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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Irrlichtfängerin, bei der Rückkehr von ihrem Erkundungsflug beobachtet. Sie hatte entsetzt ausgesehen, offensichtlich erschüttert von dem, was sie gesehen hatte. Sie hatte darauf bestanden, allein mit Boteen zu sprechen. Threem hatte seinen Pferdekopf weggedreht, doch mit dem Augenpaar seines Fey-Kopfes hatte er Boteens aufgeregte Gesten registriert und gesehen, wie der Zaubermeister Gaze einen freundlichen Klaps auf die Schulter gab, bevor er sie wegschickte. Sie war mit den Windströmungen geflogen, wie man es ihr während der militärischen Ausbildung beigebracht hatte, um wichtige Nachrichten so schnell wie möglich zu übermitteln.
    Es gab nur einen einzigen Mann, auf den Boteen hörte: den Schwarzen König.
    Was Gaze dort oben in den Bergen auch entdeckt haben mochte, es beunruhigte Boteen schon seit der vergangenen Nacht. Er hatte die anderen gefragt, ob ihnen ein diamantförmiger Lichtstrahl aufgefallen sei, und hatte Gaze auf die Suche danach geschickt.
    Offenbar hatte sie etwas ausfindig gemacht.
    Threem durchforstete den ganzen Tag über sein Gedächtnis nach irgend etwas in den traditionellen Gebräuchen der Fey, das einen diamantförmigen Lichtstrahl erklären konnte, aber es wollte ihm nichts einfallen. Threem wußte, daß Boteen Dinge sah, die kein anderer wahrnahm. Vielleicht handelte es sich hierbei um ein Zeichen, das ausschließlich Boteen verstand.
    Vielleicht ein Zeichen des Schwarzen Throns.
    Threem wußte es nicht, und es bot sich auch keine Gelegenheit, Gaze danach zu fragen. Nachdem sich die Irrlichtfängerin auf den Weg gemacht hatte, war Boteen zur Gruppe zurückgekehrt, hatte ein paar scharfe Worte mit der Hexerin Ay’Le gewechselt und die kleine Truppe noch weiter aufgespalten. Ay’Les Aufgabe bestand darin, die Fußtruppen zu der kleinen Stadt zu führen, die am Fuß der Blutklippen lag. Sie hatte gegen diesen Befehl protestiert und eingewandt, sie sei Diplomatin, keine Kriegerin, aber Boteen hatte auf seiner Forderung bestanden. Dann hatte er Threems Frau bei der Kutsche zurückgelassen und Ay’Le die zweite Kutsche samt Pferdereitern als Begleittruppe mitgegeben. Der Schreiber, ein völlig unnützer Fey, dessen einzige magische Fähigkeit darin bestand, Unterhaltungen wie ein kreischender Papagei wiederzugeben, sollte Boteen begleiten.
    Seit sie sich auf den Weg gemacht hatten, hätte Threem dem Schreiber liebend gerne schon mindestens hundertmal den Hals umgedreht. Ein so pausenloses Gejammer hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht vernommen. Hoffentlich würde es für den Rest seines Lebens auch so bleiben.
    Von frühester Jugend an hatte man Threem eingeschärft, daß ein Fey sich niemals beklagte. Auch dann nicht, wenn er andere Fey auf dem Rücken tragen mußte oder gezwungen war, viermal einen reißenden Strom zu durchqueren und er Hufe wie Eisklumpen bekam, nachdem er durchs eiskalte Wasser getrabt war. Wenn Threem all das ohne eine Wort der Klage überstand, konnte der Schreiber doch wohl auch einfach auf einen Berg klettern. Das war schließlich nicht zuviel verlangt.
    Es war jedenfalls einer der Gründe, warum Threem dem Schreiber voranging. Der andere Grund war, daß er Boteen nicht aus dem Blick verlieren wollte.
    Im Unterschied zu Boteen, der in der Kutsche gesessen hatte, während sie sich den Bergen näherten, hatte Threem sein Ziel ganz genau in Augenschein genommen. In der letzten Nacht hatte er auf einem kleinen Felsplateau Feuerkugeln gesehen. Die Kugeln hatten wie von Fey hergestellte, künstliche Feuerbälle ausgesehen, und sie hatten ein kleines Stück des Bodens verbrannt. Threem glaubte auch, daß er über das Brüllen des Flusses hinweg Rufen, Schreien und die laute Stimme eines Mannes vernommen hatte.
    Threem glaubte, daß Boteen von alledem nichts bemerkt hatte, war sich jedoch nicht sicher. Da Boteen der Anführer der Gruppe war, wagte Threem es nicht, ihn danach zu fragen.
    Er wußte einfach nur, daß es ein gefährlicher Ort war.
    Dieses Gefühl verstärkte sich, je höher er kletterte. Erst später hatte ihn plötzlich ein heftiges Zittern befallen, eine Empfindung, die er seit seiner Kindheit nicht mehr gehabt hatte, als die Hüter mit einem Deckenzauber experimentierten, der ein ganzes Gebiet in undurchdringlichen Nebel gehüllt hatte. Er erinnerte sich, wie es gewesen war, in diesen Zauber hineinzugehen. Als berührte man eine magische, lebendige Mauer, die das eigene Verhalten beeinflußte. Es war ihm damals gelungen, dieses Gefühl

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