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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Inselkönig und seine Kinder erwähnt. Nein. Er muß gewußt haben, daß dort oben jemand war. Er wußte genau, was er suchte. Er hat es gefunden, und deswegen mußte er sterben.«
    Licia holte tief Luft. Shweet auf ihrer Schulter war ungewöhnlich schweigsam. »Und du bist ganz sicher, daß es eine Rotkappe war?«
    »Absolut sicher«, bestätigte der Schreiber.
    »Woher willst du das wissen?«
    Der Schreiber warf ihr einen beleidigten Blick zu, als hätte sie seinen Verstand angezweifelt. »Es war unverkennbar ein Fey, klein gewachsen, aber sauber, jedenfalls bevor er auf Threem losging.«
    »Konnte er gut mit dem Messer umgehen?«
    »Genausogut wie mit dem Schwert.«
    »Rotkappen können nicht mit Schwertern umgehen«, wandte der männliche Pferdereiter ein.
    »Unsere Rotkappen nicht«, betonte der Schreiber.
    »Was für Rotkappen gibt es denn noch?« fragte Licia. »Wenn die Inselbewohner welche hätten, müßten sie blond und blauäugig sein, stimmt’s? Bist du wirklich sicher, daß diese Rotkappe ein Fey war?«
    »Todsicher«, bekräftigte der Schreiber.
    »Warum sollte sich ein Fey denn mit einem Inselbewohner zusammentun?« fragte jetzt der Pferdereiter.
    »Vielleicht war es einer von Rugars Leuten. Wer weiß?« gab der Schreiber zurück.
    Licia runzelte die Stirn. Das klang einleuchtend, obwohl sie noch nie von einem Bündnis zwischen Inselbewohnern und Fey, ob es nun Rugars Leute waren oder nicht, gehört hatte.
    Abgesehen von Jewels Heirat natürlich.
    Abgesehen von Jewels Kindern, von denen eines eine Gestaltwandlerin war.
    Aber warum sollte eine Gestaltwandlerin sich als Rotkappe tarnen? Damit man sie nicht gefangennahm?
    »Hatte die Rotkappe ein Muttermal am Kinn?« erkundigte sich Licia.
    Der Schreiber blickte sie überrascht an. Allerdings schien er diesmal den Sinn der Frage zu begreifen. »Ich war zu weit weg«, erklärte er. »Ich konnte nicht alles genau sehen.«
    »Nach dir haben sie nicht gesucht, oder?« fragte Licia weiter.
    »Sie wußten nicht, daß ich da war«, meinte der Schreiber.
    »Das heißt, nachdem die Rotkappe ihrer Mordlust gefrönt hat, sind sie wieder abgezogen. Sie haben die Umgebung nicht abgesucht.«
    »Nein«, bestätigte der Schreiber. »Ich habe Glück gehabt.«
    »Allerdings«, stimmte Licia zu. Sie musterte ihn eingehender. Auch er hatte kein Muttermal am Kinn, und er hatte das Geschehen im Stil eines typischen Schreibers wiedergegeben – mit nervtötender Genauigkeit. Sie trat noch einen Schritt auf ihn zu und sah ihm prüfend in die Augen. Sie waren dunkel, ohne goldene Sprenkel. Ein Doppelgänger war er also auch nicht.
    Der Vogel auf ihrer Schulter bewegte sich und grub eine Kralle in eine wunde Stelle auf ihrer Schulter. Licia nahm ihn herunter und setzte ihn trotz seines protestierenden Krächzens auf ihre andere Schulter.
    »Wenn diese Rotkappe wirklich ein Fey ist, müssen wir wohl annehmen, daß es sich um einen von Rugars Leuten handelt. In unseren eigenen Reihen gab es bis jetzt keine Überläufer und woanders auf der Insel auch nicht, soweit ich weiß. Oder?«
    Der Pferdereiter schüttelte seine beiden Köpfe. Der Schreiber blickte Licia nur stumm an.
    »Davon hätten wir bestimmt gehört«, meinte Shweet.
    »Wenn eine unbedeutende Rotkappe überlebt hat, sind uns vielleicht noch andere Versager durch die Lappen gegangen und haben sich unauffällig unter unsere Leute gemischt. Ab jetzt müssen wir sehr vorsichtig sein. Anscheinend haben die Inselbewohner sie auf irgendeine Art verhext, so daß sie ihnen jetzt in die Hände arbeiten.« Licia seufzte. Allmählich wurde ihr das alles entschieden zu kompliziert. Sie wandte sich wieder an den Schreiber. »Unten im Tal findest du Heiler. Sie sollen deine Wunden säubern und verbinden. Dann wirst du dich schon besser fühlen. Aber laß dir ruhig Zeit. Sie sind im Moment ein wenig überlastet.«
    Damit trat Licia ein paar Schritte beiseite. Die Pferdereiterin stand am Rand des Gebirgspfades und starrte auf die roten Gipfel in der Ferne. Ihr scharfgeschnittenes Fey-Gesicht war vom vielen Weinen ganz verquollen. Offenbar war sie Threems Gefährtin gewesen. Licia überließ die Witwe ihrer Trauer.
    »Shweet«, sagte Licia, sobald sie außer Hörweite der anderen waren. »Wir müssen Rugad unbedingt sofort Bericht erstatten. Hol mir zwei Irrlichtfänger und den schnellsten Vogelreiter deiner Truppe.«
    »Ay’Le hat schon Nachricht von unserer Niederlage an Rugad gesandt«, erwiderte Shweet mit leiser, fast

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