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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geführt.
    Er würde es nicht mehr aus der Hand legen, bevor er den Schwarzen König damit getötet hatte.
    Oder bis er selbst starb, bei der Verteidigung dieses Ortes, bei der Verteidigung dieser Insel, und bei der Verteidigung seiner Kinder.

 
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    Das Gurgeln des Wassers klang unglaublich laut. Matthias fragte sich, ob das Geräusch nur in seinem Kopf existierte oder ob er es tatsächlich mit den Ohren hörte. Es schien wie ein lebendiges Wesen um ihn zu schweben. Auch das weiße Licht der Felswände kam ihm heller vor.
    Er kam an eine Weggabelung, glaubte weiter vorne den Umriß einer Gestalt zu sehen, dann drehte sich der Führer um. Matthias folgte ihm.
    Aus dem Stein stieg ein Springbrunnen empor, genau wie es der Roca in seinen Worten beschrieben hatte. Der Brunnen … derjenige, den der Roca einst als Segen und später als Fluch angesehen hatte. Der Brunnen … der Grund dafür, weshalb Matthias das war, was er war.
    Er betrachtete ihn eine Weile. Die Luft rings um ihn herum war kühl, hier und da von feinen Nebelschleiern durchwirkt, die von der Bewegung des Wassers herrührten. Es roch frisch, wie so oft in den Bergen nach einem unerwarteten Regen.
    Sein Führer berührte ihn am Arm. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Zeit wofür?« erkundigte sich Matthias, aber der Mann legte die Hand auf die Lippen.
    Matthias blickte sich um, sah jedoch niemanden. Aber er sah Hinweise darauf, daß sich hier erst vor kurzem jemand aufgehalten haben mußte. Auf dem Marmorboden lagen Umhänge, neben der Treppe stand ein provisorisches Bett.
    Und über sich hörte er eine Stimme.
    »Dann mußt du eben allein gegen sie kämpfen.«
    Die Stimme war jung, verbittert und so tonlos, als hätte der Sprecher keinen Funken Hoffnung mehr in sich. Matthias lief es kalt über den Rücken. Er konnte sich gut daran erinnern, wie es ihm selbst so ergangen war.
    Er blieb im hinteren Teil der Höhle und nahm die Treppe, die am nächsten an der Wand hinaufführte. Den Worten zufolge befanden sich die Edelsteine an der Rückseite der Höhle, damit man sie nicht so einfach entdeckte. Matthias wußte nicht genau, wo die »Rückseite« war, aber hier konnte sie nicht sein, so dicht am Brunnen, so dicht am Anbeginn von allem.
    Die Stufen waren niedriger, als er erwartet hatte, und beinahe wäre er auf einer gestolpert. Er glaubte, ein leises Klirren aus der Richtung der Stimme zu hören, war sich aber nicht sicher. Oben angekommen, sah er die vielen Regale, einige davon leer, andere noch voll. Auf einigen standen noch Glaskugeln. Es gab mehr Fläschchen mit Weihwasser, als er zählen konnte, und mehr Behältnisse, als er jemals zuvor gesehen hatte. In der Ecke standen einige volle Seelengefäße. Genau dort setzte er Jewel vorsichtig ab.
    Aber die Edelsteine, deretwegen er gekommen war, sah er nirgends. Der Führer schritt ihm voran, starrte eine Wand mit Regalen an und fluchte leise. Eine kleine Handvoll Juwelen glitzerte. Aber Matthias war nicht auf eine Handvoll aus. Er hatte eine ganze Wand voller Juwelen erwartet.
    »Sie sind weg, stimmt’s?« fragte er und vergaß dabei, mit leiser Stimme zu reden.
    Sie hallte durch die ganze Höhle, und er glaubte zu hören, wie jemand erstaunt nach Luft schnappte. Er drehte sich um.
    Nicht sehr weit entfernt sah er den Höhleneingang. Kurz davor hockte ein Junge – der Junge, der ihm gezeigt hatte, wie man Feuer erschuf – und wiegte einen Mann, der ziemlich tot aussah. Daneben stand Nicholas mit einem Schwert in der Hand.
    Matthias hatte Nicholas seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. Er kam ihm irgendwie größer und dünner vor. Er trug einfache Hosen und ein loses Hemd, beides arg verschmutzt. Sein blondes Haar klebte ihm verfilzt am Kopf und wirkte nicht mehr so kraftvoll wie ehedem.
    »Matthias«, sagte Nicholas, und in seiner Stimme lag eine so tiefe Traurigkeit, daß Matthias unweigerlich zusammenzuckte. Die Traurigkeit galt jedoch nicht ihm. Sie galt Jewel. Sie hatte seit jeher Jewel gegolten.
    Wußte Nicholas, was Matthias getan hatte? Wußte er, daß Jewel hier war, in einem Glasfigürchen eingesperrt?
    »Die Fey greifen dort unten die Stadt Constantia an«, sagte Matthias. »Die Leute sterben dort. Ich bin gekommen, um die Waffen zu holen.«
    »Weißt du denn, wie alles hier drinnen funktioniert?« fragte Nicholas und kam mit raschen Schritten auf Matthias zu. Matthias’ Herzschlag beschleunigte sich. Sein Hals schmerzte immer noch von Jewels Griff, und er fühlte sich

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