, aber keine, über die Pausho gern nachdenken wollte. »Dein Leben«, erwiderte sie rasch. »Schwöre bei deinem Leben.«
    Matthias verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Willst du damit etwa sagen, daß dir mein Leben heilig ist?« spottete er.
    »Nein«, gab Pausho zu. »Aber dir.«
    Matthias nahm ihre Hand. Pausho wollte sie erst wegziehen, aber Matthias legte warnend den Kopf zur Seite. Dann ergriff er auch noch ihre andere Hand und legte beide von den seinen bedeckt auf sein Herz.
    »Ich schwöre«, sagte er mit seiner leisen, ruhigen Stimme, »bei allem, was mir heilig ist, niemandem zu verraten, was ich sehen werde, es sei denn, es wäre nötig, um die Stadt Constantia, die Inselbewohner oder die Blaue Insel selbst zu schützen. Dies ist ein heiliger Schwur mit dem Segen des Roca, bei der Seele meines besten Freundes, des Fünfzigsten Rocaan. Und es ist ein persönlicher Eid, den ich bei meinem eigenen Leben schwöre. Sollte ich ihn jemals brechen, dann möge ich sterben.«
    Leise wiederholte er: »… dann möge ich sterben.«
    In Paushos Ohren klangen Matthias’ Worte zwar korrekt, aber hohl. Sie hatte keine Garantie, daß er seinen Schwur halten

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