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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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hervorragend funktioniert.
    Licia sah auf das morgendliche Treiben der Stadt zu ihren Füßen hinab und machte mehr Menschen in den Straßen aus als beim ersten Mal. Es schien ein geschäftiger kleiner Ort zu sein. Licia fragte sich, was alle diese Menschen wohl umtrieb. Handelsgeschäfte mit Nachbarstädten konnten es nicht sein.
    Eine kleine Gruppe Inselbewohner erklomm den steilen Bergpfad, der zum Steinbruch führte. Licia hatte beschlossen, sie unbehelligt zur Arbeit gehen zu lassen, denn auf diese Weise verließen zahlreiche kräftige Männer die Stadt. Ein Steinbruch war nicht schwer zu erobern. Seine glatten Wände und die kesselartige Anlage verhießen einen kurzen Kampf und einen sicheren Sieg. Falls die Fey die Arbeiter wider Erwarten nicht im ersten Anlauf besiegen konnten, brauchten sie den Steinbruch nur zu umzingeln und zu belagern. Mitten im Gebirge gab es bestimmt weder ausreichend Wasser noch andere Vorräte.
    Eine Reihe Soldaten hatte sich bereits mit gezückten Schwertern und Messern der Stadt zugewandt aufgebaut. Die zweite Reihe ging gerade dahinter in Stellung. Licia hatte genug Infanterie zur Verfügung, um mit sieben Angriffswellen über die Stadt herzufallen.
    Sie würde die Reihen nacheinander losschicken, die Inselbewohner ins Gefecht verwickeln und dann, sobald die Inselbewohner alle Hände voll zu tun hatten, die nächste Welle abkommandieren. Ihre Zählung der Gebäude in der Stadt hatte ergeben, daß die Fey den Einwohnern zahlenmäßig überlegen sein mußten.
    Licia hoffte, daß die Inselbewohner spätestens beim Erscheinen der vierten Welle von der Unerschöpflichkeit der Fey-Streitmacht überzeugt waren.
    Wieder kreisten Vogelreiter am Himmel. Sie schienen immer noch von dem gescheiterten frühmorgendlichen Angriff verunsichert zu sein, aber Licias Ansprache hatte sie beschämt. Es war ihnen zwar nicht leichtgefallen, aber sie hatten auf ihren Befehl hin die Gestalt gewechselt. Danach hatte Licia ihnen ihren Plan erläutert, und sie hatten gehorcht.
    Jetzt breiteten die Vogelreiter die Flügel aus und ließen sich von Fallwinden ins Tal tragen, wo sie herabstießen und für ihre Kommandantin Informationen sammelten. Die übrigen Tierreiter folgten der letzten Truppeneinheit und sollten den Paß anschließend auch bewachen. Die Fußsoldaten und Ay’Le dagegen sollten im Lager bleiben, bis Licia sie rufen ließ. Und das würde sie erst tun, nachdem die Stadt bereits in ihrer Hand war.
    Ein Spatzenreiter kreiste kurz über Licias Kopf und ließ sich dann tiefer sinken. Licia streckte die Hand aus. Auf früheren Feldzügen hatte sie gelernt, daß Vogelreiter während einer Schlacht nicht gern die Gestalt wechselten. Sie behaupteten, das schwäche ihre Magie.
    Der Spatzenreiter landete auf Licias rechtem Zeigefinger und hielt sich mit seinen kleinen Krallen fest.
    Licia blinzelte, dann erkannte sie Shweet. Er hatte schon in Nye mit ihr gekämpft. Sein Name war genauso alt und ehrwürdig wie seine Herkunft. Er stammte aus einem Geschlecht von Spatzenreitern, dessen männliche Nachfahren alle Shweet hießen, seit bei den Fey darüber Aufzeichnungen existierten.
    »In der Stadtmitte befindet sich ein ständiger Markt«, verkündete der Vogelreiter ohne große Vorrede. Licia mußte sich vorbeugen, um seine schwache Stimme zu verstehen, denn sein Fey-Kopf und -Körper waren sehr klein, und sein Vogelkopf versperrte ihr die Sicht.
    Licia hob die Hand, um sein Gesicht besser sehen zu können. »Sind sie alle dahin unterwegs, so früh am Morgen?«
    »Ja«, bestätigte Shweet. »Am Fuß des Berges haben sie kleine Gärten und Felder angelegt. Die Besitzer verkaufen ihre Ernte auf dem Marktplatz. Außerdem verschwinden einige von ihnen in den umliegenden Häusern und kommen mit anderen Waren wieder heraus. Entweder befinden sich in diesen Gebäuden große Lagerräume, oder die Stadt ist untertunnelt.«
    »So wie Jahn«, bemerkte Licia nachdenklich.
    Shweet nickte, und sein Vogelkopf bewegte sich dabei im Gleichtakt mit dem Fey-Kopf. »Waffen habe ich nicht gesehen. Die Häuser sind aus Felsgestein gemauert. Nur eins ist merkwürdig: Der Stein scheint seine Farbe zu ändern, wenn man ihn aus dem Berg bricht. Im Gebirge ist er rot und in der Stadt grau.«
    »Hast du so etwas schon einmal gesehen?« erkundigte sich Licia.
    »Nein«, meinte Shweet, »aber in meiner Familie erzählte man sich Geschichten über die Eccrasischen Berge, in denen dieses Phänomen erwähnt wurde.«
    »Das bedeutet also,

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