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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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seine Generäle. Auch sie schienen von der Welle etwas verstört, waren aber zu erfahren, um sich etwas anmerken zu lassen.
    »Wir brauchen drei Heere«, wiederholte Rugad. »Eines zur Bewachung des Palastes, eines, das wie geplant zu den Klippen aufbricht, und ein weiteres, das den Aufstand im Zentrum der Insel erstickt.«
    »Hast du denn Informationen darüber, daß es sich um einen Aufstand handelt?« fragte Frad’l. Er klang verblüfft, und das mit gutem Recht. Normalerweise wurden derartige Informationen ausschließlich über sein Netzwerk weitergeleitet.
    »Nur das, was ich sehen kann«, antwortete Rugad und wies zum Fenster. »Kein Fey würde je diese Beutel berühren, geschweige denn sie zerstören. Das ist für Fey ein absolutes Tabu. Außerdem kann jeder magisch begabte Fey sterben, sobald er sich in deren Nähe begibt. Es handelt sich hier ganz offensichtlich um einen Angriff der Inselbewohner.«
    »Wußten sie, was sie taten?« fragte Ife, dessen gesunder Flügel jetzt eng am Rücken anlag.
    »Davon müssen wir ausgehen«, entgegnete Rugad. »Ich möchte diese Leute auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben meinen Sohn und meine Urenkelin besiegt, und sie haben sich bisher beachtlich gegen uns zur Wehr gesetzt.« Er berührte seine Kehle, um diesen Worten größeren Nachdruck zu verleihen. Normalerweise vermied er es, die Aufmerksamkeit auf seine Verwundung zu lenken, aber jetzt war es unbedingt nötig. Seine Generäle durften nicht vergessen, daß sogar der Schwarze König eine schwere Niederlage durch die Inselbewohner hatte hinnehmen müssen.
    Aus der Hand des Inselkönigs, auf den Rugad gleich zu sprechen kommen wollte.
    »Derjenige, der sich diese Attacke ausgedacht hat, war ein schlauer Fuchs«, sagte Rugad. »Seit die Beutel vor achtzig Jahren zerstört wurden, haben wir immer nur Infanterie oder Rotkappen mit der Bewachung beauftragt.«
    »Abgesehen von Rugar«, murmelte Schlächter.
    Rugad hatte den leisen Kommentar gehört und quittierte ihn mit einem angespannten Lächeln. »Mein Sohn hat sich bei der Einschätzung der Lage häufig geirrt«, gab er zu. »Es ist ein Glück, daß er den ersten Feldzug gegen die Blaue Insel leitete.«
    Sollten sie sich doch auch daran erinnern, daß es Rugads Idee gewesen war, Rugar zur Blauen Insel zu schicken. Um seine Ziele zu erreichen, schreckte Rugad nicht einmal davor zurück, den eigenen Sohn zu töten, auch wenn er dabei mit Mittelsmännern arbeitete, um nicht Schwarzes Blut gegen Schwarzes Blut zu hetzen. Wer den eigenen Sohn aus dem Weg räumte, beseitigte auch ohne Zaudern einen General.
    »Die Beutel waren streng bewacht. Vielleicht ist das Lager frontal angegriffen worden, aber ich habe meine Zweifel. Unsere Infanteristen hätten in diesem Fall den Aufmarsch der Inselbewohner bemerkt und den Angriff vereitelt.« Rugads Kehle schmerzte. Er sprach länger, als er ursprünglich vorgehabt hatte. »Die Inselbewohner haben wahrscheinlich eine Guerilla-Taktik angewandt.«
    »Die Fey sind keine Neulinge auf dem Gebiet von Guerilla-Kriegen«, gab Dimar zu bedenken. »Jedes Land, das wir erobert haben, hat versucht, sich auf diese Weise zu wehren, aber wir haben sie immer besiegt.«
    »Die Infanterie hat Schwierigkeiten mit Guerilla-Angriffen«, widersprach Kendrad. »Sie verfügen über keine Zauberkraft.«
    »Kein Zaubermächtiger darf sich in der Nähe der Beutel aufhalten«, sagte Schwarzhaut, als verstünde er plötzlich, worauf Rugad hinauswollte.
    »Ich glaube, es gibt auch andere Bereiche, in denen wir angreifbar sind«, äußerte Rugad. »Wir können uns nur dann schützen, wenn wir unsere Schwächen kennen. Das ist einer meiner Aufträge an euch alle: Überprüft eure jeweiligen Zuständigkeiten und überlegt, wie sich die Inselbewohner dort einen Vorteil verschaffen könnten. Sie sehen vielleicht aus wie ein schwacher Feind, aber sie sind es nicht. Sie sind listig, und an listige Feinde sind wir nicht gewöhnt. Wir kennen nur Feinde, die uns im offenen Kampf die Stirn bieten und uns an Kräften unterlegen sind. Falsche Erwartungen können unangenehme Folgen haben. Seht zu, daß ihr eure Truppen auf alle Gefahren hinweist.«
    Die Generäle nickten einmütig. Diese Rede hatte er ihnen schon einmal gehalten, und wahrscheinlich würde er es auch noch ein drittes Mal tun müssen. Es konnte nicht schaden, sie immer wieder daran zu erinnern.
    Es schadete auch nicht, sich selbst daran zu erinnern.
    Rugad faltete entschlossen die Hände hinter dem Rücken.

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