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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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fragte sie.
    »Ja«, sagte er. »Ich brauche einen Schwarzkittel.«
    Sie stöhnte kaum vernehmbar auf, als wollte sie nicht glauben, was sie soeben vernommen hatte. »Verzeih, Rugad«, sagte sie dann, »aber wir haben alle Schwarzkittel umgebracht. Und sollte irgendwo auf der Blauen Insel noch einer überlebt haben … Glaubst du wirklich, er traute sich jetzt noch hervor?«
    »Trotzdem!« sagte Rugad. »Ich brauche einen, und zwar heute nachmittag. Wenn du keinen auftreiben kannst, dann besorge mir wenigstens die Dokumente aus ihrem Tabernakel.«
    »Der ist niedergebrannt«, erwiderte sie etwas lauter. Er hörte Panik in ihrer Stimme mitschwingen. Offensichtlich fand sie, daß er Unmögliches von ihr verlangte.
    »Dann besorge mir Inselbewohner, jeden einzelnen, dessen du habhaft werden kannst. Ich muß unbedingt mehr über die Einzelheiten, die Legenden und die Traditionen dieser Religion erfahren.«
    »Jetzt?« stieß sie hervor. »Kann das nicht warten? Wir haben so viel zu tun.«
    Seine Augen wurden schmal wie Schlitze. Sie wich einen Schritt zurück.
    »Selbstverständlich«, beeilte sie sich zu sagen. Zu ihrer Ehre mußte er zugeben, daß ihre Stimme nicht im geringsten zitterte, obwohl ihre Augen vor Angst weit aufgerissen waren. »Du hast sicherlich deine Gründe dafür. Entschuldige bitte meine Vermessenheit.«
    »Ich habe meine Gründe«, sagte er. »Und zwar die allerbesten. Sie sorgen dafür, daß die Blaue Insel schon bald uns gehört. Die ganze Blaue Insel.«
    Sie sah ihn verwundert an, als versuchte sie, seinen Gedanken zu folgen.
    »Auf dieser Insel verbirgt sich wilde Magie«, sagte er.
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Sie haben sie in ihrer Religion versteckt. Wir müssen nur herausfinden, wie man sie ihr wieder entlockt.«
    »Meinst du, die Schwarzkittel wissen das?«
    »Möglicherweise«, erwiderte er.
    »Warum haben sie sie dann nicht gegen uns eingesetzt?«
    »Das haben sie ja getan. Ihr Weihwasser ist ein hervorragendes Beispiel dafür.«
    »Aber sonst haben sie nichts unternommen. Nicht einmal dann, als wir ihren Tabernakel niederbrannten.«
    »Weil die meisten von ihnen, wie ich vermute, nichts davon verstehen. Besorgst du mir jetzt einen Schwarzkittel oder nicht?«
    »Ich tue, was ich kann«, versprach sie, holte tief Luft und drehte sich um. »Ich schicke dir auch einen Inselbewohner. Hast du daran gedacht, Dimar und die anderen Doppelgänger zu befragen? Vielleicht wissen sie genug, um dich auf die richtige Spur zu bringen.«
    Rugad grinste sie an. »Allmählich begreifst du, was es heißt, meine rechte Hand zu sein«, sagte er. »Ich habe wirklich noch nicht daran gedacht. Schick mir Dimar her.«
    Sie nickte, verließ den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
    Rugad lächelte noch, nachdem sie gegangen war. Wie genial. Und er hatte nicht daran gedacht. Die Aufgabe der Doppelgänger bestand darin, jeden Aspekt einer Kultur aufzunehmen, manchmal so rasch, daß der Doppelgänger selbst nicht wußte, was er alles wußte.
    Rugad würde es trotzdem herausfinden. Auch wenige Bruchstücke der Religion der Inselbewohner konnten hilfreich sein. Sie würden eine Landkarte bilden, die Landkarte, die ihn durch die Magie führte, die der Ort der Macht auf dieser Insel der Bevölkerung verliehen hatte.
    Es könnte der entscheidende Faktor sein, der kleine Vorsprung, der ihm die Insel sicherte, ihm seine Urenkel zurückgab und ihm den weiteren Weg zur Eroberung der restlichen Welt ebnete.

 
18
     
     
    Der Ritt bergauf war heimtückisch gewesen. Boteen hatte sich so eng wie möglich an Threem geklammert, was diesen einmal zu dem Kommentar gereizt hatte: »Wenn du mich totdrückst, lebst du auch nicht mehr lange.«
    Entgegen Threems Überzeugung war der Pfad nicht für Pferde gedacht. Allein Threems außerordentliches Gleichgewichtsgefühl und seine Intelligenz hatten dafür gesorgt, daß sie nicht vom Weg abgekommen waren. Zum Glück war gerade zur Zeit ihres Aufbruchs das erste Licht durch die Wolken gebrochen und hatte ihnen den Weg einigermaßen erhellt. Threem hatte einen Seufzer der Dankbarkeit ausgestoßen, und Boteen hatte gespürt, wie sich seine Muskeln entspannten.
    Fast den ganzen Weg über hatte sich Boteen an Threems Fey-Oberkörper gelehnt. Der Ritt tat seinem Schwindelgefühl nicht gut und vermochte ihn auch sonst nicht aufzumuntern. Die Kraft, die er aus seinem kurzen, seltsamen Schlummer gezogen hatte, war mehr oder weniger eingebildet gewesen und hatte sich in dem Augenblick

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