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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Hand an die Stirn und blickte von ihrem abgeflachten Stein ins Tal hinunter, konnte jedoch die genaue Ursache für die Probleme nicht erkennen. Kein magischer Schimmer, kein verdächtiges Licht.
    Was dort unten auch geschah, es war neuartig.
    Die erste Reihe war einfach durchmarschiert, hatte damit begonnen, die Inselbewohner wie befohlen niederzumachen und war dann am Stadtrand zum Stehen gekommen.
    Wie unter einem unwiderstehlichen Zwang.
    Licia verzog das Gesicht und blinzelte. In der Stadtmitte hatte eine große Gruppe Inselbewohner einen Halbkreis gebildet. Ihre Gesichter zeigten in Richtung der Hügel. Alle reckten die Fäuste in die Luft. Vor kurzem hatten sie noch nicht so dagestanden.
    Das war es.
    Sie setzten Magie ein.
    Licia fluchte. Dort unten wurden ihre Soldaten abgeschlachtet. Sie wurden niedergemacht, weil sie nicht daran gewöhnt waren, gegen Zauberkraft zu kämpfen. Sie wußten, daß sie nicht einfach umkehren und davonlaufen konnten, aber dieser magische Bann hinderte sie andererseits auch daran, weiter vorzudringen.
    Es waren Infanteristen. Sie verfügten nicht über die magischen Kräfte, einen solchen Bann zu brechen.
    Sie mußte ihn aufheben. Eine andere Wahl blieb ihr nicht – es sei denn, sie ließ ihre Leute dort unten auf dem Feld sterben. Nicht nach der Rede, die sie an diesem Morgen vor Ay’Le, den Tierreitern, den Fußsoldaten und all den anderen der Magie Mächtigen gehalten hatte.
    Allein der Stolz hielt ihren Mund verschlossen. Wollte sie wirklich einen ganzen Truppenteil ihrem Stolz opfern? Damit wäre sie keine würdige Anführerin mehr.
    Sie stieß noch einen Fluch aus.
    »Rückzug!« schrie sie. »Gebt Befehl zum Rückzug!«
    Die Soldaten auf der Hügelkette starrten sie völlig entgeistert an. So etwas hatte sie noch nie getan. Überhaupt taten die Fey so etwas nur höchst selten, und auch dann meist nur, wenn es Teil einer zuvor ausgeklügelten Taktik war.
    Die Soldaten wußten, daß das hier keine Taktik war. Es war ein echter Rückzug.
    Vogelreiter kreisten über ihr. Shweet landete auf ihrer Schulter. »Es ist ein Zauberbann!« schrie ihr seine dünne Stimme ins Ohr.
    »Ich weiß«, fuhr sie ihn an.
    »Sehr mächtig!« fuhr er fort.
    Sie wollte nichts davon hören. Sie wollte sich diesem Rückzug, dem, was er zu bedeuten hatte, und der ganzen damit zusammenhängenden Erniedrigung nicht stellen.
    »Kommen denn die Fußsoldaten durch? Oder die Tierreiter?« wollte sie wissen.
    »Die Vogelreiter jedenfalls nicht«, sagte er. »Ich habe so etwas noch nie gespürt. Die ganze Stadt ist geeint.«
    »Ein ganzes Stadtviertel ist doch schon tot«, widersprach sie.
    »Nein«, sagt er. »Unsere Leute hatten eben erst angefangen. Es sind vielleicht fünfzig Stadtbewohner tot, optimistisch geschätzt.«
    »Passiert das gleiche auch im Steinbruch?«
    »Eigenartigerweise nicht. Unsere Leute haben die Arbeiter dort umzingelt. Ich würde sagen, sie fangen bald damit an, sie zu töten, wenn sie nicht schon dabei sind.«
    Wenigstens ein Anfang. Ein kleiner Sieg, an den sie sich angesichts dieser schrecklichen Niederlage klammern konnten.
    »Ich habe den Rückzug befohlen«, sagte sie.
    »Was hättest du sonst tun können?« fragte er. »Kein Fey könnte einen Bann wie diesen aussprechen. Nicht als Gruppe. Es handelt sich um eine neue Art von Magie, etwas, womit wir noch nie zu tun hatten.«
    Rugad hatte sie gewarnt. Er hatte sie alle gewarnt. Immer wenn auf der Blauen Insel etwas allzu leicht schien, dann war etwas faul.
    So wie hier.
    Statt einen Sieg zu feiern, würde sie heute nachmittag ihre Truppe schützen und sie – falls ihr ein neuer Schlachtplan einfiel – zu einem neuen Angriff bewegen müssen. Und sie davon abhalten, sich gegenseitig an den Hals zu fahren.
    Weil sie versagt hatten.
    Sie schluckte schwer.
    Die vierte Welle, die letzte, die sie entsandt hatte, kam mit gesenkten Köpfen und hängenden Schultern den Hang heraufgestiegen. Die Soldaten sahen völlig entmutigt aus, als wären sie im Kampf Mann gegen Mann besiegt worden; aber sie hatten keine Blutspuren vorzuweisen, keine Wunden.
    Nur innere Wunden.
    Licia hatte schon Armeen wie diese gesehen.
    Armeen, die gegen die Fey ins Feld gezogen waren.
    Sie holte tief Luft. »Shweet«, sagte sie, »unterrichte Ay’Le davon, daß wir auf einen Gegner gestoßen sind, der über ungekannte Zauberkräfte verfügt.«
    »Tatsächlich?« fragte er.
    »Was glaubst du denn?« fuhr sie ihn an.
    Er neigte den Kopf – seinen Fey-Kopf –

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