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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Er stand so hoch aufgereckt, wie es ihm möglich war. Heute morgen kam alles auf sein entschlossenes, militärisch straffes Auftreten an.
    Alles.
    »Aber das ist nur ein Gesichtspunkt«, fuhr er fort. »In der Hauptsache geht es um unsere Politik auf der Blauen Insel. Bisher haben wir dieses Land nicht anders behandelt als andere Länder: leichte Beute, die wir rücksichtsvoll erobern, um das Land für unsere Zwecke zu erhalten. Mit der Rücksicht ist es jetzt vorbei. Die Inselbewohner nutzen unsere Großzügigkeit schamlos aus. Wir werden ab sofort mit einer Taktik vorgehen, die ich noch nie angewendet habe. Greift man uns an, schlagen wir mit doppelter Kraft zurück. Das ist die Taktik meines Vorgängers. Er bezeichnete sie als Totale Zerstörung, und dieser Name sagt eigentlich alles. Wir vernichten jeden, der sich uns entgegenstellt. Ausnahmslos jeden, mitsamt seiner Familie und seinen Nachbarn.«
    Für einen Augenblick standen seine Worte im Raum. Dann beugte sich Kendrad, deren fortgeschrittenes Alter sie als einzige zum Sprechen berechtigte, leicht nach vorn.
    »Verzeih, Rugad«, begann sie, »ich dachte, wir erobern die Blaue Insel ausschließlich wegen ihres Wohlstands.«
    »Ich bin hergekommen, weil meine Urenkel hier sind«, erwiderte Rugad. »Mein zweiter Grund, diese Insel zu erobern, war ihre strategisch günstige Lage. Der dritte Grund ist ihr Reichtum. Aber der läßt sich wieder aufbauen. Der Reichtum der Insel besteht in ihrem fruchtbaren Boden, dem frischen Wasser und unterschiedlichen Klima. Dieser Reichtum wird eine Politik der Zerstörung überleben, es wird eben nur länger dauern, bis wir ihn nutzen können.«
    »Ich habe von dieser Taktik gehört«, ließ sich Schwarzhaut vernehmen. »Aber wie sollen wir hier vorgehen?«
    Rugad lächelte ihm zu. Auf diese Frage hatte er gewartet. »Das ist eigentlich recht einfach«, antwortete er. »Als erstes sehen wir uns in der direkten Nähe der Scheune um. Jeder Bauernhof im näheren Umkreis wird zerstört, alle Familien getötet, Männer, Frauen und Kinder, die Felder werden abgebrannt. Inselbewohner, die sich zur Wehr setzen, bezahlen dafür mit dem Leben. Jeder Inselbewohner, der sich zur falschen Zeit am falschen Ort befindet, wird getötet. Sollte es noch einmal zu einem ähnlichen Angriff kommen, werden die Eindringlinge und alle in der näheren Umgebung auf dieselbe Weise getötet. Unsere Taktik wird ausschließlich durch unsere Handlungen erklärt. Ist deine Frage damit beantwortet?«
    »Ja«, sagte Schwarzhaut.
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Rugad. »Onha, du bist für die Koordination des Angriffs verantwortlich. Nimm dir Traumreiter mit. Töte die Inselbewohner, wenn sie schlafen, oder sorge dafür, daß sie im totalen Chaos erwachen. Ich will jeden Überlebenden lehren, was es heißt, sich so sehr zu fürchten, daß man sich nur auf eine Art retten kann: durch absoluten Gehorsam den Fey gegenüber.«
    »Wer außer meinen eigenen Leuten und den Traumreitern steht mir noch zur Verfügung?« fragte Onha.
    »Du bekommst sie nicht alle«, beschied Rugad. »Du bekommst die Hälfte der einsatzfähigen Traumreiter, ein Drittel der wildesten Tierreiter, die du auftreiben kannst, und die Infanterie, die sich hier zusammengezogen hat.«
    »Die Versager, die den Heuschuppen bewacht haben?«
    »Nein«, entgegnete Rugad. »Verfahre mit ihnen, wie du willst, aber verlasse dich bei deinem Urteil nur auf deinen Verstand. Der Fall ist vielleicht nicht ganz so offensichtlich, wie er auf den ersten Blick erscheint. Die Infanteristen kommen aus der nahe gelegenen Garnison, die Fußsoldaten aus dem umliegenden Gebiet. Nimm Rotkappen mit. Wir müssen unseren Vorrat an Beuteln wieder auffüllen.«
    »Wird gemacht«, sagte Onha zufrieden. Für sie ging nichts über eine ordentliche Schlächterei. Sie war eine seiner besten Generäle und obendrein besonders blutrünstig. Vor zwei Wochen hatte sie den Angriff auf den Tabernakel geleitet, der die Inselbewohner auf jener Seite des Flusses demoralisiert hatte. Rugad hoffte, daß sie ihre jetzige Aufgabe ebensogut, wenn nicht noch besser erledigte.
    »Zweitens«, fuhr er fort, »brauchen wir hier Wachen, ausreichend viele Wachtposten, um alle Eingänge, von den unterirdischen bis zu den in der Luft gelegenen, zu bewachen. Ich möchte, daß die Hüter im Palast arbeiten. Ich will Leute mit den unterschiedlichsten magischen Fähigkeiten um mich haben. Ich brauche eine zuverlässige Infanterie, Fußsoldaten und alle

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