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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ist, Irrlichtfänger beispielsweise oder Schattenländer, aber ich habe nichts bemerkt.«
    »Glaubst du, daß wir unentdeckt hinauf- und wieder hinunterkommen?«
    »Ich weiß nicht, ob jemand da ist, der uns sehen könnte. Falls überhaupt, dann sind sie in der Höhle und müssen erst einmal herauskommen. Ich glaube, daß uns ausreichend viel Zeit zur Flucht bleibt.«
    Vorausgesetzt, keiner der Inselzaubermeister verfügte über Zauberkraft und befand sich ausgerechnet dort oben. Boteen wußte nicht genau, ob er hier unten sicherer war, wo die langsam verlöschenden Rauchsäulen Zeugnis von dem Kampf des anderen Zaubermeisters ablegten.
    Er nickte. »Wir wagen einen Versuch«, beschloß er. »Helft mir beim Aufstehen.«
    Der Schreiber und die Möwenreiterin eilten herbei. Die Hand des Schreibers war knochig und schwach, die der Möwenreiterin hart und kalt. Boteen benutzte sie hauptsächlich, um sich zu stützen.
    Threem trat von der Gruppe zurück, ballte die Fäuste und schloß die Augen. Ein Pferdekopf schob sich aus seinem Bauch, langsamer als sonst, fast widerwillig. Einen Augenblick lang dachte Boteen, der Kopf des Tieres würde wieder in Threems Haut zurückgleiten, aber der Kopf wuchs immer weiter, während sich der untere Teil von Threems Körper verlängerte. Seine beiden Beine wurden zu Hinterhänden, dann bildeten sich die Vorderbeine aus. Das Pferd war jetzt zu seiner vollen Höhe aufgeschossen. Es schüttelte den Kopf und wieherte. Threem, dessen Rumpf, Arme und Kopf sich auf dem Rücken des Pferdes befanden, wirkte dagegen klein. Hätte er Beine gehabt, wäre er von einem normalen Reiter nicht zu unterscheiden gewesen.
    Vor Anstrengung war sein Gesicht grau geworden. Threems magische Kräfte waren offensichtlich ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Aber er hatte mehr als Boteen, und das mußte für den Augenblick genügen.
    »Auf meinem Rücken ist nur wenig Platz«, sagte Threem. »Du mußt dich festhalten.«
    »Ich habe das schon einmal gemacht«, erwiderte Boteen. Aber das war schon sehr, sehr lange her.
    Der Schreiber und die Möwenreiterin führten ihn zu Threem. Das dunkle Fell des Tieres glänzte wie frisch gestriegelt. Threem war ein großes Pferd. Boteen konnte kaum über seinen Rücken sehen.
    Boteen fragte sich, ob er genügend Kraft zum Aufsitzen hatte. Weder der Schreiber noch die Reiterin konnten ihm dabei helfen. Vogelreiter hatten keine Kraft in den Armen, und der Schreiber hatte schon den ganzen Tag über bewiesen, wie außerordentlich nutzlos er war.
    Threem beugte sich herab und umfaßte Boteens Handgelenk. Unaufgefordert formte die Möwenreiterin mit den Händen eine Leiterstufe. Boteen schob den Fuß hinein und fühlte ihre scharfen Krallen durch die Sohlen seiner Stiefel dringen, während er sich von Threem auf dessen Rücken ziehen ließ.
    Threems Oberkörper nahm den meisten Platz ein, verschmolz dann jedoch mit dem Rücken, so daß Boteen die Beine ausstrecken konnte. Er war gezwungen, sich an Threems Oberkörper zu lehnen.
    »Schling die Arme um mich«, sagte Threem. »Der Aufstieg hat’s in sich.«
    Boteen folgte der Aufforderung. Diesen Teil hatte er ganz vergessen: wie es war, auf einem Menschen zu sitzen, den er respektierte, und ihn zu reiten, als sei er nur ein gewöhnliches dummes Tier. Threem warf den Pferdekopf zurück, als wolle er keinen Zweifel an seinem Stolz aufkommen lassen, und trabte dann in Richtung auf den schmalen Pfad.
    Boteen warf einen letzten Blick auf den Schreiber und die Möwenreiterin. »Ihr bleibt hier, bis wir wieder zurückkommen«, ordnete er an.
    Der Schreiber nickte. Die Möwenreiterin verschränkte die Arme. Sie würde so lange bleiben, wie sie es für nötig hielt, soviel wußte auch Boteen. Dann würde sie ihnen folgen. Zu Anfang, als die Kutsche auf der Straße angehalten hatte, hatte sie ihn gereizt, aber mittlerweile wuchs sein Respekt für sie.
    »Halt dich fest«, rief Threem und machte sich an den Aufstieg. Sofort wurde der Winkel, in dem Boteen auf dem Pferderücken saß, schräg und unbequem. Boteen hatte das Gefühl, von Threems Rücken abzurutschen.
    Er umklammerte Threems Taille, schloß die Augen und wünschte, er wäre stark genug, den Weg aus eigener Kraft zu bewältigen. Schutzlos näherte er sich einem gefährlichen Ort. Er konnte sich nur damit trösten, daß jedermann von dieser Woge getroffen worden war. Jedem anderen Zauberkundigen in der Nähe, die anderen Zaubermeister eingeschlossen, mußte es ebenso ergangen sein

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