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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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entschuldigender Stimme neben ihrem Ohr.
    Licias Nackenmuskeln versteiften sich. Es war ihre Aufgabe, Rugad zu unterrichten. Sie war hier die Hauptverantwortliche. Aber Ay’Le war Licia in solchen Machtspielchen haushoch überlegen. Bestimmt wollte sie erreichen, daß Rugad Licia die Schuld an der Niederlage gab und nicht ihr selbst.
    Licia mußte etwas unternehmen, und zwar unverzüglich. Falls es ihr doch noch gelang, diesen Bereich der Blauen Insel zu erobern, würde Rugad die schlechte Nachricht wieder vergessen und vielleicht sogar Ay’Le für die verfrühte Ankündigung einer Niederlage bestrafen.
    »Ich brauche die Irrlichtfänger und den Vogelreiter trotzdem«, beharrte sie. »Wir müssen Verstärkung anfordern: Traumreiter, Rattenreiter und Doppelgänger. Dazu Falken- und Bärenreiter und alles, was diesen verbohrten Inselbewohnern dort unten das Blut in den Adern gefrieren läßt.«
    »Geht in Ordnung«, krächzte Shweet.
    »Außerdem muß Rugad von Boteens Tod erfahren. Er darf Boteens Fähigkeiten nicht länger in seine Pläne einbeziehen.«
    »Sollen wir ihm auch von Boteens Entdeckung erzählen?«
    »Von der Rotkappe, dem Inselbewohner und ihren Untaten schon«, sagte Licia. »Und von der Möglichkeit, daß dort oben irgend etwas ist, das die Inselbewohner gegen uns verteidigen wollen.«
    Licia streckte den linken Zeigefinger aus. Shweet hüpfte von ihrer Schulter auf ihre Hand. Er legte den Vogelkopf ein wenig schief, damit sein Fey-Kopf Licia besser sehen konnte.
    »Das Wort ›Niederlage‹ ist auf jeden Fall zu vermeiden. Es darf ausschließlich von Ay’Le verwendet werden. Auch ich beherrsche diese Art von Spielchen. Ich will, daß es so aussieht, als hätte Ay’Le sich vorschnell mit der Niederlage abgefunden.«
    »Aber die Inselbewohner besitzen wirklich magische Fähigkeiten«, gab Shweet zu bedenken.
    »Wir auch«, erwiderte Licia. »Wir dürfen uns nicht länger wie unerfahrene Grünschnäbel anstellen, sondern müssen endlich einen guten Schlachtplan entwerfen.«
    »Und was ist mit Ay’Le?« fragte Shweet.
    Licia lächelte. »Mit der werde ich schon fertig. Hauptsache, du bringst mir endlich die schnellsten Irrlichtfänger und den besten Vogelreiter, die du auftreiben kannst. Ich werde allen dieselbe Botschaft auftragen, und dann werden wir ja sehen, wer von ihnen zuerst bei Rugad eintrifft.«
    »Vielleicht kommt Rugad ja hierher«, meinte Shweet.
    »Vielleicht«, bestätigte Licia. »Aber es wäre unklug. Gegen die Unterstützung einer erfahrenen Anführerin hätte ich allerdings nichts einzuwenden, Kendrad zum Beispiel oder Onha oder wer auch immer damals den Angriff auf das Schattenland befehligt hat.«
    Shweet schlug mit den Flügeln, erhob sich von Licias Hand und flatterte vor ihr auf der Stelle. Sie wechselten einen Blick.
    »Flieg los«, befahl sie. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Shweet nickte, wendete in der Luft und flog davon. Licia folgte ihm mit den Augen und fühlte sich plötzlich erleichtert. Auf einmal machte ihr die Niederlage nicht mehr so zu schaffen und sogar Boteens Tod nicht.
    Sie hatte eine Idee.

 
30
     
     
    Sie bewegten sich so rasch und lautlos voran wie eine Krähe im Flug. Das war eine von Cons Redensarten, mit der er Luke ganz nervös machte. Er mußte ständig hinauf zum Himmel blicken und erwartete dort oben irgendwelche Fey zu sehen. Dabei konnten die Fey gar nicht wissen, wo er sich gerade aufhielt.
    Luke bezweifelte sogar, daß die Fey ihre toten Kameraden bereits entdeckt hatten.
    Con und er waren jetzt mehrere Kilometer nordwärts in Richtung Jahn gewandert. Hinter sich sahen sie das Feuer immer noch mit orangefarbenen Flammen in den grauen Himmel lodern. Auch der Gestank verfolgte sie – eine Mischung aus verbranntem Fleisch, gekochtem Essen und noch einer anderen, kräftigen und beißenden Komponente, die Luke daran erinnerte, wie er einmal an einem Baum geschnuppert hatte, in den der Blitz eingeschlagen hatte. Con behauptete, es sei der Geruch brennender Magie. Diese Vorstellung ging Luke nicht aus dem Kopf.
    Magie war für Luke die einzige Erklärung dafür, daß dieses Feuer derartig lange brannte. Fledderer hatte ihm zwar erklärt, daß die Lederbeutel magischen Zwecken dienten, aber welchen genau, wußte Luke nicht. Für ihn waren es immer nur scheußliche Behälter für die abgezogene Haut und die Organe von Inselbewohnern und in seinem Falle sogar Freunden gewesen.
    Gerade überquerten sie einen kleinen Bach, der zwei Gehöfte

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