Fey 09: Die roten Klippen
Tierreiter, die sich einfach kontrollieren lassen. Außerdem eine Truppe Irrlichtfänger sowie fast alle Heiler und Domestiken. Eines der nahe gelegenen Gebäude richten wir als Krankenhaus für unsere verletzten Soldaten ein. Verwundete Inselbewohner müssen sterben.«
»Wie steht es mit Doppelgängern?« fragte Dimar.
»Doppelgängern und Spitzeln werden besondere Aufgaben zugeteilt. Ich will, daß sie die gesamte Bevölkerung der Blauen Insel unterwandern. Irgend jemand hat diesen Gegenangriff geplant, und wenn er schlau war, hat er sich aus dem Staub gemacht. Das bedeutet, daß uns der Schuldige entwischen kann, selbst wenn wir noch so viele Inselbewohner töten. Ich will den Täter aber unter allen Umständen haben. Ich will, daß ihr seine Gesinnungsgenossen ausfindig macht. Es ist die Pflicht der Doppelgänger und Spitzel, die Aufständischen aufzuspüren, sie zu isolieren und mir über sie Bericht zu erstatten. Dann kümmert sich einer unserer Mörder um sie.«
Dimar nickte.
»Nun«, fuhr Rugad fort, »kommen wir zum schwierigen Teil. Ich hatte die Absicht, mich selbst zu den Blutklippen zu begeben. Unter den Bedingungen eines normalen Feldzugs würde ich das jetzt auch tun. Es gibt dort etwas, das ich mir näher ansehen muß. Ich werde jedoch erst aufbrechen, wenn dieses Gebiet hier gesichert ist. Wie bereits gesagt, befindet sich eine unserer Abteilungen bereits an Ort und Stelle, aber wir benötigen mehr Soldaten. Ich habe allen Grund anzunehmen, daß sich König Nicholas in den Klippen aufhält. Er mag sterben, aber wenn seine Kinder bei ihm sind, dürfen sie keinesfalls getötet werden. Man muß sie schonen, koste es, was es wolle. Jeder Fey, der unwissentlich ihren Tod verschuldet, wird als Versager gebrandmarkt, sein Tod wird ein besonderes, öffentliches Ereignis sein. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Die Generäle nickten einmütig.
»Nicholas ist der verschlagenste Feind, den wir je hatten. Er hat meine Enkelin verführt und hätte beinahe mich getötet. Er ist mächtig, auch wenn er seine wahre Macht hinter der Demut eines Inselbewohners verbirgt. Ihr dürft ihn niemals unterschätzen.«
Wieder nickten Rugads Zuhörer.
»Nicholas’ Kinder werden an seiner Seite kämpfen. Ihr könnt sie nicht mit Reden über den Schwarzen Thron oder den Ruhm des Fey-Reiches für euch gewinnen. Sie sind schon zu lange mit Nicholas zusammen. Sie müssen gefangengenommen werden, und zwar lebend.«
»Rugad«, gab Kendrad mit leiser Stimme zu bedenken, »jeder kann während eines Kampfes sterben. Du weißt doch, wie es zugeht. Man könnte sie mit jemand anderem verwechseln. Oder, noch schlimmer, sie könnten zufällig von ihren eigenen Leuten getötet werden, die sie für reine Fey halten. Ich weiß nicht, ob es klug ist, jemand anderem als dir selbst die Verantwortung für diese Kinder zu übertragen.«
Rugad lächelte sie an. »Ausgezeichneter Einwand, Kendrad«, sagte er. »Daran habe ich auch schon gedacht. Es besteht nur geringe Aussicht, daß unsere Leute diese Kinder gefangennehmen. Beide sind Visionäre und das Mädchen obendrein noch Gestaltwandlerin. Ich halte es für wahrscheinlicher, daß die beiden in eine Falle tappen, aus der wir sie dann zum gegebenen Zeitpunkt befreien.«
»Hast du das gesehen?« erkundigte sich Kendrad.
»Nein«, entgegnete Rugad. »Aber ich weiß, daß ich augenblicklich nicht zu den Blutklippen gehen darf. Alle rechnen damit. Jedesmal, wenn ich mich so verhalten habe, wie alle es erwarteten, war das auf dieser Insel ein Fehler.«
»Aber die Kinder sind von größter Wichtigkeit«, beharrte Kendrad.
Rugad schüttelte den Kopf. »Sie sind unser wichtigstes Ziel. Wenn wir dieses Ziel nicht erreichen, haben wir trotzdem nicht verloren. Dann muß ich nur das Erbe des Schwarzen Throns neu bedenken. Ich bin zwar kein junger Mann mehr, aber ich liege auch noch nicht in den letzten Zügen. Wenn nötig, kann ich immer noch Kinder zeugen, und es bleibt mir genügend Zeit, um sie auszubilden. Trotzdem wäre es mir lieber, es käme anders.«
Kendrad nickte mit gesenktem Kopf. Rugad wußte genau, daß sie nicht seiner Meinung war, es aber für sich behalten würde. Sie war eindeutig der Ansicht, genug gesagt zu haben.
Rugad musterte seine Generäle, die seinen Blick erwiderten, und in den meisten Gesichtern spiegelte sich dieselbe Einstellung, die Kendrad gerade an den Tag gelegt hatte. Keiner seiner Leute wollte für die Zukunft des Schwarzen Throns verantwortlich
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