Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Beutel tagelang vom Feuer verschont geblieben, bis die Flammen am Ende schließlich doch darauf übergesprungen waren.
    Obgleich die zweite Woge weniger gewaltig als die erste gewesen war, hatte sie verheerende Auswirkungen auf die bereits geschwächten Fey gehabt.
    Auch für diesen Fall mußte er vorbereitet sein.
    Während Rugad den glutrot erleuchteten Himmel betrachtete, trafen seine Generäle ein. Er hörte, wie Stühle hin und her geschoben wurden, vernahm gedämpftes Murmeln hinter sich.
    Rugad hatte beschlossen, die Versammlung im Nordturm einzuberufen. Er wollte das Feuer im Auge behalten und beobachten, ob sich irgendwo Streitkräfte der Inselbewohner zusammenzogen, um aus der Situation ihren Vorteil zu ziehen und den Palast anzugreifen.
    Bis jetzt gab es dafür noch keine Anzeichen, aber seit dem Angriff waren erst wenige Stunden vergangen. Rugad vermutete, daß die Angreifer einfach Glück bei der Auswahl ihres Ziels gehabt hatten. Sicher war er sich jedoch nicht.
    Auf dieser verdammten Insel konnte er sich keiner Sache sicher sein.
    Der Himmel hellte sich zusehends auf, nicht nur vom Schein des Feuers, sondern auch durch die anbrechende Dämmerung. Rugads Schnitte schmerzten ihn bis auf die Knochen. In den letzten zwei Tagen hatte er nur wenig geschlafen, dabei mußte er sich immer noch von der Verletzung erholen, durch die er seine Stimme eingebüßt hatte. Mit seinen zweiundneunzig Jahren war Rugad ein energischer, starker Mann, aber er erholte sich nicht mehr so schnell wie früher. Wäre er erst dreißig Jahre alt, hätte er die Folgen der Verletzung wohl schon längst überwunden.
    Wenn er gewußt hätte, wieviel persönliche Unannehmlichkeiten die Eroberung der Blauen Insel mit sich brachte, hätte er mit seinem Angriff nicht zwanzig Jahre gewartet.
    Andererseits waren diese Jahre nötig gewesen, um seine Macht auf Galinas zu festigen. Er hatte vor seiner Abreise sicherstellen müssen, daß der Kontinent auch während der Abwesenheit des Schwarzen Königs in den Händen der Fey blieb und keine Unruhen auf Nye ausbrachen, ganz gleich, was sein törichter Enkel dort anstellte.
    Das war ihm gelungen, aber der Preis dafür war hoch. Erst nachdem er hier angekommen war, hatte er begriffen, wie hoch.
    Rugad drehte sich um. Seine Generäle hatten sich um den runden Tisch versammelt. Sie sahen aus wie Krieger aus vergangenen Zeiten, als gehörten sie eher auf die Blaue Insel statt nach Galinas.
    Gut so.
    Sehr gut sogar.
    Es bedeutete, daß die Blaue Insel ihm gehören würde.
    Rugad musterte seine Männer mit raschem, durchdringendem Blick. Die neun Männer waren seine wichtigsten Berater und treuesten Verbündeten. Am Tag zuvor hatte er sich ungefähr zur gleichen Zeit mit ihnen getroffen, nur war am Vortag noch Quata, einer seiner Schiffskapitäne, mit von der Partie gewesen. Derselbe Quata befand sich jetzt auf dem Weg zu den südlichen Bergen der Insel, wo er auf die restliche Flotte stoßen und eines der Schiffe nach Nye senden würde, um Verstärkung zu holen.
    Rugad ballte die Fäuste. Verstärkung, die er schon jetzt brauchen könnte.
    Die Generäle sahen erschöpft aus, und Landre, sein führender Zauberhüter, machte sogar einen kranken Eindruck. Er hockte in sich gekehrt auf seinem Stuhl, die Haut so grau wie Stein, die Augen blickten leer. Eine Haarsträhne hing ihm nachlässig aus dem zusammengebundenen Schopf.
    »Wo sind die anderen Hüter?« fragte Rugad.
    »Am Leben«, entgegnete Landre. Er sprach im Flüsterton, nicht mit der trockenen, etwas spöttischen Stimme, die Rugad sonst von ihm gewohnt war.
    Rugad nickte kurz. Entgegen seinen Erwartungen waren sie alle noch am Leben.
    »Ich möchte offen mit euch reden«, sagte er mit rauher, aber kräftiger Stimme. Das Sprechen fiel ihm zwar nicht leicht, aber die Schmerzen waren erträglich. »Obwohl diese Versammlung so kurz wie möglich dauern soll. Unsere Pläne von gestern sind hinfällig. Wir müssen uns zu anderen Aktionen entschließen.«
    Schlächter, der Fußsoldat, hatte die Hände unter die Achseln gesteckt. Er machte jedoch keinen blutrünstigen Eindruck, sondern schien eher unter Schmerzen zu leiden. Er drehte seinen Stuhl mit den Füßen hin und her, und das begleitende Geräusch zerrte an Rugads ohnehin bereits zum Zerreißen gespannten Nerven.
    Er warf Schlächter einen wütenden Blick zu, woraufhin der Fußsoldat die nervöse Bewegung unterdrückte.
    »Zunächst einmal werde ich eine Erklärung für all diejenigen abgeben, die

Weitere Kostenlose Bücher