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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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voneinander trennte. Der Mais stand hier so dicht und hoch wie auf Lukes eigenem Hof, den er wohl niemals wiedersehen würde. Sie machten einen großen Bogen um die Anpflanzungen. Den Bauern würden geknickte Blätter in den sorgfältig gepflanzten Reihen eher auffallen als zwei einsame, nach Norden wandernde Inselbewohner.
    Auf diese Weise kamen sie allerdings langsamer voran, als es Con lieb war, der gern einfach geradeaus gegangen wäre. Luke orientierte sich am Stand der Sonne und fragte sich besorgt, wie er sich nach Sonnenuntergang zurechtfinden sollte. Sie gingen an bestellten Feldern entlang, schlichen sich an Bauernhäusern vorbei und stiegen Hügel hinauf und hinunter. Das Wichtigste war, außer Sichtweite der Straße zu bleiben.
    Das Ausmaß des Feuers beunruhigte Luke. Bislang hatte er die Fey nur gelegentlich durch kleinere Aktionen verunsichern, aber keinesfalls ihre Aufmerksamkeit auf sich und seine Leute ziehen wollen. Jetzt wußte die ganze Gegend Bescheid, daß etwas passiert war. Die Toten auf Lukes Hof machten alles nur noch schlimmer. Luke behielt seine Bedenken für sich, aber er befürchtete, daß die Fey die ganze Gegend systematisch nach denjenigen durchkämmen würden, die die Scheune angezündet und die Wachen ermordet hatten. Zwei Inselbewohner auf dem Weg nach Norden machten sich da natürlich sofort verdächtig.
    Seit sie die Kirche verlassen hatten, war Con ungewöhnlich schweigsam. Das Gebäude selbst schien ihn noch zusätzlich bedrückt zu haben. Je länger sie unterwegs waren, desto erschöpfter wirkte er. Nur sein brennender Wunsch, Sebastian, den er immer noch für den Sohn des Königs hielt, zu befreien, hielt ihn noch aufrecht.
    Luke fragte sich, was wohl sein Vater Adrian, der sich dem echten Sohn des Königs angeschlossen hatte, zu alledem sagen würde. Sein Vater, der offenbar der Meinung war, daß er mehr Verantwortung für seinen Adoptivsohn Coulter trug als für Luke, seinen richtigen Sohn.
    Wie sehr Luke seine Enttäuschung darüber zu unterdrücken versuchte, sie stieg immer wieder voller Bitterkeit in ihm auf. Seinen Vater und Coulter verband dieselbe Zuneigung, die Luke vor der Ankunft der Fey auf der Insel mit seinem Vater verbunden hatte. Aber seit Coulter bei ihnen wohnte, hatte Luke diese Nähe nie wieder verspürt. Er hatte das Gefühl, daß Coulter ihm im Weg stand.
    Jetzt hatte Coulter ihm seinen Vater endgültig weggenommen. Aber vielleicht war es diesmal tatsächlich für alle Beteiligten so am besten.
    Luke fuhr sich mit der Hand durch das struppige Haar und versuchte, sich einzureden, daß dergleichen keine Rolle mehr spielte. Höchstwahrscheinlich waren Coulter und sein Vater längst tot, und auch Luke selbst würde dieses Unternehmen wohl kaum überleben. Selbst wenn er es schaffte, sich querfeldein nach Jahn und zum Palast durchzuschlagen, würde man ihn spätestens dort fassen und töten, auch wenn er Con das Gegenteil versichert hatte.
    Luke hoffte bloß, daß er vorher einen gnädigeren Tod fand.
    Der Bach war nur noch ein schmales Rinnsal, das gegen Ende des Sommers völlig ausgetrocknet sein würde. Luke konnte hinüberspringen, ohne sich die Stiefel naß zu machen. Einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, einige Kilometer im Wasser zu waten, verwarf diese Überlegung dann aber wieder. Der Bach schlängelte sich von Osten nach Westen. Er würde zwar ihre Spuren verwischen, sie aber weiter von ihrem Ziel wegführen.
    Con wollte ebenfalls hinüberspringen, rutschte auf einem Stein aus und wurde naß. Anders als Luke fluchte er nicht kräftig über sein Mißgeschick, sondern ging einfach weiter.
    »Wir müssen etwas essen«, erinnerte ihn Luke.
    Con schüttelte den Kopf. »Wir haben es eilig.«
    »Wenn wir vor Hunger zusammenbrechen, hilft uns das auch nicht weiter«, hielt Luke dagegen und sah sich nach einem bequemen, vor neugierigen Blicken geschützten Rastplatz um. Am Rand des nächstgelegenen Maisfeldes erspähte er die Ruine eines gemauerten Schornsteins. Zwar lag die Stelle relativ dicht an der Straße, aber wenn Luke und Con auf der Hut waren, würde sie dort niemand entdecken. Der Schornstein lag hinter einem Bauernhaus. Nach den geschwärzten Ziegeln zu schließen, war das frühere Hauptgebäude irgendwann einmal abgebrannt.
    Luke ging voran. Aus der Nähe betrachtet, war der Schornstein ziemlich groß. Luke ließ sich auf einem Ziegelhaufen nieder und Con auf einem anderen. Dann öffnete Luke seinen Proviantbeutel und zog ein

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