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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wie ihm. Das hoffte er jedenfalls, aber letztendlich konnte er nicht sicher sein, ob sich Fey-Magie und Insel-Magie wirklich so ähnlich waren.
    Es war keine sehr logische Annahme, das wußte Boteen. Aber er mußte einfach wissen, womit sie es zu tun hatten. Threem hatte nichts gesehen, und wenn die Inselbewohner angreifen wollten, hätten sie Threem angegriffen, solange er allein gewesen war.
    Vielleicht ging es ihm besser, sobald sie bei der Höhle angekommen waren. Er brauchte nur einen einzigen Blick darauf zu werfen, um Bescheid zu wissen. Wenn Rugad ankam, würde Boteen ihm das Kostbarste zeigen können, was es gab: einen Ort der Macht.

 
10
     
     
    Licia saß auf dem steinernen Bergkamm, während das erste Morgenlicht über den Bergen aufleuchtete. Der Himmel wurde heller und nahm dasselbe glühende Rot an wie am Tag zuvor. Sie mochte weder den Himmel noch die Blutklippen noch die rötliche Farbe der Felsen und des Flusses, der sich durch das Tal schlängelte. Der gleiche Fluß hatte in Jahn ein bräunliches Grau angenommen, war tief und zahm. Hier oben in den Bergen aber schäumte er rot und flach dahin und war so ungebändigt wie die Siegesfeiern der Fey.
    Licia haßte dieses Land.
    Sie hatte Galinas durchquert, Rugad dabei geholfen, den letzten Teil des Kontinents zu erobern, hatte in Wind, Staub und Hitze gekämpft und noch nie, niemals, einen Ort so sehr verabscheut wie diese Berggegend hier. Es war eine ganz instinktive Empfindung. Wenn sie einem Hüter oder Zauberer begegnete, hatte sie genau dasselbe Gefühl. Haß, in den sich Verachtung mischte.
    Auf den die anderen natürlich reagierten. Licia war eine Befehlshaberin der Infanterie und verfügte nur über geringe Zauberkräfte, eben genug, um die Soldaten, die noch nicht in den Besitz ihrer Zauberkraft gekommen waren, bei der Stange zu halten. Sie hatte keine anderen nennenswerten Begabungen außer ihren kümmerlichen Visionen und den womöglich noch weniger beeindruckenden Fähigkeiten zum Hexen.
    Abgesehen von ihrer reichlichen Kampferfahrung, die sie sich in zahllosen Feldzügen erworben hatte. Rugad, wohl wissend, daß es zu einem Kampf kommen konnte, hatte ihr den Oberbefehl über die Truppen erteilt, und sie hatte ihn mit Freude angenommen. Licia saß nicht gerne müßig herum.
    Hätte es Rugad erlaubt, wäre sie bereits bei der ersten Invasionsarmee, den Versagern, dabeigewesen. Licia verstand jetzt, warum Rugad damals nicht an dieser Invasion hatte teilnehmen wollen. Es war von Anfang an seine Absicht gewesen, daß sein Sohn Rugar scheiterte und hier starb, damit Rugad den Thron für seine Enkelin Jewel freigeben konnte.
    Er hatte nicht damit gerechnet, daß auch die Enkelin auf der Blauen Insel sterben würde.
    Genausowenig wie Licia. Sie war eine der ersten Lehrerinnen von Jewel gewesen. Jewels Fähigkeiten harten denen ihres Großvaters in nichts nachgestanden – sie war nicht minder gerissen, resolut und unbeirrbar. Mit ausreichender Erfahrung und genügend Zeit hätte Jewel eine der großen Herrscherinnen der Fey werden können.
    Statt dessen war sie im Kindbett gestorben, wie jedenfalls die offizielle Version lautete. Licia hatte das unbestimmte Gefühl, daß noch mehr hinter Jewels Tod steckte, viel mehr, als man öffentlich zugeben wollte.
    Ihr Tod stand in unmittelbarem Zusammenhang mit diesem Ort, mit der Insel. Licia würde nur zu froh sein, wenn die Insel sich endlich in Händen der Fey befand und sie mit Rugad nach Leutia weiterziehen konnte.
    Aber heute morgen lag eine andere Aufgabe vor ihr. Sie kniff die Augen zusammen und ließ den Blick über das weiter unten liegende Tal schweifen. Rugad hatte sie ermahnt, sich alles besonders aufmerksam anzusehen.
    Was auf den ersten Blick so einfach erscheint, hatte er gesagt, ist vermutlich der schwierigste Feldzug deines Lebens.
    Was Licia dort unten sah, machte keineswegs einen schwierigen Eindruck, sondern wirkte wie eine besonders leichte Beute, insbesondere wenn sie daran dachte, wie ungeübt die Inselbewohner der Kenniland-Sümpfe im Kampf gewesen waren. Nur ein Teil der Einheimischen hatte zeitweilig zu den Waffen gegriffen, und einige von ihnen hatten sich auch mit verbissener Wut zur Wehr gesetzt, aber viele hatten die Waffen niedergelegt und ihre Loyalität gegenüber jedermann erklärt, der König Nicholas’ Familie entthronte.
    Licia blickte auf eine kleine Stadt, eher ein Dorf, hinunter, die vollständig aus Stein erbaut war. Dieser Stein, aus dem die Häuser bestanden,

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