Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
noch nicht alt genug sind, um beim letzten Ereignis dieser Art dabeigewesen zu sein, was für alle außer Kendrad zutrifft, glaube ich.« An dieser Stelle nickte er seiner Generalin der Infanterie zu, die ebenso unbeeindruckt wirkte wie Rugad selbst. Sie saß kerzengerade auf ihrem Stuhl, der muskulöse Körper wirkte entspannt, während das frühe Morgenlicht die ersten grauen Strähnen in ihrem Zopf anstrahlte. »Bei dieser merkwürdigen magischen Woge handelte es sich um einen Angriff der Inselbewohner.«
    Dimar, der Doppelgänger und derzeitige Chefkoch, warf den Kopf zurück. Seine Haut, unter der sich hoch angesetzte Wangenknochen abzeichneten, war zu dunkel für einen Inselbewohner. »Ich habe nichts davon bemerkt«, sagte er.
    »Es hat auch nicht viel mit dem Palast zu tun«, erwiderte Rugad. Er wies auf das Feuer am Horizont. »Dort liegt unser Problem. Einige Inselbewohner haben eines unserer Lager zerstört, in dem wir die magischen Beutel aufgewahrt haben.«
    »Es war ein besonders großes Lager«, ergänzte Kendrad leise.
    »Groß genug, um Auswirkungen auf die gesamte Insel zu haben«, bestätigte Rugad.
    »Du meinst, andere haben dasselbe gespürt wie wir?« fragte Frad’l. Frad’l war der Anführer von Rugads Spitzeln, und zum ersten Mal seit Jahren sah Rugad die Umrisse von Frad’ls wirklichem Gesicht. Er hatte ein markantes, spitz zulaufendes Kinn und durchdringende Augen. Ein einprägsames Gesicht. Für gewöhnlich ließ Frad’l seine Talente als Spitzel spielen und verlieh sich ganz und gar unauffällige Züge, an die man sich nur schwer erinnern konnte.
    »Ja, aber das ist jetzt vorbei«, erwiderte Rugad. »Diese Woge hat sich schnell über die gesamte Insel ausgedehnt. Sie könnte schon jetzt Galinas erreicht haben.«
    »Hoffentlich nicht«, warf Schwarzhaut, der Befehlshaber der Traumreiter, ein. Er klammerte sich an seinen Stuhl, als sitze er besonders unbequem darin. Rugad fragte sich, ob Schwarzhaut womöglich in seiner Schattengestalt erschienen war. Es hatte tatsächlich den Anschein, als reflektierte dieser Mann, der von allen Fey am dunkelsten und erschreckendsten aussah, ein wenig von dem Licht, das auf ihn fiel.
    »Die Woge ist dort bei weitem nicht mehr so kraftvoll«, beschwichtigte Rugad. »Ihre Wirkung läßt mit der Entfernung nach.«
    »Willst du damit sagen, wir hätten etwas noch Heftigeres spüren können?« fragte Ife mit bebender Stimme. Er war der Kommandeur der Irrlichtfänger und nur noch für den Innendienst zu gebrauchen. Seit er sich bei einer Schlacht den Flügel verletzt hatte, konnte er nicht mehr fliegen. Der verletzte Flügel lag zusammengefaltet auf seinem Rücken. Der andere Flügel, normalerweise glatt und gut geformt, hatte sich, wie aus Mitgefühl, ebenfalls ein wenig eingerollt. Vielleicht hatte Ife aber auch an dieser Stelle den Schmerz der Woge empfunden.
    »Allerdings«, sagte Rugad. »Ich habe als Junge schon einmal so etwas erlebt. Bei dem Angriff verloren wir damals einen Zauberer und mehrere Hüter.«
    »Der Vorfall scheint dich nicht sonderlich zu beunruhigen«, sagte Landre leise.
    »Seither sind achtzig Jahre vergangen«, gab Rugad zurück. »Ich bin alles andere als ruhig. Wir wollten unsere gesamten Kräfte auf die Blutklippen konzentrieren. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Wir müssen unsere Streitkräfte in drei Säulen aufteilen.«
    »Glaubst du, die Truppen an den Blutklippen sind von der Woge besonders schwer getroffen worden?« wollte Onha wissen. Sie war Befehlshaberin der Tierreiter, und einige Mitglieder ihrer Truppe befanden sich in der Nähe der Blutklippen. Sie beugte sich fragend vor, eine Hand auf den Magen gepreßt. In Tiergestalt war sie eine Bulldogge, in Feygestalt hatte sie eine lange Nase, kurzes, stacheliges Haar und zu eng beieinander liegende Augen. Sie bewegte sich auffallend kraftvoll, hatte aber, sogar als Fey, eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Hund.
    »Sie haben es garantiert auch gespürt«, bestätigte Rugad. »Aber da sie etwas weiter entfernt waren, sind sie wohl glimpflicher davongekommen.«
    »Die meisten Infanteristen sind noch nicht im Besitz ihrer Zauberkraft«, warf Kendrad ein.
    »Aber sie werden von einer Hexerin angeführt«, hielt Onha dagegen. »Eine Hexerin muß diese Woge doch spüren, oder etwa nicht?«
    »Ja«, sagte Rugad. »Aber ich bin sicher, daß jemand sie ersetzen kann, falls unvorhergesehene Probleme auftauchen.«
    Er blickte erst auf das Feuer, dann richtete er die Augen wieder auf

Weitere Kostenlose Bücher