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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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weiß ich nicht«, hauchte sie.
    Er seufzte. Das könnte ein Problem werden. Jeder hier oder in Nye oder in Galinas hätte es sein können. Wenn es jemand von hier war, mußte er sich darum kümmern.
    »Wie hieß sie denn?« fragte er sanft.
    »Eklta«, flüsterte Gaze noch leiser als zuvor.
    Der Name kam ihm zum Glück nicht bekannt vor.
    Gaze strich eine Haarsträhne hinter eines ihrer spitzen Ohren. »Als ich dann weiter drinnen in der Höhle war, hörte ich, wie einer der Fey, der bei deinem Urenkel war, ihm die Mysterien erläuterte.«
    Also hatte auch sein Urenkel ein Mysterium zu hüten. Das schien soweit schlüssig.
    Aber es machte ihn auch wesentlich gefährlicher.
    Gaze hob den Kopf. »Boteen hielt das für sehr wichtig.«
    »Das ist es auch«, nickte Rugad.
    »Er sagte, er wolle sich erst vergewissern, bevor er seine Vermutungen an dich weitergibt.«
    Rugad nickte wieder. Er hoffte, daß Boteen nichts anderes im Schilde führte. Orte der Macht waren für Zaubermeister höchst gefährlich. Sie stellten Verlockungen dar, denen sie nur schwer widerstehen konnten.
    »Du glaubst mir nicht«, sagte Gaze.
    »Doch«, erwiderte Rugad. »Ich weiß nur nicht genau, ob ich Boteen glauben darf.«
    Vielleicht würde er Boteen nicht mitteilen, daß er nicht kam. Boteen mußte seinen eigenen Ehrgeiz in Zaum halten. Rugad lächelte Gaze an.
    »Ich danke dir für deine Hilfe«, sagte er.
    »Bin ich entlassen?« fragte sie. »Ich dachte, du schickst mich vielleicht gleich wieder zu Boteen zurück.«
    Rugad schüttelte den Kopf. Er wollte nicht, daß sie Boteen erzählte, daß sie seine Anweisungen nicht ausgeführt hatte. »Bleib hier. Ruh dich aus. Es kann gut sein, daß ich schon bald einen Irrlichtfänger brauche, der schnell über Land fliegen kann.«
    Sie zog die Augenbrauen zusammen, nur ein wenig, als sei ihr sein Gesinnungswandel unverständlich. Dann nickte sie und erhob sich. Sie hatte verstanden, daß sie entlassen war. »Vielen Dank«, sagte sie.
    Er lächelte sie an und wandte sich dann wieder dem Fenster zu. Der Himmel war heller geworden, und das Feuer hatte sich verändert. Es loderte immer noch sehr hoch und breit, war aber nicht mehr so gut zu sehen. Es kam ihm nicht mehr so hell vor, und er sah auch keine Funken mehr.
    Wie er sich nach der Dunkelheit sehnte.
    Wie er sich danach sehnte, im Mittelpunkt zu stehen.
    Wie er sich danach sehnte, diesen Feldzug endlich zu Ende zu bringen.
    Die Tür fiel hinter Gaze ins Schloß. Er warf einen Blick nach hinten, um sich zu vergewissern, daß sie wirklich fort war. Bevor Selia kam, blieben ihm nur noch ein paar Minuten, die er dazu benutzen wollte, um sich zu sammeln.
    Gazes Aussage bestätigte, daß die Höhle ein Ort der Macht war. Er mußte nicht selbst dorthin, noch nicht. Vielleicht sollte er sich dort überhaupt nicht blicken lassen. Nicht bei all der dort geballten Macht, nicht nach dem, was heute morgen geschehen war.
    Aber Nicholas war in der Höhle, wenn er Gazes Informationen Glauben schenken durfte. Sie hatte gehört, daß er und Rugads Urenkelin in Kürze eintreffen würden. Er vermutete, daß Gaze recht hatte, denn als er entlang der Verbindungen gereist war, hatte er sie in den Bergen gesehen.
    Mit der Schamanin.
    Abermals durchlief ihn ein Frösteln.
    Die Schamanin wußte, wie man den Ort der Macht nutzte. Sogar besser als Rugad. Und ihre Loyalität galt nicht Rugad, sondern ihresgleichen und, wie sie sagte, dem Schwarzen Thron. Dem von seinen Urenkeln regierten Schwarzen Thron; jungen, unerfahrenen Leuten, die sie beeinflussen konnte.
    Nicholas hatte die Schamanin auf seiner Seite und konnte dazu, dank seines Sohnes, ein Mysterium, zwei magisch begabte Kinder und den Ort der Macht für sich verbuchen.
    Rugad hingegen konnte auf sein Wissen, seine Armeen und die Insel selbst zurückgreifen.
    Ihre Kräfte waren einigermaßen ausgewogen.
    Falls Nicholas es jedoch schaffte, den Ort der Macht für seine Zwecke einzusetzen, könnte der Vorteil leicht zu seinen Gunsten ausfallen. Rugad brauchte etwas anderes, das er für sich in die Waagschale werfen konnte. Und Kendrad hatte ihm dabei geholfen, auf den richtigen Gedanken zu kommen.
    Als es an der Tür klopfte, drehte er sich um.
    »Herein!« rief er.
    Selia betrat den Raum. Sie war groß, selbst für eine Fey, und ihre Schönheit war der Stoff, aus dem die Fey ihre Legenden woben. Sie verneigte sich knapp vor ihm, eine Angewohnheit, die er ihr wohl niemals abgewöhnen konnte. »Du hast nach mir gerufen?«

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