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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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daß es auch in dieser Gegend Magie geben muß.«
    »Ja. Ein paar von den kleineren Vögeln, aber nicht ich selbst, haben sie in den Luftströmungen gespürt.«
    »Und es war kein Nebeneffekt der Luftströmungen selbst?«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, seufzte Shweet.
    Natürlich nicht. Er besaß nicht die nötigen Fähigkeiten.
    »Die Falkenreiter berichten, daß sich eine große Gruppe Inselbewohner im Steinbruch aufhält«, fuhr Shweet fort. »Sie schlagen vor, daß du eine Einheit dorthin schickst. Vom Steinbruch aus kann man die Stadt gut überblicken und sehen, wann du den Befehl zum Angriff gibst.«
    Licia nickte, im stillen erfreut darüber, daß sie bereits selbst auf diese Idee gekommen war. »Gibt es Neuigkeiten von den Bergpässen?« fragte sie weiter. »Irgendwelche Inselbewohner oder weitere Fey in Sicht?«
    Shweet schüttelte den Kopf.
    Jetzt marschierte die dritte Reihe Soldaten auf. Sie bewegten sich fast lautlos. Offenbar waren sie gut ausgebildet. Keiner von Licias Leuten war alt genug, um in der Schlacht um Nye mitgekämpft zu haben. Bis zu diesem Tag war ein derartig durchgeplanter Angriff für sie reine Theorie gewesen.
    »Sonst noch etwas?« fragte Licia.
    »Die Möwenreiter behaupten, sie hätten Boteen auf dem Berg gesehen. Er reitet auf dem Rücken eines Pferdereiters einen schmalen Pfad hinauf.«
    »Konnten sie feststellen, wohin er will?«
    »Sie meinten, daß sich am Ende des Pfades eine Höhle befindet, aber sie können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie wirklich sein Ziel ist. Caw und den Schreiber hat er unten zurückgelassen. Den Grund dafür kennen die Möwenreiter auch nicht.«
    Licia schob nachdenklich die Unterlippe vor. Es hatte sie schon vorher mißtrauisch gemacht, daß Boteen sich nur äußerst zurückhaltend über seine Entdeckung geäußert hatte. Aber sie hatte keine Zeit, länger über seine Beweggründe nachzugrübeln. »Danke, Shweet. Bleib weiterhin so wachsam und gib mir sofort Bescheid, wenn etwas Ungewöhnliches passiert.«
    Der Spatzenreiter klammerte seine Krallen noch fester um ihren Finger, wie sie es als geheimes Zeichen der Zustimmung vereinbart hatten. Allerdings konnte ihn ohnehin niemand hören, so winzig, wie er war. »Ich habe einen Schwarm Kolibrireiter beauftragt, die Fußsoldaten im Auge zu behalten. Und Ay’Le auch.«
    Licia nickte. Sie mochte Shweet und hatte immer gern mit ihm zusammengearbeitet. Er wußte ebensogut wie sie selbst, daß Machtkämpfe der Fey untereinander tödlich sein konnten, besonders zu einem derart prekären Zeitpunkt.
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Wir werden dich von jeder Veränderung seitens der Inselbewohner oder der Fey unverzüglich unterrichten.«
    »Ausgezeichnet.«
    Shweet nickte knapp und flatterte auf. Licias Hand schwankte. Shweet geriet in einen Aufwind, ließ sich von ihm höher tragen und breitete die Flügel so weit aus, wie er konnte.
    Dann entschwand er in den lichter werdenden Himmel.
    Licia blickte ihm nach. In ihm hatte sie einen zuverlässigen Beobachter, aber das war nicht genug. In Kriegszeiten mußte man auf alles gefaßt sein. Sie hatte keine Vision über den Verlauf dieser Schlacht gehabt, nicht einmal darüber, daß sie die Befehlshaberin sein würde. Normalerweise hätte sie das nicht gestört – sie hatte nur selten Visionen, und wenn, dann ziemlich undeutliche –, aber diesmal wünschte sie, es wäre anders.
    Sie spürte, daß sie vor einer wichtigen Entscheidung stand, einer Entscheidung, die ihr ganzes Leben mit einem Schlag ändern und bei der ihr niemand helfen konnte.
    Die vierte Reihe Soldaten trat vor. Nicht mehr lange, und die Armee war bereit zum Angriff.
    Licia drehte sich um, beschattete die Augen mit der Linken und beobachtete die Schlange von Infanteristen, die sich den Paß hinaufwand. Die sechste und siebte Reihe war zusätzlich mit Pfeil und Bogen ausgerüstet. Diese Krieger hatten mehr Erfahrung, und man hatte sie den Umgang mit dieser Art von Inselwaffen gelehrt. Trotzdem mußte Licia sich vorher noch einmal vergewissern, daß sie auch begriffen hatten, wie man richtig zielte. Es fehlte gerade noch, daß die Fey sich aus Versehen gegenseitig Pfeile in den Rücken jagten.
    Sie senkte den Blick wieder auf die Stadt im Tal. Wie winzige Insekten huschten die Einwohner geschäftig und anscheinend völlig ahnungslos durch die Gassen. Wenn die Sonne im Zenit stand, waren sie entweder tot oder ihr Leben nicht mehr wie früher.
    Licia lächelte unwillkürlich. Für solche

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